Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Fear

Fear

Titel: Fear Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tom Bale
Vom Netzwerk:
keine Bierdeckel auf den Tischen und ganz gewiss keine Spielautomaten oder Dartscheiben. Dezentes Klaviergeklimper, fast völlig übertönt vom Stimmengewirr, und Kellner in frisch gestärkten schwarz-weißen Uniformen, die Vic an die Ober in einem Venedig-Urlaub vor vielen Jahren erinnerten.
    Einer der Burschen schwebte herbei, baute sich neben Vic auf und trat dann demonstrativ einen Schritt zurück. Er beäugte Vic skeptisch, und ein spöttisches Grinsen spielte um seine Mundwinkel.
    »Äh, mein Name ist Vic. Ich bin hier mit jemandem verabredet. Leon …«
    »Ah, Mr Race’ Gast.« Plötzlich knipste der Typ ein Hundert-Watt-Lächeln an. »Wenn Sie mir bitte folgen würden.«
    Er schlängelte sich zwischen den Tischen hindurch, an denen lauter glückliche, wohlhabend aussehende Leute saßen. Alle weiß, die meisten in mittleren Jahren oder älter, abgesehen von einigen wenigen jungen Männern mit ihren Freundinnen. Keine Kinder weit und breit – in Vics Augen keine so schlechte Sache. Er hatte es von Anfang an für einen schrecklichen Fehler gehalten, die Hosenscheißer in die Pubs zu lassen.
    Er bekam einen sehr guten Tisch am hinteren Ende des Raums mit fantastischem Blick aufs Meer, wie er nun feststellen konnte. Okay, draußen war es stockfinster, und es regnete, aber wofür hatte man schließlich seine Fantasie?
    »Toller Laden«, murmelte er.
    »Danke, Sir. Mr Race hat darum gebeten, Ihnen auszurichten, dass er sich verspäten wird. Kann ich Ihnen inzwischen etwas zu trinken bringen?«
    Vic zögerte – dieses quälende, unverkennbare Zögern der Mittellosen, worauf der Kellner nachschob: »Mr Race hat auch zu verstehen gegeben, dass Sie hier als sein Gast speisen könnten …«
    Das hörte sich doch schon besser an. Vic überspielte die Pause mit einem Nicken, als ob er nur überlegt hätte, was er nehmen sollte. »Ein Glas stilles Mineralwasser, bitte.« Er leckte sich die Lippen. »Hab einen höllischen Durst.«
    Der Kellner nickte verwirrt, was genau Vics Absicht gewesen war.
    »Sehr wohl, Sir …«
    »Und ein Pint Guinness. Und einen doppelten Brandy. Hennessy, wenn Sie den dahaben.«
    Der Kellner wandte sich zum Gehen. Vic grinste. Er ertappte den Mann am Nebentisch dabei, wie er verstohlen zu ihm herüberschaute, und er nickte ihm wie zur Begrüßung zu. Der Mann wandte rasch den Blick ab.
    Vic lachte in sich hinein. Tja, offenbar wollte ihm niemand in die Augen schauen. Na und? Was juckte ihn das, wenn er hier umsonst essen und trinken konnte, zumal als Dessert auch noch eine fette Barausschüttung lockte?
    Er passte nicht hierher, das war ihm klar. Er war unrasiert und angezogen wie ein Penner. Und er stank wahrscheinlich wie ein Iltis, nach dem Verhalten dieser Mädels im Zug zu schließen – boshafte kleine Flittchen, die an seinem Sitz vorbeigetänzelt waren, sich die Nase zugehalten und dabei »Puh, puh, puh« geträllert hatten. Wenn er ein Messer dabeigehabt hätte, dann hätte er sie alle …
    »Und zwar mit dem größten Vergnügen«, knurrte er. »Scheißschlampen.«
    »Ihre Getränke, Sir«, sagte der Kellner. Victor fuhr zusammen, und das Dementi lag ihm schon auf den Lippen. Das war nicht ernst gemeint. Ich hab sie nicht angerührt.
    Er schüttelte sich wie ein Hund am Strand, zwang seine zusammengebissenen Zähne auseinander und ermahnte sich: Positiv denken.
    Seine Getränke. Das Wasser kam mit Eiswürfeln und Zitrone, sauber und klar wie ein arktischer Morgen. Das Guinness hatte eine perfekte weiße Blume wie die Irische See in einer stürmischen Nacht, und der Brandy wartete in seinem bauchigen Glas wie ein böser Onkel mit einem maliziösen Funkeln in den Augen.
    Trink aus, mein Junge, und du wirst sehen, wohin ich dich führen kann …
    Victor leckte sich die Lippen. Infolge seines chronischen Geldmangels war er nun schon seit Monaten mehr oder weniger trocken. Und jetzt das.
    Das wird ein verdammt geiler Abend …
    45
    Joe starrte in sein Weinglas und drehte den Stiel zwischen den Fingern, während er herauszufinden versuchte, ob er mehr amüsiert als verärgert war oder umgekehrt.
    »Warum um alles in der Welt haben Sie mir das nicht gesagt? Warum hat Diana nichts gesagt?«
    »Ich kann nicht für sie sprechen. Was mich betrifft, fand ich es einfach nicht so wichtig. Ich habe sehr wenig mit Glenn zu tun.«
    »Aber Sie waren schon neugierig, ob Diana es mir als Erste erzählen würde?«
    »Wollen wir uns jetzt streiten?«, fragte Ellie und grinste verschmitzt.
    »Natürlich

Weitere Kostenlose Bücher