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Fear

Fear

Titel: Fear Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tom Bale
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glitzern zu sehen. Es erinnerte ihn an das Gespräch, das sie führen mussten, an die direkten, ehrlichen Fragen, die er stellen musste. Jetzt wäre die ideale Gelegenheit gewesen, aber er war müde, und er war schon spät dran.
    Das waren jedenfalls die Gründe, mit denen er sich herausredete. Vielleicht war es mehr noch seine Angst vor den Antworten, die er bekommen würde.
    Aber es war Diana, die ein schwieriges Thema ansprach. »Joe, ich weiß, dass du das leicht in den falschen Hals bekommen könntest, aber ich mache mir Sorgen um dich. Bitte sei vorsichtig mit Ellie.«
    »Wie meinst du das?«
    »Sie ist … Mein Gott, ich weiß nicht, wie ich es ausdrücken soll. ›Vorgeschädigt‹ klingt ein bisschen hart, und ich will ja nicht gehässig sein, ganz bestimmt nicht …«
    »Di, wir sind einfach nur ins Gespräch gekommen und haben uns ein wenig angefreundet. Mehr ist da nicht.«
    »Das denkst du vielleicht. Aber was ist mit ihr?« Sie schüttelte rasch den Kopf, als ob ihr eigener Gedankengang sie irritierte. »Oje. Ich höre mich an wie deine Mutter, nicht wahr?«
    Joe zuckte mit den Achseln. »Ein bisschen.«
    »Na, ich bin ja schon still. Es tut mir leid.«
    »He, kein Problem«, sagte Joe. »Ich verspreche dir, dass ich sehr vorsichtig sein werde. Immer schön auf dem Teppich bleiben.«
    Er hatte die Bemerkung schon mehr oder weniger vergessen, bis Ellie ihm die Tür öffnete. Sie trug ein schlichtes, aber figurbetontes ärmelloses schwarzes Kleid, vorn hochgeschlossen und hinten mit tiefem U-Ausschnitt. Es zeigte auf raffinierte Weise eine ganze Menge Haut, nur nicht an den wirklich interessanten Stellen.
    Sie begrüßte Joe mit einem Lächeln, worauf er sich vorbeugte und sie auf die Wange küsste. Nur aus Höflichkeit , versicherte die Stimme in seinem Kopf Diana.
    Sie wandte sich ab, um ihn hereinzulassen. Der Anblick ihres nackten Rückens mit den sich sanft abzeichnenden Wirbelhöckern ließ ihn erschauern. Ihre Haut hatte die Farbe von Honig, makellos und straff, mit gut ausgebildeter Schulter- und Rückenmuskulatur. Er ertappte sich bei dem Gedanken, was alles möglich war, auch wenn man die ganze Zeit auf dem Teppich blieb.
    Er hielt zwei Flaschen Sauvignon blanc hoch. »Ich hoffe, die sind genehm. Ich verstehe nicht allzu viel von Wein.«
    »Ich auch nicht«, sagte sie, während sie ihm die Flaschen abnahm. »Kalt und flüssig, das sind normalerweise meine einzigen Kriterien.«
    Ellie wartete, bis er seine Jacke ausgezogen und an die Garderobe gehängt hatte. Er konnte fast sehen, wie es hinter ihrer Stirn arbeitete; wie sie registrierte, dass er den Wein vorsorglich kalt gestellt hatte, dass er frisch geduscht und fein angezogen war und gut duftete. Dass er ganz genauso aussah wie ein Mann, der zu einem Rendezvous geht.
    »Was hat denn Diana dazu gesagt?«, fragte sie.
    »Nicht viel«, erwiderte Joe. »So nahe stehen wir uns nun auch wieder nicht.«
    Ellie lachte mit leicht spöttischem Unterton. »Nein. Aber ich wette, sie hat Ihnen geraten, sich in Acht zu nehmen.«
    Sie ging voran in die Küche, wo ihn der Duft von geschmortem Rindfleisch empfing. Die luxuriöse Ausstattung – es war ein großer Koch-Ess-Bereich mit handgefertigten Ahornschränken und Granitarbeitsplatten – überraschte ihn. Von außen sah man nur eine bescheidene Doppelhaushälfte mit vermutlich drei Schlafzimmern, grauem Schieferdach und verputzten, cremefarben gestrichenen Außenwänden.
    »Das hier hat den halben Garten verschlungen«, gestand Ellie. »Zum Glück war ich noch nie eine große Gärtnerin.«
    »Es ist wunderbar.« Joe fiel die Ähnlichkeit mit Dianas Küche auf. Die gleichen Dimensionen, dieselbe Raumaufteilung, und sogar die Schränke waren praktisch identisch. »War das alles schon so, als Sie eingezogen sind?«
    »Nein. Wir haben diesen Teil angebaut, ein paar Jahre nachdem wir es gekauft hatten.« Ellie wartete ab, ob er ihren Gebrauch der Pluralform kommentieren würde. »Mein Mann hat das gemacht.«
    »Oh. Dann sind Sie also verheiratet?«
    Mit unbewegter Miene entgegnete sie: »Ehrlich gesagt beunruhigt es mich ein wenig, dass Sie so lange gebraucht haben, um diese Frage zu stellen. Oder entspreche ich etwa dem Klischee der Bibliothekarin als vertrocknete alte Jungfer?«
    »Ganz und gar nicht. Ich wollte nur nicht neugierig sein.«
    »Ach ja? Etwa, damit Sie im Gegenzug auch keine Fragen beantworten müssen?«
    »Teilweise«, gab Joe zu.
    »Na, fragen Sie nur«, sagte sie trocken. »Ich bin

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