Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Fear

Fear

Titel: Fear Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tom Bale
Vom Netzwerk:
bisschen länger draußen herum, vor Kälte zitternd und auch vor Aufregung. Er brauchte etwas, um seine Nerven zu beruhigen. Was, war ihm ziemlich egal, da war er nicht wählerisch. Alkohol, Zigaretten, Gras, Benzos … was auch immer.
    Aber er hatte nichts von alldem. Er hatte gar nichts. Die letzte seiner Zigaretten hatte er vor dem Bahnhof von Bodmin Parkway geraucht, und jetzt, nachdem er das verdammte Taxi nach Trelennan hatte nehmen müssen, war sein ganzes Geld weg. Wortwörtlich bis auf den letzten Penny. Und das galt auch für die paar Kröten, die er im Pfandhaus für zwei popelige Ohrringe und eine Kamera gekriegt hatte. Die hatte er erst an diesem Morgen der Tante seiner Exfrau gestohlen, die Alzheimer hatte und ihm geglaubt hatte, als er ihr erzählt hatte, er sei vom Pflegedienst.
    Falls – was Gott verhüten möge – heute Abend etwas schiefgehen sollte und er das Geld nicht in die Finger bekäme, wüsste er nicht, wie er nach Hause kommen sollte. Er hatte sich zwar eine Rückfahrkarte für den Zug gekauft, aber der Bahnhof Bodmin war meilenweit weg; weiter, als er je in seinem Leben zu Fuß gegangen war. Das würde er niemals schaffen.
    Es musste heute Abend also klappen. Es gab keine Alternative. Keinen Plan B.
    Wird Zeit, dass du ein bisschen positiv denkst, sagte er sich. Er musste selbstbewusst auftreten. So tun, als wäre er ein abgebrühter Zocker. Sonst würde Leon Race Hackfleisch aus ihm machen.
    Wenigstens war das Crow’s Nest genau so, wie Leon es beschrieben hatte. Vic hatte schon befürchtet, es wäre eine Falle. Er hatte sich gesagt, wenn er hier angekommen wäre und nur eine winzige gottverlassene Pinte irgendwo am Arsch der Welt vorgefunden hätte, dann hätte er auf dem Absatz kehrtgemacht und wäre gleich wieder verduftet. Hätte er natürlich nicht gemacht, weil ihm das Geld zu wichtig war, aber immerhin hatte er jetzt eine Sache weniger, deretwegen er sich Sorgen machen musste.
    Aber am Arsch der Welt war es irgendwie schon. Leon hatte gesagt, es sei ungefähr eine Meile außerhalb von Trelennan, aber Vic konnte in der Ferne keine Lichter sehen. Vielleicht waren da Bäume oder ein Hügel im Weg. Straßenbeleuchtung gab es hier auch keine. Unter dem bewölkten Himmel, aus dem noch ein paar letzte Tropfen fielen, herrschte eine Finsternis, wie er sie seit Jahren nicht mehr gekannt hatte. Scheißprovinz …
    Positiv denken, vergiss das nicht. An den Fenstern waren teure Jalousien, und die Scheiben waren beschlagen, aber an den ganzen verschwommenen Silhouetten konnte er erkennen, dass das Pub rammelvoll war. Und auf dem Parkplatz standen die Nobelkarossen dicht an dicht. Vic wünschte, er hätte ein paar Freunde mitgebracht – er kannte Leute, die hätten diese prächtigen BMWs und Mercedes verschwinden lassen können, während er sein Geschäft mit Leon machte, und keine Sau hätte etwas gemerkt.
    Und ein bombensicheres Ding wäre das gewesen. Hier draußen auf dem Land kamen die Bullen bestimmt nur alle Jubeljahre mal vorbei.
    Er gab seinem Selbstvertrauen einen kleinen Schubs, hob einen Fuß an und setzte ihn unter Aufbietung seiner ganzen Willenskraft vor den anderen, dann zog er den nächsten nach, und ehe er sichs versah, steuerte er mit schnellen, ein wenig wackligen Schritten auf den Eingang zu. Jetzt gibt es kein Zurück mehr, sagte er sich. Jetzt wird nicht mehr gekniffen. Du darfst jetzt bloß noch an eines denken: das Geld, das Geld, das Geld.
    Er drückte die Tür auf, fand sich in einer Art Vorraum und gelangte durch eine weitere Tür in die Gaststube. Die Wärme und der Duft von üppigem warmem Essen und Alkohol waren so berauschend, dass ihm der Kopf schwirrte. Er atmete tief durch und schluckte gierig – da waren mehr Kalorien in der Luft, als er den ganzen Tag über zu sich genommen hatte. Ja, wenn er sich’s recht überlegte, hatte er seit fast vierundzwanzig Stunden keinen Krümel mehr gegessen.
    Wie hatte Leon es genannt? Ein Gastro -Pub? Victor hatte nicht so recht verstanden, was das heißen sollte, aber jetzt sah er es. Ein nettes Lokal der gehobenen Kategorie mit der Qualität und der Klasse eines Restaurants und der entspannten Atmosphäre eines Pubs. Es war alles sehr elegant: wunderschöne Holzböden und dazu passende Tische, eine Art edelrustikaler Stil. Schmucklose Wände, in einem dunklen Rotbraun gestrichen, und jede Menge schnörkelige moderne Kunstwerke, die wie silbrige Wimpern zwischen den Lampen hingen. Keine Pferdegeschirre an der Wand und

Weitere Kostenlose Bücher