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Fee und der Schlangenkrieger

Fee und der Schlangenkrieger

Titel: Fee und der Schlangenkrieger Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joanne Foucher
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lernte Ela langsam weitere Menschen kennen. Auf die Weise konnte sie besser verdrängen, dass ihr Fee und Schlotte fehlten.
    Fee hatte inzwischen Kleidung für Slowen, Alani, die Großmütter und Monal genäht, für sich selbst jedoch nur eine Hose und zwei Oberteile behalten. Slowen hatte ihr das erste Paar Stiefel geschenkt, das Fee selbst hergestellt hatte. Am wohlsten fühlte sie sich allerdings nach wie vor, wenn sie ihre unverwüstbare Cargohose und ihre Trekkingschuhe trug. Nun, da der Hebst kam, würde sie wohl auch bald wieder ihr Fleece tragen. Sie bewahrte es sorgfältig in ihrem Rucksack in ihrem Alkoven auf. Außerdem hütete sie dort ihr Portemonnaie, ihre Regenjacke und ihr Handy. Nichts davon hatte sie seit Wochen angerührt.
    „Ich glaub nicht, dass O2 Bronzezeit hier besonders gute Netzabdeckung hat“, hatte sie zu Schlotte gesagt und ihr Handy ausgestellt. „Nee“, hatte Schlotte zugestimmt, „zu viele Berge.“ Aber trotzdem schien es Fee und Schlotte klug, den Akku zu sparen. Wer wusste denn, ob sie nicht irgendwann eine Taschenlampe brauchten?
    Ihr Galgenhumor rettete sie viele Male. Als der Herbst kälter und die Tage kürzer und dunkler wurden, begann sich bei Ela ein Bauch unter ihren albernen Gewändern abzuzeichnen. Sie trug ihn stolz durchs Dorf vor sich her und Fee sah ihr gereizt hinterher. Sie war wütend auf Ning, fühlte sich allein gelassen und war nicht bereit, ihm zu verzeihen. Sie hatte seit Monaten kein Wort mehr mit Ela gewechselt und sie fühlte denselben Impuls wie früher, als sie noch an der Uni waren, Ning zu provozieren und zu reizen. Gerne hätte sie ihm vorgeführt, wie albern die Arbeitsweise der vorgeschichtlichen Archäologie war. Mehr als einmal lag ihr auf der Zunge, ihn zu fragen, wie ihre Kleider datierten, welches Jahrhundert sie hatten und ob die Zeitstufe „BZ C“ schon angefangen hatte, doch sie ließ es bleiben. Sie hatte Schlotte, zum Glück. Ning und Ela waren Fremde, die Leuten, die sie mal gekannt hatte, ähnlich sahen, mehr auch nicht. Sie hatte nichts mehr mit diesen Menschen zu tun.
     
    Die Dorfbewohner hatten im Herbst alle Hände voll zu tun und Fee und Schlotte halfen von Sonnenauf- bis Sonnenuntergang dabei, Getreide zu ernten und in hohe Keramikgefäße zu füllen, Gemüse und Obst zu ernten und zu trocknen und Holz zu hacken. Sie stiegen mit Slowen aufs Dach und besserten die maroden Schindeln aus, sie gingen Pilze suchen und auf die Jagd. Selbst Schlotte fand nichts mehr dabei, die erlegten Tiere auszunehmen und das Fleisch zu trocknen oder zu pökeln.
    Die Priesterinnen und Priester zogen aus dem Dorf und verbrachten einige Tage im Ringwall. Fee brauchte Slowen nicht zu fragen, was sie da taten. Sie erinnerte sich daran, was sie im 21. Jahrhundert über die Himmelsscheibe in den Nachrichten gehört hatte. Vom Mittelberg aus betrachteten die Priesterinnen die Plejaden, das Siebengestirn. Als sie ins Dorf zurückkehrten, erklärten sie, dass die sieben Sterne „vom Himmel verschwunden“ waren. „Das bedeutet, dass heute der 17. Oktober ist“, erklärte Fee und drehte die Datumsanzeige ihrer Armbanduhr zwei Tage zurück. Sie hatte versucht, aufzupassen, aber natürlich war sie mit den geraden und ungeraden Monaten durcheinander gekommen. Es war schön, wieder zu wissen, welches Datum man eigentlich hatte. Und so lange ihre Batterie nicht alle war, war Fee entschlossen, ihre Armbanduhr zu tragen.
    „Woher weißt du das denn?“, fragte Schlotte. Es war ein kühler, aber sonniger Morgen, und Fee und Schlotte hatten vor Slowens Haus gesessen und Mehl gemahlen, als die Botschaft der Priesterinnen und Priester sich im Dorf verbreitete. „Haben sie im Fernsehen gebracht“, Fee begann wieder mit beiden Händen, den Mahlstein über den Unterlieger zu ziehen, „frag mich nicht, was da im Einzelnen passiert. Aber die Plejaden sind am 17. Oktober das letzte Mal mit bloßem Auge sichtbar.“
    „Ich weiß sowieso nicht, wie die aussehen“, missmutig griff auch Schlotte wieder zu ihrem Läufer.
    „Die kann ich dir zeigen“, keuchte Fee, „musst du nur bis März warten.“
    „Dabei wird einem echt warm“, Schlotte strich sich die Haare aus dem Gesicht, „wieso setzt Slowen mich immerzu an den Mahlstein? Ich hasse das! Ich hätte gute Lust, die Drehmühle zu erfinden.“
    Fee lachte.
    „Geht das damit wirklich leichter?“
    „Keine Ahnung. Woher soll ich das wissen?“
    „Wenn das so weitergeht“, keuchte Fee, „kriegen wir total

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