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Federschwingen

Federschwingen

Titel: Federschwingen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lena Seidel
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schaute er Dantalion an, dann hielt er ihm die Hand hin. „Danke für alles.“
    Ein Schauer lief über seine Haut, als Dantalion sie ergriff und mit dem Daumen über seinen Handrücken strich. Nutzte dieser elende Dämon wirklich jede erdenkliche Chance zu einem Flirt? Erael zog die Hand zurück, drehte sich um und marschierte aus der Küche, ohne sich noch einmal umzudrehen. Im Gang blieb er kurz stehen und sah sich um, bis er die Ausgangstür entdeckte. Erst eine Sekunde später als nötig setzte er sich in Bewegung, sich selbst innerlich scheltend, weil er darauf gewartet hatte, dass Dantalion hinter ihm herkäme. Was er enttäuschenderweise nicht tat.
    Beschämt musste Erael zu Fuß gehen – zumindest bis zur nächsten größeren Straße, wo er ein Taxi anhalten konnte.
    Daheim angekommen wurde er lediglich von Yashiel in Empfang genommen. „Wo warst du die ganze Zeit? Norton hat angerufen, du hast den Termin verpasst.“
    Norton war einer ihrer irdischen Mittelsmänner, der in einer caritativen Einrichtung arbeitete und Jugendliche von der Straße holte.
    „Ach, ver d...“ Erael klappte den Mund zu, bevor der unangemessene Fluch vollends über seine Lippen kam, und rollte mit den Augen. „Ich war … bei einem Bekannten.“
    „Ach was? Und deswegen siehst du so ramponiert aus? Muss ja eine heftige Bekanntschaft sein.“ Yashiel sprach wie üblich beinahe monoton, dennoch hatte diese Aussage für Erael einen spöttischen Unterton, der mitschwang. Er kräuselte die Nase und schob sich an Yashiel vorbei.
    „Geht dich nichts an. Oder interviewst du Zamael und Jelial auch, wenn sie mal eine Nacht weg waren?“ Erbost stapfte er in sein Zimmer und schlug die Tür hinter sich zu. Yashiel sollte sich aus seinen Angelegenheiten halten. Er hatte keine Lust, seinen Kollegen auf die Nase zu binden, was geschehen war – und mit wem.
    Es war ohnehin schlimm genug, dass er Dantalion so nah an sich herangelassen hatte. Dass er zugelassen hatte, von ihm geküsst zu werden. Dass er sich so hatte berühren lassen ...
    Erael schloss die Augen und schüttelte den Kopf, so als könnte er dadurch die aufkeimenden Erinnerungen von letzter Nacht vertreiben. So etwas durfte nie wieder geschehen, schwor er sich. Er liebte Dantalion nicht. Und auch, wenn sich das ändern könnte – Dantalion hatte eine durchaus liebenswerte Art, die ihn wie magisch in seinen Bann zog – so glaubte er nicht, dass ein Dämon ihn jemals zurück lieben würde. Nicht einmal bei Engeln gab es eine Garantie auf Gegenliebe. Also war es besser, Abstand zu nehmen, ehe er sich tatsächlich verliebte. Die Folgen wären nicht auszudenken. Nie mehr wollte Erael sich so fühlen und daher beschloss er, sein Herz vor Dantalion zu verschließen, bevor der die Hintertür dazu über seine körperlichen Bedürfnisse fand.
    Natürlich wollte Erael berührt werden. Aber nur von einer Hand, die sich ihm auch helfend entgegen streckte, wenn er sie brauchte. Das jedoch traute er Dantalion beim besten Willen nicht zu. Erael war der festen Überzeugung, dass Dämonen und Engel ein wesentlicher Faktor unterschied: Dämonen waren egoistisch, einzig auf ihren eigenen Vorteil bedacht und nicht in der Lage, selbstloses Mitgefühl oder Hilfsbereitschaft zu zeigen.
    Dass Dantalion ihn gerettet hatte, irritierte ihn, es störte das Bild, das er von den Dämonen hatte. Und wenn Dantalion ihn lediglich so fürsorglich behandelt hatte, um an ihn heranzukommen – von Leonards Befehl einmal abgesehen . Das wäre ihm sogar durchaus zuzutrauen, immerhin hatte Dantalion offenbar starkes Interesse an ihm.
    In manchen Momenten wäre er gern selbst ein Telepath, um nach Dantalions Motiven zu forschen. Es war perfide, wie Dantalion seine Gedanken gelesen und daher genau gewusst hatte, dass er ihn begehrte. Und er hatte dieses Wissen eiskalt eingesetzt. Erael kaute an seiner Unterlippe, die bei der Erinnerung an die Küsse prickelte. Verfluchter Dämon, warum musste er auch so verführerisch sein? Erael war sich sicher, dass das für Dantalion ein amüsantes Katz- und Maus-Spiel war. Dantalion wollte mit ihm, seiner Beute, spielen und ihn schließlich mit Haut und Haaren verschlingen. Oder mit Leib und Seele. Leider war Erael stark versucht, sich auf diese Weise verschlingen zu lassen. Die Sehnsucht , nicht allein zu sein, wurde allmählich übermächtig. So viele Jahre hatte er sich verschlossen und Dantalion überwand seine inneren Widerstände einfach so, als wären sie ein kleiner

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