FebruarNachtsTraum
immer noch in der Tür steht und mich bei meinem kindischen Emoticon-Kampf beobachtet hat. Er steht im Gegenlicht und seine Gesichtszüge sind nur schwer zu erkennen. Grinst er etwa? Studiert er mich? Gefällt ihm sein Job gerade richtig gut?
»Los, Marsch auf die Couch mit dir!«, knirsche ich mit den Zähnen.
»Schubst du mich jetzt herum, weil er dich herum schubst?« Er löst sich vom Türrahmen.
Pah! Als würde ich das je zugeben. »Ich schubse dich herum, weil er dich hierhin geschubst hast.«
»Elizabeth, Elizabeth …« Meine zickige Art beeindruckt Alexander null. Schmunzelnd schließt er die Tür hinter sich.
Nein, ich schubse ihn herum, weil ich schlecht Mitternacht aus meinem eigenen Bett fliehen werde, nur um Alexander loszuwerden. Es ist so ruhig, dass die Luft knistert und nur ein Klappern in der Heizung unterbricht ab und zu die Stille. Ich gähne, doch sobald ich die Augen schließe, beschäftigt mich der Tag. Unruhig drehe ich mich auf die Seite und liege so still wie möglich. Alexander beschäftigt mich.
Dann öffne ich genervt die Augen. Das ist ja nicht zum Aushalten! Und ich dachte, Roman drei Monate nicht zu sehen, wäre mein größtes Problem. Nun ist es, drei Monate Alexander um mich zu haben. Zu wissen, dass nur wenige Meter entfernt ein fremder, interessanter Mann auf meinem Sofa liegt und vielleicht genau wie ich die Decke anstarrt.
Lautlos richte ich mich auf, knipse die Nachttischlampe an und arbeite mich an meinem Laptop in den Schlaf.
- 7 -
Piep-piep-piep. Pause. Piep-piep-piep. Pause.
Schon hell? Seufzend ziehe ich mir die Bettdecke enger an die Ohren, drehe mich und spüre die Nachwirkungen meines Yogaausflugs im Rücken. Außerdem stößt mein Knie an etwas Hartes. Ich will nicht aufstehen! Dunkel erinnere ich mich an den gestrigen Abend, an die Diskussion mit Roman und die Blicke von Alexander. Sowie daran, schlaflos noch bis spät in die Nacht das Meeting nächste Woche vorbereitet zu haben. Warum klingelt mein Wecker so unbarmherzig? Wieder und wieder!
Piep-piep-piep. Meine Schlafzimmertür schwingt mit knarzenden Angeln erst einen Spalt und dann ganz auf.
»Ich lebe noch! Raus!«, motze ich in mein Kopfkissen und benehme mich nicht wie der gut gelaunte Sonnenschein, als den mich Roman sicher beschrieben hat. Alexander gehört für eine befristete Zeit zu meinem Leben, soviel akzeptiere ich allmählich. Das muss jedoch nicht für mein Schlafzimmer gelten.
PIEPPIEPPIEP. Der Wecker schaltet nach fünf Minuten sowohl eine Alarmstufe als auch Lautstärke hoch. Oh, Wunder der Technik! Als hätten die Ingenieure genau solche Schnarchnasen wie mich vor Augen gehabt. Unwillig aufzustehen, klemme ich mir statt der Decke ein Kissen über die Ohren. Wirkt nicht. Ist das zu fassen!
»Es ist Samstag, Elizabeth. Das weißt du, oder?«
»Hältst du mich etwa für verwirrt?! Klar! Und nun verschwinde!«
Alexander lässt sich von mir nicht herumkommandieren. Er schließt das Fenster, dreht die Heizung auf und macht Licht. Dann drückt er mit seinen gepflegten Händen den Wecker aus und setzt sich schwungvoll auf die Bettkante, dass aromatischer Kaffeeduft zu mir weht. Wieder stößt mein Knie gegen etwas Hartes. Bevor ich checke, was ich gerade auf den Boden schubse, rettet Alexander meinen zwischen den Deckenfalten ruhenden Hightech-Laptop vorm tödlichen Fall. Habe ich vorher mit meinen kleinen müden Augen seine erstmals legeren Jeans-Hosenbeine betrachtet, so befindet er sich nun vollends mit einem bequemen Pulli vom Boston College in meinem Blickfeld. Keine kleinen Augen, keine Anzeichen von Müdigkeit und bereits frisch geduscht und rasiert.
Wie unfair! Neidisch sehe ich zu, wie er den Kaffee trinkt, aber mir keinen Schluck mitgebracht hat. Dann ertappe ich ihn dabei, wie sein Blick über meine ramponierte Gestalt gleitet. Ich bin ganz sicher keine Morgenschönheit. Ich spüre die Reste meines schludrig abgeschminkten Mascaras. Meine Haare haben sich über Nacht verknotet und mein Mund ist trocken wie Knäckebrot. Ich starre eisern zurück und rufe mir Sabines Worte wieder ins Gedächtnis. Das dort ist mein Bodyguard. Er muss mich nicht schön finden und was auch immer er denkt, hat er gefälligst für sich zu behalten. Es gibt keinen Grund, meinen desaströsen Anblick in besserem Licht erscheinen zu lassen.
PIEPPIEPPIEP.
Wieder schlägt mein Wecker Alarm. Alexander hat offensichtlich nur die Schlummertaste gedrückt. Ergeben recke ich mich, um die Zeit zu lesen und
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