Federzirkel 02 - Verführung und Hingabe
zerbrechen. „Deswegen hast du vorhin diese neue Peitsche bestellt und den Edelstahlplug?“
„Nicht ich bekomme etwas in den Arsch gesteckt.“
Sie trafen sich mit Timothy in dem Wäldchen, das an Kims Weide angrenzte. Ihr Freund schüttelte den Kopf. „Keine Vorkommnisse, der Kerl ist nicht aufgetaucht.“
„Meinst du, er hat Lunte gerochen?“, fragte Dean.
„Schwer zu sagen. Vielleicht hat er erfahren, was er wissen wollte. Ich habe inzwischen die Wanzen in ihren Telefonen angebracht, mehr können wir im Moment nicht tun.“
Kim seufzte, als sie in den Spiegel sah: Das Grauen starrte ihr entgegen. Ihr Aussehen entsprach ihren Gefühlen, sie glich einer Egge, die benutzt wurde, um ein Feld zu pflügen. Erleichterung versprach nur, ihr Haupt vom Körper zu trennen und ihr einen neuen, vernünftigen Kopf aufzuschrauben.
Eine Woche war es her, dass sie zurück war. Sie wunderte sich, dass ihr Mobiltelefon nicht die Flucht ergriff, sobald sie es packte und wütend anstarrte. Master Dean , so stand er in dem Verzeichnis. Sie kannte die Nummer inzwischen auswendig.
Sie schlurfte in die Küche und warf dem Wasserkocher einen missmutigen Blick zu, bevor sie ihn einschaltete. Noch ein Pad in die Kaffeemaschine – der Beginn eines weiteren grässlichen Tages ohne Dean. Lustlos biss sie in ein aufgebackenes Brötchen und kaute frustriert darauf herum.
Es war deprimierend, allein zu essen. Kim starrte das Mobiltelefon an, das vor ihr auf dem großen Küchentisch lag. Sonst genoss sie die gemütliche Atmosphäre der Küche, bestückt mit weißen Möbeln im Landhausstil. Aber nicht heute. Eine sterile Hochglanzküche entsprach mehr ihrer Stimmung.
Das tust du nicht , zischte sie sich zu. Sie würde ihn nicht anrufen. Genervt stellte sie fest, dass ein gebrochenes Herz sich mit Anfang dreißig genauso schrecklich anfühlte wie im Teenageralter.
Neben dem Mobiltelefon lag eine nutzlose Liste mit Namen von Bauunternehmern. Sie hatte nicht einen Einzigen angerufen, und sie wusste, wieso. Es machte sie rasend. Sie dachte jede Sekunde an Dean, konnte nicht mehr schlafen, ertappte sich dabei, dass sie einfach in der Gegend herumstarrte, ihn vor sich sah, ihn roch und spürte, ihn herbeisehnte.
Es war hoffnungslos.
Sie öffnete den Hochschrank, um zwei Tassen herauszuholen, und blinzelte, da sie ihren Augen nicht traute. Das Geschirr stand nicht an den richtigen Plätzen. Merkwürdig! Hatte Geena ihren Küchenschrank umgeräumt? Der Gedanke war absurd. Plötzlich erdrückte sie das große Landhaus mit den überzähligen Zimmern.
Sie griff nach dem Mobiltelefon und hämmerte auf die Kurzwahltaste. Dean meldete sich nach dem ersten Klingeln. Die Wärme in seiner Stimme verletzte und erfreute sie zugleich.
„Dean, können du und John nachher vorbeikommen, um mein Haus anzusehen? Ich möchte euch gerne den Auftrag geben, es in ein kleines Hotel umzubauen.“
Ich vermisse dich.
„Kim, ist alles in Ordnung?“
Ich liebe dich.
Für einen Sekundenbruchteil spielte sie mit der Idee, ihm von dem Geschirr zu erzählen, doch sie verwarf sie wieder. Er sollte nicht auf den Gedanken kommen, dass sie irgendwelche Geschichten erfand, nur um ihn zu sehen.
Ich halte es nicht aus ohne dich.
„Ja, alles bestens. Wann könnt ihr es einrichten?“ Sie legte Kühle in ihre Stimme, nur um ein wenig Sicherheit zu gewinnen.
„Wir sind zurzeit unterwegs und kommen erst morgen zurück. Gegen neunzehn Uhr können wir bei dir sein.“ Seine Stimme war ebenso kühl, und er unterbrach die Verbindung, ehe sie die Gelegenheit dazu bekam, das Gespräch zu beenden.
So, sie hatte es getan und ihn angerufen. Sie klappte ihr Notebook auf und sah auf die Liste von SM-Foren, die sie in ihre Favoriten gepackt hatte. Sie war heute bereit, Risiken einzugehen, und sie musste es wissen – nur so konnte sie ihm entkommen.
Sie schrieb eine Nachricht an Dominator, bat ihn um eine Verabredung. Wenn sie das hinter sich brachte, würde sie im Bilde darüber sein, ob nur Dean diese entsetzliche Anziehung auf sie ausübte, oder ob ihre neu gewonnene Leidenschaft für Schmerz nicht bei jedem Dominus Befriedigung fand. Vielleicht war es egal, wer die Peitsche führte.
Sie ging in den Stall, um die Boxen auszumisten und die Stuten zu versorgen. Doch jedes Mal, wenn sie einen der Striegel in die Hand nahm, überwältigten sie die Erinnerungen. Die Gerten hatte sie ohnehin schon unter der Haferkiste versteckt, sie konnte den Anblick nicht ertragen.
Ein
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