Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Federschwingen

Federschwingen

Titel: Federschwingen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lena Seidel
Vom Netzwerk:
fliegen.“
    Frank nickte und lächelte ihn an. „Alles klar. Wenn ich dir irgendwie helfen kann, sag Bescheid. Ich würde alles tun für dich.“
    Eraels Herz füllte sich mit Wärme und Zuneigung. Frank war so ein freundlicher Mensch. Auch wenn es nichts gab, was er tun könnte, so war allein dieses Angebot, diese Aufopferungsbereitschaft, ein großer Akt der Nächstenliebe, der ihn lächeln ließ.
    Erael nahm seine Hand und drückte sie fest. „Ich weiß, Frank, und ich danke dir für dieses Angebot. Du tust genug für die Menschen. Da musst du deine Kraft nicht für die Engel verschwenden. Wir sind für euch da, verstanden?“
    Er lächelte breit und schaute in Franks wache, dunkle Augen. „Wenn die Welt voll mit Menschen wie dir wäre, wären wir arbeitslos.“
    Jetzt war es an Frank zu lächeln. „Wäre aber auch langweilig, oder? Gäbe es keine Dunkelheit, würden wir das Licht gar nicht erkennen. Wir brauchen die Schattenseiten, um die Helligkeit wertschätzen zu können. So gibt es immer etwas, wofür es sich zu kämpfen lohnt, etwas, das uns leitet und uns Glauben gibt.“
    Da hatte Frank erstens recht und zweitens gab er ihm damit einen Denkanstoß der ungewollten Art. Es war ein Wechselspiel zwischen Engeln und Dämonen, die einen hätten ohne die anderen keine Daseinsberechtigung. Früher vielleicht, heute jedoch nicht mehr. Es war allgemein bekannt, dass sie die gleichen Wurzeln hatten; man dachte nur nicht mehr daran.
    „Das stimmt, Frank“, sagte er leise. Damit hob er die Hand zum Gruß, wandte sich um und verließ das kleine Büro. Vor dem Haus hupte das Taxi, Erael beeilte sich, damit der Fahrer nicht so lange in der vielbefahrenen Straße in zweiter Reihe warten musste.
    Engel und Dämonen waren gar nicht so verschieden. Sie brauchten einander, den Wettstreit, um die Waage zwischen Gut und Böse zu halten.
     
    ~*~
     
    Dantalion hatte Erael gerade erst verabschiedet, da kam Leonard die Treppe herunter und stellte sich in den Türrahmen der Küche. Dantalion seufzte. Konnte man hier vielleicht irgendwann mal seine Ruhe haben? Leonard war so ziemlich der Letzte, den er jetzt sehen wollte.
    „Dantalion, du holst Seere zurück. Und wenn du schon im Untergrund bist, bleibst du gleich dort und regenerierst dich.“
    Dantalion hob die Brauen. Was ging jetzt ab? Ahnte Leonard, dass er das letzte Bisschen seiner Kräfte in der vergangenen Nacht verbraucht hatte? Anders konnte er es sich nicht vorstellen, Leonard war normalerweise nicht so überfürsorglich zu ihm. Bei Seere war das etwas anderes, aber Dantalion hatte selbst zu wissen, wann es für ihn an der Zeit wurde, sich ‚ aufzuladen ‘ . Oder vermisste Leonard Seere? Das lag eher im Bereich des Möglichen, als die Vorstellung, Leonard würde Rücksicht auf ihn nehmen.
    Er nickte knapp. „Hatte ich ohnehin vor. Soll ich jetzt gleich los?“
    „Ja.“ Einsilbige Antworten waren in letzter Zeit bei Leonard zur Tagesordnung geworden, seit dem Überfall auf Morten. Dabei war ihm wohl richtig bewusst geworden, dass Morten eine starke Konkurrenz war. Dantalion beherrschte sich, um nicht genervt mit den Augen zu rollen.
    Stattdessen begab er sich ohne Umwege in den Keller, wo sich ihr Portal zur Unterwelt befand. Anders als Seere konnte er nicht direkt dorthin teleportieren. Das war nicht weiter schlimm, sie saßen ja direkt an der Quelle.
    In der Unterwelt angekommen, flog er zu Seeres Anwesen, um ihn zurück zu beordern. Tief atmete er den Duft seiner Welt ein und spürte, wie die Energie der Hölle ihn erfüllte und die Kraft in ihn zurückströmte. Lang würde er nicht brauchen, ein paar Tage vielleicht. Er seufzte in den Flugwind. Inzwischen hatte er sich so an die Erde gewöhnt, dass er am Liebsten dauerhaft dort leben würde.
    Da Seere adliger Herkunft war, musste er sich erst ankündigen, obwohl er ihm im Rang in nichts nachstand. Das Protokoll verlangte es so. Er wurde in einen Salon geführt, in dem er warten sollte. Allerdings war Seere binnen weniger Minuten bei ihm.
    „Du jetzt also auch?“, blaffte Seere ihn an. Sein Zorn war offensichtlich nicht verraucht, eher im Gegenteil.
    „Ich soll dich zurückholen und selbst regenerieren“, berichtete Dantalion. „Du kannst also ...“
    Ein Knall hallte durch den Raum und Seere war verschwunden. Dantalion schüttelte den Kopf, um das Pfeifen in den Ohren loszuwerden. So wütend hatte er Seere selten erlebt. Gut , dass er die folgende Diskussion zwischen Seere und Leonard nicht mitbekam.

Weitere Kostenlose Bücher