Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Fear

Fear

Titel: Fear Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tom Bale
Vom Netzwerk:
Jahre alt, und das war’s. Weder Herd noch Kühlschrank. Kein Stuhl zum Hinsetzen, nicht mal ein verdammtes Bad.«
    »Erzähl keinen Scheiß.«
    »Dort, wo mal die Wanne war, sind nur kaputte Fliesen und Spinnweben und Dreck. Die Dielen darunter sind total durchgefault. Die Rohrleitungen sind natürlich auch nicht mehr da. Nur noch ein Waschbecken und ein Klo. Und neben dem Klo ein Haufen Zeitungen, von denen man die meisten nicht mehr lesen kann, wenn du weißt, was ich meine. Ich würde dem Kerl an deiner Stelle lieber nicht die Hand schütteln.«
    Er machte eine Pause – vielleicht weil er einen Lacher erwartete, aber Leon fand das gar nicht lustig. In seinen Augen zeigte das nur umso deutlicher, was für eine Chuzpe dieser Victor besaß. Kühnheit war das Wort, das Fenton später benutzte. Reine Verarsche , hätte Leon gesagt.
    Glenn hüstelte ein bisschen verlegen und fuhr fort. »Keine Spur von einem Mobiltelefon. Könnte sein, dass er eins dabeihat, aber ein Ladegerät war auch nirgends zu finden. Ich schätze, dass er von einer Telefonzelle aus angerufen hat.«
    »Na, das wäre doch immerhin etwas«, meinte Leon. Das Positive akzentuieren.
    Je weniger Spuren Victor hinterließ, desto besser.
    43
    Die Lieferfahrten am Nachmittag hatten nichts mit dem Automatengeschäft zu tun. Joe bekam ein halbes Dutzend dicke braune Kuverts in die Hand gedrückt mit der Anweisung, sie bei verschiedenen Privatadressen in Trelennan und einigen Nachbarorten abzuliefern: Port Isaac, Camelford, Boscastle.
    Die Umschläge fühlten sich an, als ob sie dicke Papierbündel enthielten – vielleicht Geldscheine, vermutete Joe. Sie waren mit transparentem Klebeband verschlossen, das aber hier und da ein wenig lose war, und wahrscheinlich hätte man sie ohne sichtbare Beschädigungen öffnen können.
    Er dachte darüber nach, während er nach Port Isaac fuhr, kam aber zu dem Schluss, dass das Ganze schwer nach einem weiteren Test roch. Es wäre ein Leichtes, eines der Kuverts mit Mehl oder Tinte zu präparieren. Es war das Risiko nicht wert.
    Bei jeder Adresse musste er warten, bis der Empfänger das Päckchen persönlich entgegennahm. Und in jedem Fall hatte Joe den Eindruck, dass die Lieferung erwartet wurde. Vier Männer und zwei Frauen, und alle nahmen ihm die Kuverts mit kaum mehr als einem gemurmelten »Danke« ab.
    Um Viertel vor sechs war er zurück in Leons Haus, wo er zu seiner Erleichterung Fenton durch die Halle watscheln sah. Joe bekam seinen Lohn in einem Kuvert, das genauso aussah wie die, die er gerade ausgeliefert hatte, nur dass es wesentlich dünner war. Das beantwortete die Fragen, die Joe durch den Kopf gegangen waren. Er hatte tatsächlich Bargeld ausgeliefert, und es hatte sich wahrscheinlich um eine weitere Prüfung gehandelt.
    Nach seiner Rechnung hatte er an den zwei Tagen insgesamt rund achtzehn Stunden gearbeitet. Bei zehn Pfund die Stunde bar auf die Hand rechnete er mit hundertachtzig Pfund. Aber Fenton – oder Leon – sah das offenbar anders. Sie hatten ihm zweihundert ausbezahlt.
    Es war eine angenehme Überraschung, vollkommen unerwartet angesichts der überwiegend negativen Dinge, die man ihm über Leon Race erzählt hatte. Andererseits passte es zu dem, was Carl Ennis gesagt hatte. Streng dich an, dann sorgen sie auch für dich.
    Diana war mit dem Haushalt beschäftigt, als Joe zurückkam. Mit einem Anflug von schlechtem Gewissen stellte er die Tüte mit dem Wein ab, die er für den Abend gekauft hatte.
    Er fand sie oben, wo sie den Flur mit einem knallig lackierten Dyson saugte. Sie sah ihn, erschrak und schlug sich die Hand vor die Brust. Er rief eine Entschuldigung, und sie nickte.
    »Ist schon in Ordnung. Ich bin sowieso fertig.«
    Joe trug den Staubsauger, als sie zusammen nach unten gingen. In der Küche legte Joe den Wein unauffällig in den Kühlschrank, während Diana Kaffee kochte, und zählte dann hundert Pfund ab, die er ihr hinhielt.
    »Was ist das denn?«
    »Ich habe meinen Lohn für die ersten zwei Tage bekommen. Das ist ein Teil von dem, was ich dir schulde.«
    Sie starrte ihn an. »Joe, ich habe das als Freundschaftsdienst getan. Hast du etwa vergessen, dass wir Freunde sind?«
    »Ich kann nicht hier wohnen, ohne zu den laufenden Kosten beizutragen.« Er drückte ihr die Scheine in die Hand. »Ich spreche jetzt einfach mal ein Machtwort, okay? Keine Widerrede.«
    Widerstrebend nahm Diana das Geld an. Sie lächelte, aber Joe glaubte, die eine oder andere Träne in ihren Augen

Weitere Kostenlose Bücher