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FEED - Viruszone

FEED - Viruszone

Titel: FEED - Viruszone Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mira Grant
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die Augen, anstatt weiter sein angstvolles Gesicht zu betrachten. Hatte George sich so gefühlt? Umgeben von Leuten, die erwarteten, dass man Antworten auf Fragen hat, die sich nicht darum drehen, wie man das Ding erschießt, das einem das Gesicht wegnagen will? Himmel, kein Wunder, dass sie dauernd müde war. »Der genaue Zeitpunkt des Todes von Georgia Carolyn Mason sowie die Todesursache sind bei der Seuchenschutzbehörde aktenkundig. Du kannst in der öffentlichen Datenbank darauf zugreifen. Anscheinend gibt es auch eine Verlautbarung, in der ihr Tod bestätigt wird. Die muss ich mir rahmen lassen.«
    »Lieber Gott … «
    »Ich bin mir ziemlich sicher, dass Gott derzeit nicht da ist. Bitte hinterlassen Sie ihm eine Nachricht, vielleicht ruft er zurück.« Es war schön, sich die Innenseite meiner Augenlieder anzuschauen. Dunkel. Gemütlich. Wie all die Hotelzimmer, die ich für sie zurechtgemacht habe, weil ihre Augen so empfindlich waren …
    »Shaun, wo bist du?« Die Besorgnis in seinem Tonfall wich blankem Entsetzen. Er hatte die Innenwand des Wagens gesehen. Er hatte die Pistole gesehen. Mahir war kein Volltrottel – wenn er dumm gewesen wäre, hätte er niemals für George arbeiten können – , und er wusste, was das, was er da sah, bedeutete.
    »Ich bin im Sendewagen.« Ich wippte mit dem Kopf und ließ mich weiter von der Dunkelheit trösten. Ich konnte sein Gesicht nicht sehen. Ich konnte das Blut, das an den Wänden trocknete, nicht sehen. Die Dunkelheit war mein Freund . »George ist auch hier, aber du kannst ihr gerade nicht Hallo sagen. Sie ist indisponiert. Außerdem habe ich ihr Gehirn über die Wände verteilt.« Das Kichern stahl sich aus meinem Mund, bevor ich es mir verkneifen konnte. In der Enge klang es hoch und schrill.
    »O mein Gott.« Jetzt klang nichts als Entsetzen aus seiner Stimme und wischte alles andere fort. »Hast du deinen Notsender aktiviert? Hast du einen Bluttest gemacht? Shaun … «
    »Noch nicht.« Ich stellte fest, dass ich langsam wieder Interesse entwickelte, obwohl ich es eigentlich besser wusste. »Meinst du, das sollte ich machen?«
    »Willst du nicht weiterleben , Mann?!«
    »Das ist eine interessante Frage.« Ich öffnete die Augen, stand auf und stellte fest, dass ich sicher auf den Beinen war. Einen Moment lang war mir schwindelig, aber das legte sich. Mahir beobachtete mich über den Monitor, seine dunkle Haut war blass vor Angst. »Meinst du, ich sollte weiterleben? Eigentlich war das nicht so gedacht. George hätte weiterleben sollen. Ein Fehler der Verwaltung.«
    »Schalt deinen Sender ein, Shaun.« Sein Tonfall klang jetzt fest. »Sie hätte nicht gewollt, dass es so endet.«
    »Ziemlich sicher hätte sie nichts von alledem gewollt. Insbesondere diese eine Sache nicht – dass sie tot ist. Das hätte ihr am wenigsten gefallen.« Langsam wurde ich klarer im Kopf, als der Schock nachließ und einem vertrauteren Gefühl wich: Wut. Ich raste vor Wut, weil all das nicht hätte sein dürfen. So hätte es nie kommen dürfen. Eigentlich hätte Georgia zu meiner Beerdigung gehen und meine Grabrede halten sollen, und ich hätte niemals in einer Welt ohne sie leben müssen. Darauf hatten wir uns als Kinder geeinigt, und das hier … das hier war schlicht und einfach falsch.
    »Wie dem auch sei, jetzt, wo sie tot ist und du nicht, würde sie wollen, dass du dir zumindest ein bisschen Mühe gibst, am Leben zu bleiben.«
    »Ihr Newsies. Immer kommt ihr mit euren Fakten.« Ich durchquerte den Wagen und hielt den Blick dabei von dem Schlamassel am Computer meiner Schwester und den Wänden ringsumher abgewandt. Der Sender war ein Knopf an der Wand neben dem, was einmal Buffys Arbeitsplatz gewesen war, bevor sie uns einfach weggestorben war. Einmal aktiviert, würde er in einer Endlosschleife alle örtlichen Seuchenschutzzentren und Polizeikräfte wissen lassen, dass eine Person im Wagen infiziert worden war und eine weitere am Leben.
    Erst Buffy, jetzt George. Zwei tot, einer übrig, und je mehr ich mich zwang, aus meinem tröstlichen Schockzustand zu erwachen, desto klarer wurde mir, dass die Sache noch nicht zu Ende war. Sie hatte kein Ende. Das hätte George überhaupt nicht gefallen.
    »Man könnte sagen, dass das unser Job ist«, bemerkte Mahir.
    »Ja, so in etwa.« Ich drückte den Schalter. Ein entferntes, regelmäßiges Piepen setzte ein, als unser illegaler Polizeifunkscanner in der abgeriegelten Fahrerkabine das Signal empfing. »Für wen arbeitest du

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