Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
FEED - Viruszone

FEED - Viruszone

Titel: FEED - Viruszone Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mira Grant
Vom Netzwerk:
ein zu einfacher Ausweg gewesen.
    Ich riss meine Hand heraus, sobald das Licht grün wurde, hielt meinen Presseausweis hoch und stürzte mich ins Getümmel. Steve folgte mir auf den Fuß. Ich wich Personal und Gästen aus und hielt direkt auf das Zimmer zu, in dem ich Senator Ryman zuletzt gesehen hatte. Sie hatten ihn sicher nicht gehen lassen, nachdem das Kongresszentrum abgeriegelt worden war, und wenn er nicht wegkonnte, dann hatte er wahrscheinlich auch nicht den Raum verlassen, in dem seine überlebenden Mitarbeiter und Anhänger versammelt waren. Das war nur logisch.
    Die Leute wichen mit aufgerissenen Augen vor mir zurück, und unterdrückte Angst trat auf ihre Gesichter. Ich hielt inne und schaute an mir hinunter. Schlamm, Schmauchspuren, sichtbare Bewaffnung – alles, nur kein Blut. Irgendwie war es mir gelungen, nichts von Georges Blut abzukriegen. Das war gut, da sie infiziert gestorben war und ihr Blut mich zu einer wandelnden Gefahrenzone gemacht hätte, aber trotzdem war es fast schon ein Jammer. Dann wäre sie irgendwie dabei gewesen, wenn die Sache ihr Ende fand.
    »Shaun?«
    Senator Ryman klang erstaunt. Ich drehte mich dorthin um, wo seine Stimme hergekommen war; er war gerade im Begriff aufzustehen. Emily saß mit aufgerissenen Augen und über dem Mund zusammengeschlagenen Händen neben ihm, und Tate auf der anderen Seite. Im Gegensatz zu den Rymans wirkte er alles andere als erleichtert, mich zu sehen. Ich sah den Hass in seinen Augen.
    »Senator Ryman«, sagte ich und ging zu dem Tisch, an dem offenbar alle Überlebenden der Ryman-Wahlkampagne versammelt waren. Weniger als ein Dutzend von uns waren zu dieser bescheuerten Rede gegangen. Weniger als ein Dutzend von einem Konvoi, der auf mehr als sechzig Menschen angeschwollen war. Wie hoch war wohl die Überlebensquote unter den Übrigen? Fünfzig Prozent? Weniger? Mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit weniger. Es liegt in der Natur eines Ausbruchs, dass er alles tötet, was er sich nicht einverleiben kann. »Mrs Ryman.« Ich lächelte dünn. Es handelte sich um die Art von Gesichtsausdruck, die immer eher in Georgias Ressort gefallen war als in meines. »Gouverneur.«
    »Oh Gott, Shaun.« Emily Ryman stand so hastig auf, dass sie ihren Stuhl dabei umwarf, und schloss mich in die Arme. »Wir haben die Nachrichten gehört. Es tut mir so leid .«
    »Ich habe sie erschossen«, sagte ich im Plauderton und schaute über Emilys Schulter zu Senator Ryman und Gouverneur Tate. »Ich habe abgedrückt, als die Vermehrung eingesetzt hat. Bis dahin war sie bei Sinnen. Man kann den Zeitraum, in dem jemand nach einer Infektion noch klar im Kopf ist, mit Beruhigungsmitteln und weißen Blutkörperchen verlängern, und in Erste-Hilfe-Kursen lernt man, wie man das im Feld anstellt. Damit die Sterbenden einem noch Nachrichten für ihre Familie oder ihre anderen Lieben mit auf den Weg geben können.«
    »Shaun?« Emily ging etwas mehr auf Abstand und sah mich verunsichert an. Sie warf einen Blick über die Schulter zu Gouverneur Tate und schaute dann wieder zu mir. »Was geht hier vor?«
    »Wie sind Sie aus der Quarantänezone rausgekommen?«, fragte Tate. Seine Stimme war ausdruckslos, ohne jedes Gefühl. Er wusste, was lief. Er hatte es schon in dem Moment gewusst, in dem ich zur Tür hereingekommen war. Der Dreckskerl.
    »Ein bisschen Glück, ein bisschen Geschick, ein bisschen angewandter Journalismus.« Emily Ryman ließ mich ganz los und wich einen Schritt in Richtung ihres Manns zurück. Ich hielt den Blick auf Tate gerichtet. »Wie sich herausgestellt hat, mochten die meisten der Leute vom Sicherheitsdienst meine Schwester lieber als Sie. Liegt wahrscheinlich daran, dass George ihnen zu helfen versucht hat, anstatt sie für ihre politischen Ziele einzuspannen. Sobald sie erfahren haben, was geschehen ist, haben die wiederum nur zu gerne mir geholfen.«
    »Shaun, wovon reden Sie?«
    Die Verwirrung in Senator Rymans Tonfall genügte, um mich von Tate abzulenken. Ich wandte mich blinzelnd dem Mann zu, der für unsere Anwesenheit hier verantwortlich war, und fragte: »Haben Sie Georgias letzte Meldung gesehen?«
    »Nein, mein Junge, das habe ich nicht.« Sein Miene war sorgenvoll angespannt. »Hier ging es etwas hektisch zu. Ich habe keine Nachrichtenseite gelesen, seit die Alarmglocken geklingelt haben.«
    »Woher wussten Sie dann … «
    »Wenn der Seuchenschutz eine Presseerklärung abgibt, dann spricht sich das ziemlich schnell rum.« Senator Ryman

Weitere Kostenlose Bücher