Federschwingen
eine Fähigkeit wie Leonards hilfreich wäre: Man könnte ihm einfach befehlen, sich wie ein zivilisierter Mensch zu verhalten. Ob sich Leonard für so etwas zur Verfügung stellen würde? Innerlich schmunzelnd verwarf er die Idee. Leonard würde ihm einen Tritt in den Allerwertesten geben, mehr aber auch nicht.
„Weißt du wenigstens, warum er sich so verhält?“
Wieder das Kopfschütteln des Streetworkers. „Er verschließt sich komplett. Jeder Versuch eines Gesprächs wird sofort von ihm abgeblockt.“
Erael wusste nicht, warum, doch ihm fiel Dantalion ein, kaum dass Frank geendet hatte. Einem Telepathen war es wahrscheinlich egal, ob man redete. Gedanken schwiegen nicht. Es wäre einen Versuch wert, Dantalion zu überreden, ihm zu helfen. Das hätte außerdem den Vorteil, dass er ihn gefahrlos und ohne direktes Date treffen könnte.
Sofort schüttelte er den Kopf über diesen dummen Gedanken. Ausgerechnet der sollte ihm helfen? Das war ebenso abwegig, wie die Idee, dass Leonard ihm helfen würde. Bloß weil Dantalion zufällig mit ihm ins Bett wollte, würde er sich sicher nicht in seine Engelsangelegenheiten einmischen. Zumal Dantalion damit seiner eigenen Sache schaden würde. So weit würde der Dämon garantiert nicht gehen.
„Dieses Verhalten ist Selbstschutz und das weißt du auch.“
Norton nickte. „Klar. Aber ich kann ihn ja nicht zwingen, mir zu vertrauen. Das ist ein langer Prozess. Ich hatte gehofft, dass du es vielleicht versuchen könntest. Kannst du nicht deine Stundenanzahl hier erhöhen? Ich brauche dich gerade. Robert bringt alle hier total durcheinander. Die anderen orientieren sich an ihm und er führt sie in die falsche Richtung. Wenn das so weiter geht, sehe ich schwarz für seine Zukunft.“
Erael nickte verstehend, wusste aber nicht, ob er Nortons Bitte nachkommen konnte. „Ich muss das erst mit Jelial absprechen. Aber vielleicht können wir jemanden für dich anfordern.“
„Nein, ich möchte, dass du es machst. Die Kids haben Respekt vor dir, vielleicht, weil du so groß bist.“ Norton selbst war kaum größer als Dantalion.
Ärgerlich schnaubte Erael. Wieder schweiften seine Gedanken zu ihm ab.
„Ich werde das so weiterreichen. Aber versprechen kann ich dir nichts, so gern ich würde.“
Er sah Norton nicken. „Ich kann auch selbst mit Jelial reden. Vielleicht kann ich ihr die Dringlichkeit klar machen.“
„Nein“, widersprach Erael. „Sie ist nicht leicht zu handhaben. Ich weiß besser, wie ich ihr das verkaufen kann.“ Er legte eine kleine Pause ein, in der einmal mehr Dantalion in seinem Kopf herumschwirrte. Erneut verjagte er ihn konsequent. Das hier war seine Arbeit, da brauchte er seine volle Aufmerksamkeit.
„ … nicht auch?“
Erael blinzelte irritiert. Mist, da hatte er nicht aufgepasst. Er räusperte sich und schaute Norton verlegen an. „Ähm, entschuldige, ich habe gerade über eine Methode nachgedacht, Robert zum Reden zu bringen. Was hattest du gesagt?“
„Ich habe dich gefragt, ob du nicht auch der Meinung bist, dass wir trotzdem so schnell wie möglich mit Jelial reden sollten? Beziehungsweise du, nachdem du mich da raushalten willst.“
„Ich mache mich gleich auf den Weg und rufe dich nachher an. Einverstanden?“
Franks überglückliches Lächeln allein war den Versuch wert, Jelial zu überzeugen.
„In einer halben Stunde?“
Erael spürte, wie seine Wangen sich erhitzten.
„Nein, es wird ein wenig länger dauern.“ Franks fragender Blick schrie förmlich nach Erklärungsbedarf. „Ich …“ Erael holte tief Luft und zuckte peinlich berührt die Schultern. „Ich kann derzeit nicht fliegen, bin also auf die normalen Verkehrsmittel der Menschen angewiesen.“ Sollte Frank jetzt loslachen, würde er sich umdrehen, verschwinden und nie wiederkommen. Arbeit hin oder her. Aber nichts dergleichen geschah. Frank sah lediglich interessiert aus, fragte jedoch nicht nach und verzog ansonsten keine Miene.
„Soll ich dir ein Taxi rufen?“
„Ja, das wäre nicht schlecht.“
„Bist du verletzt?“, fragte Norton, nachdem er sein Telefonat beendet hatte. „Ich hoffe, es ist nichts Ernstes.“
Erael lächelte. Norton hatte ein wahrhaft gutes Herz. Warum konnte er sich nicht in so jemand ... Nein, nicht schon wieder! Er verliebte sich nicht! Und ganz sicher nicht in Dantalion. Er musste ihn aus seinem Kopf bekommen, durfte nicht an ihn denken!
„Nein, nein“, antwortete er. „Es ist alles in Ordnung, ich kann nur gerade nicht
Weitere Kostenlose Bücher