Fee und der Schlangenkrieger
lachte Fee, die sich mit Schlotte und Herrn Knüttel unterhielt. Sie trug natürlich angemessene Kleidung, ein schwarzes Tanktop über einer grauen Cargohose und halbhohe Trekkingstiefel. Ihr Haar hatte sie mit Klemmen aus dem Gesicht gesteckt. Sie trug hässliche maskuline Arbeitskleidung und sah darin auch noch gut aus! Aber bevor Ela anfangen konnte, darüber zu brüten, lachte Tom und sagte: „Macht doch nichts.“
Und Ela fühlte sich in ihrer hellen Jeans und ihrer geblümten Vintagebluse wieder hübsch.
„Danke“, sagte sie und warf die Haare zurück. „Sag mal Tom, ich möchte dir nicht zu nahe treten, aber…“
Er sah sie abwartend an.
„Mir ist aufgefallen, dass du heute besonders still bist, und ich frage mich, ob alles in Ordnung ist.“
Toms Gesichtzüge entspannten sich.
„Ja, es ist alles gut, ich… es ist alles gut.“
Ela merkte genau, dass dem nicht so war. Sie runzelte die Stirn und sah ihn an. Tom lachte.
„Es ist wahrscheinlich Unsinn. Ich bin einfach nur unruhig, und ich weiß auch nicht, warum.“ Er zuckte mit den Achseln. „Ich muss dir gestehen, ich hatte keine große Lust zu dieser Exkursion und es ist total irrational und ergibt keinen Sinn. Das verstehe ich nicht und ich ärgere mich darüber. Aber die ganze Zeit hätte ich diesen Ausflug hier am liebsten gestrichen.“
„Die ganze Exkursion?“
„Nein, nur diesen Abstecher zum Mittelberg.“
„Wieso?“
„Ich weiß es nicht, das sage ich ja.“
„Warst du schon mal hier?“
„Nicht, dass ich wüsste.“
„Intuition, Herr Maler?“, mischte Fee sich ein und Ela sah, wie sich Toms Gesicht zu einer gequälten Grimasse verzog. „Wer weiß, vielleicht spüren Sie Echos der Vergangenheit“, Fees Augen blitzten. „Wer weiß, was da oben in der Bronzezeit abging. Blutige Rituale…“
„Sie sollten Ihr Fachwissen weniger aus
Galileo
Mystery
beziehen, Frau Maiwald, und stattdessen zur Abwechslung mal ein Buch aufschlagen.“
Fees Lächeln gefror.
„Ich hab gar keinen Fernseher“, sagte sie, „aber zum Glück hab ich Humor. Kann nicht jeder von sich sagen.“
Damit zog sie ab und Tom entspannte sich wieder.
„Geht sie dir auf die Nerven?“, fragte Ela mitfühlend, und Tom, der scheinbar in Redelaune war, sagte: „Sie bringt mich durcheinander. Ich habe noch nie eine so unkonzentrierte Studentin getroffen. Sie ist ganz und gar nicht dumm, aber sie hat so eine Einstellung, die mich ärgert… sie lässt sich in ihrer Forschung von Blumen und Sonnenlicht ablenken, ich habe manchmal den Eindruck, sie studiert Vorgeschichtliche Archäologie, weil sie damit in eine Märchenwelt, die sie sich ausdenkt, abtauchen möchte.“
„Vielleicht stimmt das sogar“, lächelte Ela, „sie ist einfach nicht so steif und ernst wie manche anderen, sondern sie sieht die Welt tatsächlich als diesen wunderschönen Ort voller Magie. Manchmal beneide ich sie darum. Aber das brauchst du ihr doch nicht übel zu nehmen.“
Tom seufzte. Er konnte ja nicht zugeben, dass diese quirlige Studentin ihn ärgerte, weil sie ihn aus seiner gewohnten Ruhe brachte! Er wollte sich nicht von ihr aus der Ruhe bringen lassen. Plötzlich nahm er Ela bewusst wahr und lächelte sie an.
„Nein, das braucht mich nicht zu stören. Ich bin nur froh, dass du anders bist.“ In einer für ihn völlig untypischen Vertrautheit legte er den Arm um ihre Schulter und drückte Ela kurz an sich. „Beneide sie nicht, du gehst deinen akademischen Weg mit einer bewundernswerten Zielstrebigkeit, die den meisten Studenten heute abgeht. Wenn sich jemand schon Fee nennt… Ich würde gerne einmal mit dir zusammen arbeiten, es muss ja nicht unbedingt Bronzezeit sein.“
Ela strahlte ihn an.
„Wir hoffe, dass wir bald mit der systematischen Ausgrabung beginnen können“, sagte Herr Knüttel als sie den Fundort erreicht hatten, „bislang haben wir einige Sondageschnitte gemacht, dort und dort...“ Er deutete mit dem ausgestreckten Arm zwischen die Bäume. „Dabei haben wir die Reste eines Erdwalls geschnitten, der wahrscheinlich kreisrund war, sich bis jetzt aber nur in die frühe Eisenzeit datieren lässt...“ Die Studenten standen lauschend bei Herrn Knüttel, bis auf Frau Maiwald, die dort, wo der Professor hingezeigt hatte, zwischen den Bäumen herumstapfte, den Blick aufmerksam auf den Boden gerichtet. Man konnte noch deutlich sehen, dass hier vor kurzem die Erde bewegt worden war. Toms Unruhe nahm zu. Er stand ein Stück abseits von Herrn
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