Federschwingen
ist ein echter Nerz. Von damals noch glücklichen, freilebenden Nerzen.“
Erael kräuselte die Nase, er kuschelte lieber mit einem lebendigen Wesen als mit einem toten. Da machte es auch die Betonung, dass der Ursprung keine widerliche Nerzfarm war, nicht besser. Nachdem er in seine Kleider gestiegen war, die Dantalion in der Zwischenzeit gewaschen zu haben schien, folgte e r ihm wortlos nach unten und konnte zum ersten Mal den Luxus betrachten, mit dem die Dämonen sich umgaben. Es war nicht übermäßig pompös, aber den Einrichtungsgegenständen war eine hohe Qualität anzusehen . Die meisten Möbel in der Empfangshalle waren im Jugendstil gehalten, um den Eindruck des Herrenhauses, in dem sie sich befanden, beizubehalten. Dantalion dagegen war ein wenig moderner eingerichtet. Eine interessante Zeitreise innerhalb von ein paar Schritten. Erael vermutete, dass Jelial über das Haus und das Interieur abfällig die Nase gerümpft hätte. Ihm jedoch gefiel der Stil, in dem Leonard ihr Domizil gestaltet hatte, denn nur er konnte es gewesen sein. Wäre Dantalion dafür zuständig gewesen, hätten die Zimmer wahrscheinlich der Behausung eines Rockstars geglichen. Bei Seere … Erael runzelte die Stirn und biss die Zähne zusammen. Nein, dessen Stil wollte er sich gar nicht erst vorstellen.
„Willst du Kaffee, Espresso, Cappuccino?“ Dantalion riss ihn mit seiner Frage aus den Gedanken.
„Ich nehme, was du trinkst, ich will keine Umstände machen.“
Er wurde von einer überraschend kräftigen Hand auf einen der Stühle gedrückt und durfte beobachten, wie der kleine Dämon durch die Küche wirbelte. Es dauerte nicht lange, bis sich auf dem Tisch etliche Köstlichkeiten befanden, die Erael das Wasser im Mund zusammenlaufen ließen. Zuletzt machte Dantalion sich an der Kaffeemaschine zu schaffen, das Gerät gab gurgelnde und prustende Laute von sich, während aufgeschäumte Milch und duftender Kaffee in die untergestellten Gläser liefen.
Mit leuchtenden Augen ließ sich Erael den Kaffee vorsetzen, konnte nicht abwarten, davon zu trinken und verbrannte sich dabei ein wenig die Zunge. Schon nach dem ersten Schluck wurde ihm klar, dass er dankbar für den Cappuccino war. In Reinform hätte sich dieser starke Kaffee wohl durch Eraels delikaten Magen gefressen, so stark war er.
„Ich glaube, heute werde ich nicht mehr schlafen.“ Erael lachte leise, als Dantalion sich für das Kompliment bedankte.
Erael belegte sich seinen Toast mit frischem Camembert.
„Soll ich uns Eier und Speck machen?“, bot Dantalion an.
„Nein danke. Ich esse kein Fleisch“, erwiderte Erael. So viel Zuvorkommen hätte er von Dantalion nicht erwartet. Er saß hier an einem Frühstückstisch mit drei unterschiedlichen Marmeladensorten, Honig, diversem Käse, Wurst, Müsli und Obst.
Erael nahm eine Kiwi auf seinen Teller und schnitt sie auf. Er kam sich wertgeschätzt und verwöhnt vor, etwas, womit er bei Dantalion nie gerechnet hätte. Vielleicht war das einer der Gründe, warum er es jetzt durchaus genoss, obgleich er sich ein wenig dafür schämte. Er wollte gerade in seinen Toast beißen, als er ein unscheinbares Glas mit dunkelrotem Inhalt entdeckte, seine Augen wurden groß. Camembert mit Preiselbeeren war beinahe schon dekadent für seine Begriffe. Solcher Luxus war bei Jelial verpönt. Das hielt ihn jedoch nicht davon ab, sich einen gehäuften Löffel davon auf seinen Käse zu schaufeln.
Während des Frühstücks sprachen sie wenig und die paar Sätze, die sie wechselten, waren banal. Erael war kein großes Plappermaul, trotzdem empfand er das Schweigen zwischen ihnen dieses Mal als unangenehm. Angesichts des Abends zuvor war er peinlich berührt, was sich verstärkte, als Dantalion sich eine Banane schälte. Er konnte gar nicht anders, als daran zu denken. Daher beschleunigte er die Nahrungsaufnahme und verkniff es sich, das lecker aussehende Müsli zu probieren.
„Danke, das war ein schönes Frühstück“, sagte er, um das Ende desselben einzuleiten. Er wollte nach Hause, wo er nicht mehr Dantalion und seinem verführerischen Anblick ausgesetzt war.
„Du willst schon gehen?“ Wie es schien, hatte Dantalion genau verstanden, was er hatte sagen wollen. Erael nickte.
„Es wird Zeit für mich, ich will nicht, dass meine Freunde anfangen, nach mir zu suchen.“ Hatten sie das nicht zuvor bereits erörtert? Quietschend schrammte sein Stuhl über den Marmorboden, als er ihn zurückschob und aufstand. Einen Moment lang
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