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Federschwingen

Federschwingen

Titel: Federschwingen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lena Seidel
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Schlechteste. So würde er zumindest nicht den Eindruck erwecken, Interesse an einem Treffen mit dem Dämon zu haben.
     
    ~*~
     
    Dantalion ärgerte sich zu Tode.
    Gerade hatte Leonard ihm mitgeteilt, dass Rory ihn aus der Untersuchungshaft angerufen und einen Anwalt angefordert hatte. Nachdem sein Kunstschmuggel im großen Stil aufgeflogen war, war das gesamte Hafengebiet abgeriegelt und etliche Verdächtige festgenommen worden, unter anderem Rory.
    Leonards Laune war im Keller, aber das wunderte ihn nicht. Und dass er den Ärger an ihm ausließ, war klar. Diese Entwicklung war mehr als unerfreulich und Dantalion wusste genau, wem er das zu verdanken hatte. Dass er selbst der Hauptschuldige war, weil er in einem berauschenden Mix aus Vorfreude über das Date und Wut über Eraels abschließende Aggressivität viel zu früh die Bühne verlassen hatte, ignorierte er geflissentlich. Er war gar nicht schuld. Es war einzig und allein Eraels bodenloser Hinterhältigkeit zu verdanken, dass es so weit gekommen war! Diese blonde Sünde hatte ihm so den Kopf verdreht, dass all seine Professionalität flöten gegangen war.
    Fluchend warf er die Tür zu Leonards Büro ins Schloss. Dass seine Mission fehlgeschlagen war, wusste er ja schon länger und das war der Grund, warum er sich noch nicht bei Erael gemeldet hatte. Dass Rory aber immer noch nicht freigelassen worden war, machte die Sache nicht bloß unangenehm, sondern untragbar. Rory saß zwar noch nicht lange hinter schwedischen Gardinen, doch jede Minute war eine zu viel. Das würde er Erael nicht verzeihen. So verlockend der Kerl auch war, mit so etwas Hinterhältigem wollte er nichts zu tun haben. Gut, Sex war vielleicht noch in Ordnung, aber garantiert kein Date oder eine anderweitige Zeitverschwendung.
    Aber jetzt brauchte er erst einmal etwas, mit dem er seinen Frust wegspülen konnte. Zu allem Überfluss hatte Leonard ihm Hausarrest angedroht, falls er die Sache nicht innerhalb der nächsten achtundvierzig Stunden in Ordnung brachte. Dabei hatte er nicht einmal die leiseste Idee, wo er ansetzen sollte. Und warum? Weil ihm Erael dermaßen im Kopf herumspukte, dass kaum für andere Gedanken Platz war. Zum Kotzen! Was allerdings allem die Krone aufsetzte, war, dass er in den nächsten Tagen ohnehin erst einmal zurück in die Hölle musste. Wie Seere und Leonard musste auch er in regelmäßigen Abständen in heimatliche Gefilde, um seine Kräfte aufzutanken. Was in diesem besonderen Fall bedeutete, dass er eine ganze Weile allein schlafen musste, wenn sich Erael weiterhin so hartnäckig in seinem Denken festsetzte, dass er auf nichts anderes Lust hatte … Und DAS war absolut inakzeptabel.
    Dantalion stapfte die breite Freitreppe nach unten und grummelte dabei wütend vor sich hin. Es war so eine Gemeinheit von Leonard, ihn derart unfair zu behandeln!
    Leise grollend öffnete er ein Fach der großen Schrankwand im Wohnzimmer und bediente sich an Leonards teurem Whisky. Allerdings bescherte ihm der Alkohol nur wenig Genugtuung, obwohl es sich dabei um Leonards Allerheiligstes handelte. Wenn er sich in der Dämonenvilla befand, waren seine mentalen Barrieren so hoch gezogen, wie er nur konnte. Erstens wollte er seit Langem nichts mehr von Leonards Gedanken über Seere hören, und zweitens brauchte sogar der beste Telepath eine gewisse Zeit, in der ihm sein Kopf allein gehörte. Dantalion war sich sicher, sonst in dem irren Strudel fremder Gedanken einfach unterzugehen und sich zu verlieren.
    Er goss das Glas wieder voll und hob es an die Lippen. Dabei bemerkte er aus dem Augenwinkel ein merkwürdiges weißes Schimmern auf dem Teppich. Ver wundert stellte er das Glas auf dem Tisch ab, an dem er vorbeiging, um nachzu sehen, was auf dem Boden lag. Wer hatte da wohl seinen Einkaufszettel verloren?
    Als er näherkam, runzelte er verwundert die Stirn. Aber das war doch ... nein, unmöglich, oder? Es war eine lange, weiße Feder. Er hob sie auf und drehte sie am Kiel zwischen seinen Fingern. Dabei fiel ihm der besondere Glanz auf, den kein Vogel in seinen Schwingen hatte. Das hier war eine Engelsfeder.
    Noch interessanter aber war, wie sie hierher kam. Und da hinten, da lag noch eine! Wie ein Spürhund auf einer Fährte lief Dantalion hin, sein Herz schlug in heller Aufregung. Allerdings war das keine positive Aufregung, denn falls ein Engel in diesem Haus war, dann sicher nicht freiwillig. Er pflückte die nächste Feder vom Boden, betrachtete sie, ein eiskalter Schauer

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