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FebruarNachtsTraum

FebruarNachtsTraum

Titel: FebruarNachtsTraum Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nicole Sowade
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schalte einen zweiten Alarm in 30 Minuten ein.
    »Du siehst müde aus. Warum schläfst du nicht einfach wie alle normalen Leute aus?« Er grinst. »Deinen Augenringen täte es gut.«
    »Weil heute Samstag ist.« Dass mein Leben nicht normal ist, diskutiere ich nicht im Halbschlaf. Und dass ich dank meiner halbherzigen Abschminkorgie verwischte Pandaaugen habe, auch nicht.
    Amüsiert kräuselt mein Bodyguard die Lippen. »Roman verpasst etwas«, murmelt er und beweist damit, dass er kein Profi ist, sondern sich als echter Mann einen Kommentar nicht verkneifen kann. Will er mir die Haare aus dem Gesicht streichen oder mich an der Nase ziehen? Obwohl nichts passiert, breitet sich eine gefährliche Wärme in meinem Bauch aus.
    Dann legt Alexander eine Miene auf, die so seriös ist, dass ich ihm sofort mein gesamtes Vermögen zur Verwaltung anvertrauen würde. Nicht, dass das besonders viel wäre. Er besinnt sich eines Besseren und steht auf. Die Matratze wippt. Er lässt mich allein.
    'Roman verpasst etwas.' Die Worte schaffen, was dem Wecker nicht gelungen ist: Sie beschleunigen meinen Puls und lassen meine grauen Zellen die Arbeit aufnehmen. Flirtet Alexander mit mir? Warum? Hat er Romans Warnung vergessen, dass mir niemand zu nahe kommen darf? Außerdem kann er mich unmöglich attraktiv gefunden haben. Sonst würde in allen Frauenmagazinen der Welt bei den 10 Tipps, wie man sich einen Mann angelt an Position eins stehen: Verwandle dich in eine Totalkatastrophe! Was ich von ihm halte, will ich lieber nicht sagen. Noch vor ein paar Tagen habe ich lautstark mit Roman diskutiert, dass ich keine Kopie von ihm hierhaben will. Nun scheint sich die Kopie nur mit Mühe beherrschen.
    Also raus aus den Federn! In meinem kuschligen Ganzkörperschlafanzug flitze ich ins Wohnzimmer. Unschlüssig werfe ich einen Blick auf den Balkon. Brrr. Draußen deckt Nebel die Stadt ein und es ist, wie zu erwarten, bitterkalt. Unentschlossen tipple ich weiter Richtung Küche, entdecke eine volle, heiß dampfende Tasse Milchkaffee. Das Aroma kitzelt meine Nase und gibt in meinem Gehirn den Befehl zuzugreifen. Zauberei! Ich schlürfe vorsichtig.
    »Das war eigentlich meine Tasse.«
    »Sicher?« Statt loszulassen, genehmige ich mir demonstrativ einen weiteren, großen Schluck, der mich noch wacher und damit auch eine Spur angriffslustiger macht. Auf der Tasse zischt Homer Kann nicht sprechen, esse! und zu wem passt das wohl mehr, Alexander oder mir? Außerdem stammt sie aus meinem Schrank, das Wasser fließt aus meinem Hahn und den Kaffee habe ich natürlich bezahlt, sauteuer, fair trade, die Krümel liegen auf der Anrichte. Die Indizien würden jeden Richter überzeugen und den Streitgegenstand mir zuschreiben.
    »Immer noch so gut gelaunt! Oder willst du an der Stelle nuckeln, an der ich bereits genuckelt habe?« Im Gegensatz zu seinem aufziehenden Ton nimmt sich Alexander wohl oder übel eine Werbetasse voller Versicherungs-Logos aus der hintersten Ecke vom Küchenregal. Die kann er gerne benutzen. Und ebenso gerne bei Gelegenheit fallen lassen.
    »Träum weiter!«
    Im Stehen dippe ich ein Brötchen in Nutella und schlinge es hinunter. Meine Zunge leckt sich die Schokolade aus den Zahnlücken und ich lutsche meine klebrigen Finger ab. Besser. Der Zucker kurbelt in Kombination mit dem Koffein meinen Kreislauf an, bis mein Akku wieder 100% Elizabeth anzeigt. So, jetzt noch schnell in meine zweitbeste Jeans mit dem knackigen Po, das Shirt übergezogen, plus einen dünnen und einen dicken Pullover, fertig! Ein klassischer Zwiebellook, geht immer!
    Pöpppöpppöpp.
    Mist! Zehn Uhr.
    »Wie viele Alarmstufen hat dein Wecker noch?«, fragt Alexander und reißt genervt den Stecker aus der Dose.
    »Stand das nicht in Romans Kurzbeschreibung über mich und mein Leben?« Ich quetsche mich eilig in meine ausgelatschten Chucks. Ich habe meinen Eltern versprochen, ihnen diesen Samstag bei der Auswahl ihres neuen Doppelbettes zu helfen und sie ein weiteres Mal zu begleiten, nun zu IKEA. Seit letztem Herbst beobachten sie die Berliner Möbelszene. Egal ob Höffner, Poco Domäne, Multipolster oder Stilwerk, meine Eltern kennen das Who is Who der Bettenwelt und ich mittlerweile auch. Ich habe so viele Matratzen, Bettgestelle und Lattenroste besichtigt, dass ich jederzeit als Schlafberaterin anheuern könnte. Man muss doch vergleichen, verteidigt sich Mama immer. Und ich gebe ihr ja Recht. Aber warum kann sie das nicht im Internet, wie jeder normale, moderne

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