Fee und der Schlangenkrieger
muskulöse Oberarme!“
„Eher Muskelkater. Die Drehmühle zu erfinden wäre einen Versuch wert.“
„Da bist du etwa 1200, 1300 Jahre zu früh dran, schätze ich, aber meinetwegen gerne.“
„Ist doch komisch, oder“, fragte Schlotte, „dass wir jetzt fast ein halbes Jahr in der Bronzezeit leben, und nicht einmal wissen, in welchem Jahrhundert wir nun wirklich sind?“
„Meine Rede“, Fee deutete mit dem Kopf über ihre Schulter auf Slowens Haus hinter ihnen, „ich hab da drin Aunjetitzer Tassen, Lappenbeile, Beinberge, Radnadeln, Spiralfibeln und was nicht noch alles gesehen. Nach unseren super Chronologiesystemen in der Archäologie geht das alles fröhlich durcheinander.“ Sie zog eine Grimasse. „Wir haben bei Bestattungen zugesehen und wissen jetzt,
wie
sie bestatten. Aber wir können noch nicht mal sagen, ob wir noch in der Frühen Bronzezeit sind oder bereits in der Mittleren. Oder genau am Übergang. Die Himmelsscheibe soll angeblich um 1600 vergraben worden sein, wegen der Schwerter, die dabei waren. Und die Schwerter, mit denen die hier kämpfen, oder auch das, mit dem Lenyal herumgefuchtelt hat, sehen ja auch tatsächlich so aus. Aber die Radnadeln und die Lappenbeile, dachte ich, wären erst später. Und ich hab noch keine einzige blöde Sichel gesehen. Ganz ehrlich, Schlotti? Mich interessiert das schon gar nicht mehr.“
„Wir stumpfen ab“, nickte Schlotte, „ich merke, dass ich schon denke, 'oh, schön, wenn das Siebengestirn nicht mehr sichtbar ist, dann findet heute das Erntedankfest statt. Dann gibt’s lecker Essen.' Schlimm!“
„Weißt du was“, Fee sah Schlotte entschlossen an, „wenn heute der 17. Oktober ist, dann hatten wir beide Geburtstag. Lass uns mit dem Festessen heute abend unsere Geburtstage nachfeiern.“
„Oh“, sagte Schlotte, „ich hab gar kein Geschenk für dich.“
„Erfind' mir die Drehmühle.“
Es wurde kälter, und Regen begann zu fallen, viele Tage lang, ohne Unterbrechung. Die Wege im Dorf weichten auf und Fee hatte das Gefühl, tagsüber überhaupt nicht mehr richtig trocken zu werden. Sobald der Winter vorbei war, das schwor sie sich, würde sie nach Kreta gehen. So konnte man nicht leben. Nachts schliefen sie nun zu dritt in einem Alkoven, Fee, Schlotte und Alani. Slowen hatte sich einen Mann genommen. Die Geräusche, die nachts aus Slowens Alkoven kamen, störten Schlotte mehr als Fee.
„Ich will mein eigenes Haus“, stellte Schlotte fest. „Wenn ich hier schon festsitze, will ich auch ein bisschen Privatsphäre. Bei aller Liebe, das geht zu weit!“
Fee grinste.
„Ich schätze, damit wirst du bis zum Frühling warten müssen.“
„Da hast du wahrscheinlich recht. Verdammt.“
„Ich hab mir überlegt – jetzt ernsthaft, Schlottchen – ob ich nicht im Frühling nach Süden reisen soll. Irgendwo hin, wo es interessanter ist als hier. Irgendwohin, was man datieren kann. In die minoische Bronzezeit zum Beispiel.“
Schlotte zog eine Grimasse.
„Daran hab ich auch schon gedacht.“
„Echt?“
„Ja. Nach Ägypten zu gehen.“
„Oh“, machte Fee, „genau! Ich war mal mit meinen Eltern in Ägypten. Das würde Spaß machen, das miteinander zu vergleichen!“
„Aber ich denke, unsere Chancen, nach Hause zu kommen, stehen besser, wenn wir in der Nähe von Chandler Bing bleiben. Der ist schließlich schuld daran, dass wir hier sind.“
Alani drehte sich im Schlaf um, griff nach Fee und schmiegte sich an sie. Fee zog die Decke um seine Schultern zurecht.
„Meinst du, dass das irgendwas mit ihm zu tun hat?“, fragte sie dann flüsternd, „Ich bin immer noch der Meinung, wenn wir die Stelle finden, wo wir über diese Wurzel gestolpert sind...“
„Die haben wir wochenlang gesucht, Fee. Wir finden sie nicht. Und selbst wenn wir dieses Zeitfenster, oder was auch immer das ist, finden sollten, wissen wir immer noch nicht, wie wir in der Zeit landen, in die wir wollen. Stell dir vor, es geht in die falsche Richtung, und wir landen im Paläolithikum.“
„Ach du liebe Zeit. Dann doch lieber hierbleiben und in die Ägäis gehen. Vielleicht können wir den troianischen Krieg beobachten.“
Schlotte lachte. „Ich glaube, es hat was mit Ning the King zu tun. Und mit dir. Du bist schließlich die wiedergeborene Bronzezeitprinzessin.“
„Ja, toll, die Prinzessin vom fiesen König. Quasi die böse Hexe.“
Schlotte schnappte nach Luft. „Die dreizehnte Fee! Wie geil! So nenne ich dich ab jetzt!“
„Oh, ja, bitte! Das
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