Federzirkel 02 - Verführung und Hingabe
dem Tisch. Andy war schon anwesend und stand zur Begrüßung auf. Er sah ganz passabel aus, ungefähr einsachtzig, zwar nicht so groß wie Dean mit seinen einsfünfundneunzig, aber immerhin fünf Zentimeter größer als sie. Seine dunklen Haare trug er kurz. Sie bemerkte sofort, dass ihm Deans Ausstrahlung fehlte, und trat sich virtuell für den Vergleich in den Hintern. Sie sah auf seine Hände. Gott, er besaß Wurstfinger.
Andy musterte sie selbstgefällig nickend. „Du bist ganz zufriedenstellend, mit uns könnte es etwas werden. Ich möchte, dass du mich mit Herr anredest, wenn niemand anwesend ist.“
Kim trank einen Schluck aus dem Weinglas und unterdrückte das Verlangen, ihm den Inhalt ins Gesicht zu schütten. Aber sie musste ihn benutzen, um Gewissheit zu erlangen, also biss sie die Zähne zusammen und lächelte ihm zu. „Wie du wünschst, Herr.“
Wie du wünschst, Herr Zwerg.
„Du darfst mich nicht direkt ansehen, es sei denn, ich erlaube es dir.“
War vielleicht auch besser so, seine Augen sprangen umher wie Flummis. Badete er in Aftershave? Der penetrante Geruch erinnerte an einen Teststreifen aus der Parfümerie, er kroch in ihre Atemwege. Sie trank einen weiteren Schluck Wein.
Der Kellner trat an den Tisch und reichte ihr die Speisekarte.
„Ist nicht nötig, ich suche für uns aus“, sagte Andy, und sie schob die Hände unter ihr Gesäß, um sich davon abzuhalten, ihm die Karte aus den Raupenfingern zu reißen. Geflissentlich ignorierte sie den Blick, den ihr der Kellner zuwarf.
Ihr Date bestellte zwei Steaks, medium, und Salat. Kim hasste Steaks, doch sie biss sich tapfer auf die Zunge. Sie ertrug das hier, um Freiheit zu erlangen. Außerdem lieferte ihr das Erlebnis Material für Verruchte Nächte . Der Dominator besaß eine andere Vorgehensweise verglichen mit dem Federzirkel. Was wollte sie mehr? Genau danach hatte sie gesucht.
„Du könntest das Fleisch wenigstens aufessen, du bist zu dünn.“
Sie vergaß, dass sie ihn nicht ansehen sollte, und starrte fassungslos auf seine rasiermesserdünnen Lippen.
„Aber immer noch besser als zu fett“, fügte er hinzu.
Sie ballte die Hände zu Fäusten, und ihre Gedanken wanderten zu Dean. Dann wich ihr das Blut aus dem Gesicht: Roger und seine Freundin Kate betraten das Restaurant. Das durfte nicht wahr sein! Sie trank hastig einen Schluck Wein. Vielleicht würden die beiden sie nicht bemerken!
Doch die wuschelköpfige Elfe und Roger kamen direkt auf sie zu. Scheiße, Scheiße, Scheiße!
„Kim.“ Rogers tiefe Stimme zerrte an ihren Nerven. Er ragte über ihnen auf, sah auf sie herab. Mit Vehemenz überfiel die Erinnerung sie, wie er sie gepeitscht hatte. „Willst du uns nicht deinem Freund vorstellen?“
„Andy Flemming, das sind Kate und Roger.“ Sie kannte nicht einmal ihre Nachnamen.
Andy sah aus, als ob der Terminator auf ihn herabsah. Nervös erhob er sich und schüttelte Kate die Hand. Er wimmerte, als Roger seine Hand drückte, und erbleichte um drei Nuancen. Wenn er noch blasser würde, könnte er als Vampir durchgehen. Doch Roger ließ ihn nicht los, sondern zog ihn dichter zu sich heran.
„Kim ist eine gute Freundin, behandle sie also vernünftig!“ Roger versuchte erst gar nicht, freundlich zu klingen, der drohende Tonfall verschärfte das Gesagte.
Nun reichte es ihr! Nicht genug, dass Dean ihren Kopf beherrschte, Tag und Nacht, jetzt terrorisierte einer seiner Lakaien auch noch ihr Date. Sie stand auf, heftiger als geplant, und warf beinahe den Stuhl um. Augenblicklich besaß sie Rogers ungeteilte Aufmerksamkeit, doch ihr blieben die Worte im Hals stecken, denn sein Blick erinnerte sie so sehr an Dean, dass Schwindel und Verlorenheit sie erfassten. Ihr Zorn stieg, und sie legte den Arm um Andy.
„Andy ist ein lieber Freund von mir. Ich befinde mich bei ihm in fähigen Händen, fähiger als in manch anderen.“ Sie sagte es in ihrer besten Kühlschrankmanier.
Kate sprach zum ersten Mal. „Bist du dir sicher, Kim? Ich hatte nicht das Gefühl, dass du B-Movies faszinierend findest.“ Sie lächelte unschuldig, doch Kim sah in ihren Augen, dass sie es faustdick hinten den kleinen Ohren hatte. „Machs gut, Kim, ich grüße Viola von dir.“
Sie hakte sich bei Roger unter, und sie schlenderten zu ihrem Tisch. Roger saß so, dass er sie im Blickfeld hatte, und das raubte ihr den letzten Nerv.
Nach wenigen Minuten stand Roger auf und ging zu den Waschräumen. Er beherrschte den Raubtiergang vortrefflich –
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