Fee und der Schlangenkrieger
normal.
Fee spürte, dass ihr Herz heftig schlug. Er hatte sie gesehen. Er hatte sie gesehen! Bis jetzt hatte sie nur in der Bronzezeit festgesessen und sich aufgeregt, dass sie nicht nach Hause kam, aber jetzt war sie ernsthaft in Gefahr.
Sie drückte Alani an sich und dachte an Slowen, an Schlotte, an die anderen Kinder und die Großmütter, und auch an Ela und Ning. Dieser Psychopath hasste sie alle! Wenn sie sich vorstellte, dass er nun noch aggressiver gegen das Dorf vorging, weil er sie gesehen hatte! Wenn einer von ihnen nun ihretwegen das Leben verlor! Sie begann zu heulen und wischte Alani mit fahrigen Bewegungen die Tränen von den Wangen. Sie hatte diesen kleinen Jungen so lieb gewonnen, sie wagte sich nicht vorzustellen, es könne ihm etwas geschehen. „Hör zu Alani“, murmelte sie, „ich werd auf dich aufpassen. Ich werd nicht zulassen, dass dir jemals etwas geschieht. Ich beschütz dich vor jeder Gans, die dich schief anguckt, ich schwör's. Ich werd sie alle braten, bis zur letzten, selbst wenn Frühling ist.“
„Was erzählst du da?“
Schlotte war wieder da. Fee sah sie neben sich stehen und verlor die Beherrschung.
„Was hast du dir dabei gedacht? Einfach so loszurennen? Ich dachte, sie bringen dich um, oder entführen dich, wir hatten solche Angst!“
„Ich hab gedacht, ich hätt den Knüttel gesehen. Er stand da hinten am Waldrand, aber als ich da ankam, war er weg. Ich bin mir ganz sicher er war das, in so 'nem bizarren goldenen Cape... was starrst du mich so an, Fee, reg dich ab. Es ist doch nichts passiert!“
„Lenyal hat mich gesehen!“
Im Winter
Aus dem Sommer wurde Herbst. Die Angriffe auf das Dorf hörten auf und Fee fand das unheimlicher, als jederzeit mit einem Überfall rechnen zu müssen. Ning bat sie, das Dorf nicht mehr zu verlassen. Er übte nun jeden Tag mit den Kriegern. Abends streckte er sich müde im Alkoven aus.
„Du hast dich so krass verändert“, sagte Ela auf deutsch, als sie ihm die schmerzenden Muskeln massierte, „unglaublich, wie muskulös du in den paar Monaten geworden bist.“ Sie lächelte. „Weißt du noch, wie wir zwei in Bonn zusammen im Fitness Studio trainiert haben?“
Ning lachte. „Ein anderes Leben.“
„Allerdings.“ Sie streckte sich neben ihm aus, nahm seine Hand und legte sie auf ihren Bauch. „Bald wird sich unser Kind bewegen.“
„Geht's dir gut?“
„Ich vermisse dich ein wenig. Ich kenne kaum jemanden hier im Dorf und du bist den ganzen Tag beschäftigt.“
„Das tut mir leid, Ela. Aber ich muss mit den Kriegern arbeiten. Ich soll diese Männer anleiten und ich habe keine Erfahrung darin, wie man Krieger anführt. Ich kann mich theoretisch daran erinnern, dass mein Vater mich Taktik und Strategie gelehrt hat, aber für ihn ist das 3 Jahre her, für mich 14. Ich kann mich inhaltlich an gar nichts erinnern. Also muss ich neben dem Üben mit den Truppen auch noch Zeit mit meinem Vater verbringen, ich muss das alles nochmal lernen.“
„Und dass ihr das zumindest um eine Stunde täglich reduziert, ginge nicht? Damit wir ein bisschen Zeit miteinander verbringen können?“
Ning seufzte. Sie verstand nicht, wie wichtig es war, dass er zu seiner alten Form zurückfand. Er hatte sich nicht darum gerissen, aber es hing nun mal alles von ihm ab.
„Ela“, sagte er deutlich, „das Schlangenvolk hasst uns. Sie werden uns alle töten, wenn ich nicht in der Lage bin, mein Volk gegen sie zu führen. Und ganz besonders Fee.“
Ela verzog schmollend den Mund.
„Sie werden uns alle töten, und Fee ganz besonders?“, wiederholte sie spöttisch.
„Was ich meine ist, dass Fee in besonderer Gefahr ist.“
„Dann verstehe ich nicht, warum du sie nicht mit den anderen Kriegern zusammen unterrichtest. Sie hat dich schließlich oft genug gefragt.“
Ning schüttelte den Kopf.
„Fee ist absolute Anfängerin. Wir haben keine Zeit, uns um sie zu kümmern.“
Ela sah ihn nachdenklich an. Das überzeugte sie nicht, aber sie hatte keine Lust mehr, die Unterhaltung fortzusetzen.
„Du bist müde, hm?“, fragte sie und Ning nickte.
So endeten ihre Unterhaltungen oft. Ela konnte sehen, dass die Arbeit ihn anstrengte. Sie riet ihm, die Krieger moderne Taktiken zu lehren, doch Ning weigerte sich, Wissen zu verwenden, dass sein Volk in der Bronzezeit noch nicht haben konnte. Ela seufzte. Seine Mutter Pash, die bemerkte, wie einsam Ela sich fühlte, nahm sie unter ihre Fittiche. Sie besuchte Ela täglich und durch sie
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