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FEED - Viruszone

FEED - Viruszone

Titel: FEED - Viruszone Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mira Grant
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schnallte sich an, während Shaun die Tür zuknallte. »Ich habe mir gerade Ihren Ausflug nach Colma zu Ende angesehen, Mrs Mason. Wirklich großartiges Material. Auf einen Sprungturm zu klettern, um einem Haufen Zombies zu entkommen – darauf wäre ich nie gekommen.«
    »Herzlichen Dank, Georgette«, sagte Mom.
    »Werden Sie Zeuge, wie Buffy meiner Mutter in den Arsch kriecht«, sagte Shaun trocken. Buffy schoss einen giftigen Blick auf ihn ab, was ihn bloß zum Lachen brachte.
    Zufrieden darüber, dass die Welt in Ordnung war, lehnte ich mich in meinen Sitz zurück, verschränkte die Arme vor der Brust und ließ mich vom allgemeinen Geschnatter im Wagen umspülen, ohne zuzuhören. Es war ein langer Tag gewesen, und er war noch längst nicht vorbei.
    Als Bloggen erstmals zum großen gesellschaftlichen Trend wurde, waren die Beiträge anonym. Anstatt etwas zu glauben, weil Dan Rather eine gute Figur vor der Kamera machte, glaubt man etwas, weil es wahr klang. Das Gleiche galt für Berichte über private Abenteuer, für selbstverfasste Gedichte oder für alles andere, was die Leute der Welt präsentierten: Man wusste nicht, von wem die Sachen stammten, weshalb man sie aufgrund dessen beurteilte, was man vor Augen hatte. Das änderte sich mit dem Auftauchen der Zombies, zumindest für diejenigen, die sich professionalisierten. Heutzutage bringen Blogger nicht nur die Nachrichten, sie machen sie, und manchmal enden sie selbst als Nachrichtenmeldungen. Wenn man einen Job als Hausblogger für Senator Rymans Wahlkampagne kriegt, genügt das auf jeden Fall, um selbst zu einer Nachrichtenmeldung zu werden.
    Das war einer der Gründe dafür, dass Shaun und Buffy mich in ihrer Nähe haben wollten. Meine journalistische Integrität steht bei unseren Kollegen außer Frage, und wenn wir den Sprung zum Alpha schaffen – der plötzlich machbar erschien – , dann wird das unsere Glaubwürdigkeit untermauern. Shaun und Buffy schaffen uns Leser ran, und ich sorge dafür, dass die Leser uns vertrauen. Allerdings müssen sie sich mit den miserablen Quoten meiner Beiträge zufriedengeben, denn ein Teil dessen, was mich so glaubwürdig macht, ist der Umstand, dass meine Meldungen leidenschaftslos, nicht reißerisch und frei von Meinungsäußerungen sind. Ich halte zwar auch nicht mit meiner Meinung hinterm Berg, aber vor allem kriegt man bei mir die Wahrheit, die ganze Wahrheit und nichts als die Wahrheit.
    So wahr mir Gott helfe.
    Als wir beim Bronson’s eintrafen, stieß Shaun mir einen Ellbogen in die Rippen. Ich rückte meine Sonnenbrille zurecht und öffnete die Augen.
    »Status?«, fragte ich.
    »Mindestens vier erkennbare Kameras. Alles in allem wahrscheinlich zwölf bis fünfzehn.«
    »Lecks?«
    »Bei so vielen Kameras wissen wahrscheinlich schon mindestens sechs Seiten davon.«
    »Alles klar. Buffy?«
    »Kapiert.« Sie straffte sich und setzte ihr bestes Kameralächeln auf. Meine Eltern wechselten vorne im Auto belustigte Blicke.
    »Ab jetzt wird’s anstrengend«, sagte ich.
    Shaun beugte sich vor und öffnete die Autotür.
    Vor dem Erwachen gab es Paparazzihorden eigentlich nur vor den Treffs bekannter Stars und Politiker – dort, wo sich Gesichter rumtrieben, mit denen man ein paar Hefte mehr verkaufen konnte. Doch der Aufstieg des Reality-TV und der Internetmedien hat all das verändert. Mit einem Mal konnte jeder ein Star sein, wenn er dazu bereit war, sich auf die richtige Art und Weise zum Idioten zu machen. Leute wurden für ihren Wunsch nach Sex berühmt, den Männer eigentlich bereits seit der Entdeckung der Pubertät hegen. Leute wurden dafür berühmt, dass sie sinnlose Sachen konnten, dass sie unnützes Wissen auswendig lernten oder dafür, dass sie einfach nur dazu bereit waren, in ein Haus voller fremder Menschen zu ziehen und sich dort vierundzwanzig Stunden am Tag filmen zu lassen. Vor dem Erwachen ging es wirklich seltsam zu in der Welt.
    Nach dem Erwachen, als schätzungsweise siebenundachtzig Prozent der Bevölkerung in Angst vor Ansteckung lebten und sich weigerten, ihr Zuhause zu verlassen, wurde eine neue Art von Reality-Star geboren: der Reporter. Man kann zwar Nachrichten verbreiten oder ein Stewart sein, ohne sein Leben in der wirklichen Welt aufs Spiel zu setzen, aber es ist schwer, ein Irwin, ein Newsie oder auch nur ein wirklich guter Fiktiver zu sein, wenn man sich derart abschottet. Deshalb sind wir diejenigen, die in Restaurants essen und Freizeit- und Nationalparks aufsuchen, auch wenn wir

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