Federleicht & Bittersüß: 15 Gay - Romanze Kurzgeschichten
hast du mich
so genommen?
Warum wird es mir
jetzt zum Vorwurf gemacht?
Als wir uns
kennenlernten, hast du zu mir aufgesehen.
Jetzt beklagst du
dich, wenn ich auf dich hinab schaue.
Du mochtest es, wenn
ich die Entscheidungen traf.
Jetzt nennst du es
"über deinen Kopf hinweg entscheiden".
Du weißt doch, dass
ich auch andere Seiten habe.
Du bist der Einzige,
der mich gelegentlich schwach sieht, bei dem ich Schwäche zeige.
Du bist der, dem ich
mich unterwerfe, dem ich meinen Körper schenke.
Bei dir darf ich
mich gehen lassen.
Wenn du mich nimmst,
gehorche ich dir, aber wenn wir das Bett verlassen, dann wechseln die
Kompetenzen.
Was machst du mir
zum Vorwurf?
Dass du dich
weiterentwickelt hast, während ich so geblieben bin, wie ich war?
Soll ich dafür
verantwortlich sein, dass du plötzlich mit deiner Rolle unzufrieden
bist?
Meine Haut juckt.
Ich beginne mich zu kratzen. Ich habe das Gefühl, eine Schicht nach
der anderen in Fetzen zu legen.
So als würde ich
Antworten finden, wenn ich nur lang genug unter der Oberfläche
danach suche.
Was bleibt, wenn du
nackt vor dem Spiegel stehst?
Ich stehe davor und
ich sehe einen Menschen, der sich kennt, aber gern die Augen vor der
Wahrheit verschließt.
Was würdest du
sehen, wenn du neben mir stehen würdest?
Licht und Schatten
Licht ist Leben.
Kein Wachstum ohne
die helle, leuchtende Kugel am Himmel.
Keine Leben ohne die
wärmenden Strahlen, die wie Finger durch die Wolken greifen.
Licht umfängt mich,
streichelt mich. Ich stehe hier am offenen Fenster, nackt, wie Gott
mich schuf. Nackt und schutzlos.
Ich trage nur meine
Haut. Sie schimmert, glänzt matt im Licht der untergehenden Sonne.
Ihre Strahlen wärmen
mich nicht mehr. Ich sehen dabei zu, wie Schatten in den Raum dringt,
auf mir entlang kriecht.
Lauernd hatte er
gewartet, ergreift jetzt seine Chance.
Schleichend, gierig,
bedrohlich nimmt er von mir Besitz.
Frisst immer mehr
des nur noch glimmenden Lebensspenders.
Je höher er an mir
empor steigt, desto mehr scheint er mir den Atem zu nehmen. Genau wie
die Kälte, die um sich greift.
Sie hüllt mich ein,
lässt das Herz panisch in meinem Leib schlagen.
Die Enge um meine
Brust nimmt zu, genauso wie der Raum, der in den bedrohlichen
Schatten gehüllt ist, plötzlich wie ein Gefängnis wirkt.
Das Bett in der
Ecke, unsere Insel der Liebe, ist kaum noch zu sehen.
Liebe!
Liebe ist wie Licht
und Schatten.
Sie ist warm oder
unterkühlt.
Sie ist hell, wenn
sie erwidert wird, oder lässt mich in tiefe Dunkelheit stürzen,
wenn sie mir verwehrt bleibt.
Du bist das Licht
und der Schatten.
Wenn du mich liebst,
wärmst du mich.
Wenn wir uns lieben,
brenne ich.
Wenn du da bist,
scheint die Sonne, auch wenn es draußen trübe und dunkel ist.
Bist du bei mir, hat
der Schatten keine Macht über mich. Schafft er es nicht mir die
Kehle zuzuschnüren.
Aber du bist nicht
da!
Die Angst, dich zu
verlieren, lässt das Licht schneller schwinden und die Dunkelheit
gewinnt an Kraft.
Unter mir scheint
der Boden zu verschwinden, tut sich ein Loch auf.
Die Hölle!
Ein alles
verzehrendes Brennen, das Höllenfeuer der Angst. Die unsichtbaren
Flammen lecken an meinen Beinen, schlingen sich um meine Schenkel
immer weiter empor.
Angst!
Dieses Gefühl,
welches einen ganz und gar gefangen nimmt. Ich fürchte mich davor,
dich zu verlieren. Dich und das Licht, welches mein Leben erhellt ...
Rotes Licht ...
Es streichelt meine
Haut, wärmt sie. Innen bin ich kalt.
Rotes Licht ...
Lässt meine Haut
begehrlich schimmern.
Innen bin ich
ekelhaft anzusehen.
Rotes Licht ...
Gaukelt Gefühle
vor, die ich nicht empfinde.
Rot, wie die Liebe,
rot wie Leidenschaft, rot wie Blut, welches heiß in den Lenden
pulsiert.
Mein Blut pulsiert
nicht heiß.
Mein Blut ist kalt,
lässt mich zittern.
Auch wenn es mich
hart werden lässt, ist es eine rein körperliche Reaktion.
Ich empfinde nichts.
Ich agiere nur,
kenne das Drehbuch in und auswendig.
Gebe dich geil,
unterwürfig, lass dich ficken, tu, was dein Freier von dir verlangt.
Genau das mache ich.
Wenn es verlangt wird, komme ich, spiele ich Leidenschaft.
Das rote Licht hilft
mir, die Kälte nicht zu spüren. Den Ekel nicht zuzulassen.
Grobe Hände,
stinkender Atem, harte, gefühllose Penetration, die mich innen wund
zurücklässt. Jeden Tag ein wenig sterben. Jeder Stoß ein töten
auf Zeit. Langsam rinnt meine Seele durch eine Sanduhr, Korn für
Korn.
Rot schimmert der
Sand im Licht. Verletzlich
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