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Federzirkel 02 - Verführung und Hingabe

Federzirkel 02 - Verführung und Hingabe

Titel: Federzirkel 02 - Verführung und Hingabe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Linda Mignani
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vergaß den Satz, den sie hatte sagen wollen, erstickt von der Glut in seinen Augen.
    „Ich glaube, mein Wedel muss in die letzten Ecken vorstoßen, um sämtlichen Staub zu entfernen. Am besten setzt du dich dazu auf meinen Schoß.“

Kapitel 14
     
    Kim umklammerte fluchend das Lenkrad. Ihre Hände zitterten, und das machte sie wütend. Sie versuchte, die Empfindungen zu verbannen, musste ruhig bleiben. Es war wichtig, Séamus mit Überlegenheit entgegenzutreten. Er durfte ihr nicht anmerken, wie sehr sie ihn verachtete, dass sie Angst vor ihm verspürte.
    Mit Mühe gelang es ihr, die Kühlschrankfassade an die Oberfläche zu ziehen. Es war ein ungewohntes Gefühl, denn in letzter Zeit war Kühle eine fremde Emotion geworden. Hatte sie früher einem Kühlschrank entsprochen, glich sie mittlerweile einem Induktionsherd, der auf die leiseste Berührung mit Hitze reagierte.
    Erst jetzt fiel ihr ein, dass sie sich keine Gedanken darüber gemacht hatte, was sie mit Sally tun sollte, falls sie einwilligte, Kim zu begleiten. Im nächsten Moment schalt sie sich, denn die Bedenken waren grundlos. Wenn sie mit Sally bei den Sullivans auftauchte, würden sie ihre Cousine mit offenen Armen aufnehmen und ihr bereitwillig helfen, ein neues Leben anzufangen. Der Federzirkel verfügte über ausreichend Zimmer, um eine weitere Person unterzubringen. Kim lächelte traurig, denn Sally nähme kaum Platz ein, so dünn, wie sie war. Séamus verlangte eine Frau mit einer Kinderfigur, und so hatte sich die ehemals lebendige Sally mit normalen Maßen nach und nach in einen Zombie mit einer Figur verwandelt, die früher nur in der Kinderabteilung Kleidung gefunden hätte. Heutzutage führten Geschäfte ja mit Vorliebe Kleinstgrößen.
    Kim seufzte. Der Gedanke, dass Sally mit ihr kommen würde, war zu optimistisch. Eigentlich war es sinnlos, bei Sally aufzutauchen, doch ihr Gewissen forderte es ein. Kim blieb eine Weile sitzen, bis ihre körperliche Verfassung der entsprach, die sie wollte.
    Sie zog die dunkelblaue Strickjacke enger um sich, weil es sie fröstelte, und zwar nicht allein wegen des Nieselregens, der mit einem kalten Wind daherkam. Entschlossen ging Kim auf das Haus zu, das umgeben war von einem tristen Garten, der zur Trostlosigkeit beitrug. In besseren Zeiten hatte Sally alles mit Kürbissen und Krimskrams verziert, liebte Lichterketten aus kleinen Elfenfiguren, die so schön waren, dass sie nicht kitschig wirkten. Jetzt war nichts mehr davon zu sehen. Das einsame Gebäude strahlte Hoffnungslosigkeit aus.
    Kim klingelte mehrmals, bis Sally endlich die Tür öffnete. Sie schluckte hart und unterdrückte die Tränen, die drohten, Überhandzugewinnen. Ihre Cousine glich einem Knochengerippe auf zwei Beinen. Ihre hohlen Wangen ähnelten in der Farbe einem Bett aus schmutzigem Schnee. Die Haare, die früher eine rotgoldene Masse gewesen waren, hingen leblos bis zu ihrem Kinn. Sie hatte sich offensichtlich schnell Make-up ins Gesicht geschmiert, doch es verdeckte den Bluterguss auf ihrem Wangenknochen nicht.
    „Kim.“ Sally sagte es, als ob sie zu Tode erschrocken sei, sie zu sehen.
    „Lass die Hexe rein!“ Séamus tauchte hinter Sally auf, und ihre Cousine zuckte zusammen.
    Séamus war Filialleiter bei einer Bank – ausgerechnet! Er nahm jeden Morgen und Abend eine neunzigminütige Autofahrt auf sich. Kim wusste wieso. So riskierte er nicht, dass einer seiner Arbeitskollegen Sally zu Gesicht bekam. Er hatte schließlich einen Ruf zu verlieren, denn wenn er wollte, konnte er charmant sein. Jeder kannte ihn als den netten Kerl von nebenan. In der Brieftasche trug er ein Bild von Sally, wie sie früher ausgesehen hatte. Hübsch, jung und voller Leben. Er hatte es ihr ausgesaugt wie eine Krankheit, sich in ihr ausgebreitet wie ein Virus.
    „Überrascht, mich zu sehen? Ich habe Urlaub.“ Sein breites Gesicht verzog sich zu einem freundlichen Lächeln. Wüsste sie es nicht besser, hätte sie ihm die Fassade abgekauft, wirkte er doch durchaus fürsorglich und beruhigend mit der stattlichen Figur. Er verstand es meisterlich, einen Hauch von Verwegenheit in die Gesichtszüge zu legen, gerade genug, um das Interesse bei Frauen zu wecken, indes nicht die Eifersucht der Männer. Ihr wurde erst jetzt bewusst, wie gefährlich er war. Vielleicht hätte sie doch lieber die Sullivans einweihen sollen.
    Durch die Erfahrungen im Federzirkel achtete sie viel mehr auf Körpersprache. Sie hatte Séamus immer für einen Idioten gehalten, doch

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