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FEED - Viruszone

FEED - Viruszone

Titel: FEED - Viruszone Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mira Grant
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kurz, dass ich aussehe, als hätte ich mich seit Jahren nicht gekämmt. Mir ist die kurze Version lieber.
    Shaun hat ebenfalls braunes, aber etwas helleres Haar als ich. Weil er es kurz schneidet, fällt nicht auf, wie glatt es ist, im Gegensatz zu meinem lockigen Haar. Dadurch kommen wir leichter mit der Behauptung durch, dass wir Zwillinge wären, sodass wir uns die vertrackten Erklärungsversuche sparen können.
    Mom seufzte. »Euch beiden ist doch klar, dass man mit einiger Wahrscheinlichkeit bereits von eurem Erfolg bei der Bewerbung weiß und dass man euch heute Abend regelrecht bestürmen wird?«
    »Mm-hmm«, machte ich. »Man« hatte wahrscheinlich einen kurzen Anruf von Mom, Dad oder beiden erhalten, und wahrscheinlich wartete »man« bereits beim Restaurant. Wir sind mit dem Spiel um die Quote aufgewachsen.
    »Ich freu mich schon drauf«, sagte Shaun. Er ist besser darin, sich bei unseren Eltern lieb Kind zu machen. »Jede Seite, die heute Abend mein Bild bringt, bedeutet fünf weitere scharfe Ladys im Land, denen klar wird, dass sie mit mir abzischen möchten.«
    »Schwein«, sagte ich und boxte ihm gegen den Arm.
    »Grunz«, antwortete er. »Ist schon in Ordnung, wir wissen ja, was wir tun müssen. Ein hübsches Lächeln für die Kameras, Narben vorzeigen, George und Dad weise und vertrauenswürdig aussehen lassen, posieren, wenn jemand darum bittet, und niemals versuchen, ernsthaft inhaltlich auf Fragen zu antworten.«
    »Während ich nur im Notfall lächele, mich hinter meiner Sonnenbrille verstecke und betone, dass jeder einzelne veröffentlichte Beitrag von mir absolut schonungslos sein wird«, sagte ich trocken. »Buffy lassen wir nach Herzenslust über die dichterischen Möglichkeiten plappern, die sich ihr eröffnen werden, sobald wir mit einem Haufen Politikergroßmäuler durchs Land zu ziehen, die uns für Volltrottel halten.«
    »Und damit kommen wir auf die Startseite jeder Alpha-Website im Land, und unsere Quoten schnellen über Nacht um neun Punkte hoch«, sagte Shaun.
    »Was es uns gestattet, Anfang nächster Woche die Gründung unserer eigenen Seite bekannt zu geben, kurz bevor wir die Wahlkampftour antreten.« Ich schob meine Sonnenbrille etwas vor und achtete nicht auf das Licht, das mir in die Augen stach, als ich kurz lächelte. »Wir haben uns nicht weniger Gedanken darüber gemacht als ihr.«
    »Vielleicht sogar noch mehr«, fügte Shaun hinzu.
    Dad lachte. »Gib’s zu, Stacy, die beiden haben alles im Griff. Kinder, nur für den Fall, dass ich später keine Gelegenheit mehr habe, euch das zu sagen: Eure Mutter und ich, wir sind sehr stolz auf euch. Wirklich sehr stolz.«
    Lügner. »Wir sind auch ziemlich stolz auf uns«, sagte ich.
    »Na dann.« Shaun klatschte in die Hände. »Das ist ja alles sehr rührend, aber jetzt kommt – lasst uns was essen.«
    Mit unseren Eltern im Schlepptau ist es leichter, aus dem Haus zu kommen, vor allem, weil Moms Minivan jederzeit startklar ist. Nahrung, Wasser, eine von der Seuchenbehörde zertifizierte Isoliereinheit für temperaturempfindliche Medikamente, eine Kaffeemaschine, stahlverstärkte Fenster … wir könnten eine Woche lang in dem Ding festsitzen, ohne Probleme zu kriegen. Abgesehen davon, dass die nervliche Belastung und die Enge uns in den Wahnsinn treiben würden und wir uns vor dem Eintreffen einer Rettungsmannschaft gegenseitig umgebracht hätten. Bevor Shaun und ich ins Feld gehen, müssen wir unsere Ausrüstung mehrfach durchchecken, um sicherzugehen, dass sie uns nicht im Stich lassen wird. Mom muss sich nur ihre Autoschlüssel greifen.
    Buffy wartete am Tor ihres Viertels. Sie trug eine abstruse Kombination aus gebatikten Leggings und einer knielangen Glittertunika, und dazu Sternen- und Mondhologramme im Haar. Wer sie nicht kannte, würde zu dem Schluss gelangen, dass sie weder über einen Sinn für Mode noch über ein Minimum an gesundem Menschenverstand verfügte. Und genau darauf zielte sie ab. Buffy ist mit mehr versteckten Kameras als ich und Shaun zusammen unterwegs. Solange die Leute damit beschäftigt sind, auf ihre Frisur zu starren, fragen sie sich nicht, warum sie die winzigen Edelsteine auf ihren Fingernägeln auf sie richtet.
    Sie winkte und griff nach ihrer Umhängetasche, als der Wagen hielt. Dann lief sie los und stieg hinten bei Shaun und mir ein. Die Aufnahmen von diesem Moment würden in weniger als einer Stunde im Netz stehen.
    »Hi Georgia, hi Shaun – guten Abend, Mr und Mrs Mason«, trällerte sie und

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