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Fee und der Schlangenkrieger

Fee und der Schlangenkrieger

Titel: Fee und der Schlangenkrieger Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joanne Foucher
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aufblinken ließ. Ein Mann hatte einen Dolch in der Hand. Fee verstand.
    „LARPer!“, rief sie erleichtert und lachte, „das war ja klar! Musstet ihr so ein Theater veranstalten? Wo sind wir? Bin ich froh, euch zu sehen! Ist es weit bis zur nächsten Straße? Wir haben uns verlaufen.“
    Die Männer antworteten nicht. Ein großer Blonder kniff die Augen zusammen und sah Fee aufmerksam an. Die anderen beiden tauschten ratlose Blicke aus. Während Fee auf die Antwort wartete, nahm sie mehr Details wahr. Die Ausrüstung der Rollenspieler war sorgfältig hergestellt worden. Sie konnte jetzt erkennen, dass sie Hosen und Hemden aus irgendeinem Gewebe trugen, und diese Felle darüber geschlungen hatten. Anders als bei vielen LARPern und Reenactern, die Fee gesehen hatte, hörte ihre Ausrüstung nicht bei den Schuhen auf, sondern stimmte bis ins kleinste Detail. Die Stiefel waren aus Leder und sorgfältig genäht, die Fibeln, die die Felle zusammenhielten sahen selbstgegossen aus und nicht, als stammten sie aus einem Internetshop. Fees Blick blieb an der Spiralfibel hängen.
    „Ah, ihr seid Bronzezeitler!“, rief sie dann. „Und ihr habt hier geübt oder so, ja? Passt ja, hier am Mittelberg. Ich bin Fee, das ist Ela und das ist Schlotte. Wir sind Archäologiestudentinnen aus Bonn und haben unsere Professoren verloren, könnt ihr uns helfen?“
    Die Männer begannen miteinander zu sprechen, doch zu Fees Schrecken hörte sie aus dem Geflüster kein einziges Wort heraus, das ihr bekannt vorkam. Einer der Männer trat jetzt auf sie zu und sprach Ela an. Für Fee klang es wie ein Schwall kurzer glucksender Silben. „Was soll das denn jetzt?“, murmelte Schlotte. Ela sah den Mann ängstlich an und schüttelte langsam den Kopf. Der Mann redete weiter. Er deutete auf Fee und Fee zuckte unter dem finsteren Blick zusammen. Ela sah aus, als müsse sie gleich weinen. Die Männer berieten sich wieder untereinander.
    „Verstehst du das?“, fragte Fee Schlotte.
    „Mir schwant nichts Gutes“, antwortete diese, „hast du die Waffen gesehen? Ich glaub nicht, dass das Rollenspieler sind.“
    „Was?“ Fee starrte die Männer an, die jetzt versuchten, sich mit Gesten auszudrücken. „Was sollen sie denn sonst sein?“
    „Ich glaube, wir sollen mitkommen.“
    Fee blickte zurückhaltend zu den Männern hinüber, die sie tatsächlich zu sich heranwinkten.
    „Bleibt uns was anderes übrig?“
    „Ja!“, rief Ela. „Nicht mitgehen! Spinnt ihr beide? Es ist dunkel, wir haben keine Ahnung, wo wir sind, keiner weiß, dass wir hier sind, und ihr wollt, dass wir mit drei Wilden mitgehen, die Waffen haben und sprechen wie die Affen?“
    Fee verdrehte die Augen.
    „Und was machen wir stattdessen? Bleiben wir hier sitzen?“
    „Nein, aber… Mann, ich weiß es doch auch nicht!“
    Die Männer hatten inzwischen die Geduld verloren. Einer von ihnen, der mit den hellen Haaren, packte Fee am Arm und zog an ihr.
    „Hey!“, rief Fee empört auf und entriss ihm ihren Arm. „Geht’s noch? Oh.“
    In einer Bewegung, die so schnell war, dass Fee sie noch nicht einmal gesehen hatte, hatte der Mann ihren Arm wieder gegriffen und ihr seinen Dolch an die Kehle gesetzt. Schlotte schrie auf.
    „Schon gut“, sagte Fee und starrte dem Mann in die Augen. Ihr Herz klopfte wie wild und sie hatte wahnsinnige Angst. Aber das durfte sie ihm nicht zeigen. Wer wusste, ob ihn das anmachte oder so? Er sagte etwas, eine einzige betonte Silbe, die für Fee genauso wenig Sinn ergab, wie alles andere. „Ok“, sagte Fee, „ok. Wir kommen mit.“
    Der Mann warf ihr einen Blick zu, der ohne Worte verständlich war und steckte seinen Dolch wieder in den Gürtel. Ihren Arm ließ er nicht los.
    Der blonde Riese, der der Anführer zu sein schien, führte Fee vorneweg, dann folgten Schlotte und Ela. Dahinter kamen die beiden anderen Männer.
    „Hat er dich verletzt?“, fragte Schlotte schließlich leise.
    „Nein“, antwortete Fee, ohne ihre Stimme zu senken. Entweder die Männer verstanden sie oder sie verstanden sie nicht. Aber das Flüstern würde keinen Unterschied machen. „Wieso hält er mich fest, und euch lassen sie ganz normal gehen?“
    „Keine Ahnung“, antwortete Schlotte.
    Es war nun vollkommen dunkel, aber die Männer fanden ihren Weg beim Licht des Mondes. Fee fand es anstrengend, im Dunkel durch das Unterholz zu laufen, während dieser Mann an ihrem Arm zerrte. Sie versuchte, sich loszumachen und redete auf ihren Wächter ein, sie loszulassen.

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