FEED - Viruszone
A-5-Bloggerlizenz auf die absurdesten Arten aus, aber letztlich ist die Regierung schuld, die einem solche Schlupflöcher lässt. Wenn sie unbedingt jedem mit einer Journalistenlizenz der Stufe A-7 oder besser das Recht geben will, beim Betreten von Gebieten, in denen es innerhalb der letzten zehn Jahre Seuchenausbrüche gab, verdeckte Waffen zu tragen, ist das ihr Problem. Wenigstens geht Mom verantwortungsvoll damit um. Sie nimmt nur gesicherte Waffen ins Restaurant mit.
»Buffy ist in einer Viertelstunde so weit.« Ich rückte mir die Sonnenbrille zurecht. Einige der neueren Modelle haben Magneten statt Bügel und lösen sich nicht, wenn man sie nicht absichtlich abnimmt. Ich wäre versucht, mir so eine Brille zu leisten, wenn die Dinger nicht so teuer wären, dass man sie dekontaminieren und wiederverwenden müsste.
»Die Sonne geht unter. Du könntest deine Kontaktlinsen tragen.« Dad klang gut gelaunt. Er ist gut darin, gut gelaunt zu klingen. Schon vor dem Erwachen gehörte es zu seinem Job, amüsiert zu klingen, als er seinen Campus-Webcast betrieben hat, um die Biologiestudenten in und um Berkeley bei Laune zu halten und sie zu ihren Hausaufgaben zu motivieren. Schließlich ermöglichte eben dieser Webcast es ihm, Gruppen von Überlebenden zu koordinieren, sie von Ort zu Ort zu lotsen und gleichzeitig über die Bewegungen der Zombiemobs zu berichten. Eine Menge Menschen verdanken seiner freundlichen, geübten Stimme ihr Leben. Nachdem der Staub sich gelegt hatte, hätte jeder Sender auf der Welt ihn als Nachrichtensprecher eingestellt. Doch er blieb in Berkeley und wurde zu einem der Pioniere der sich weiterentwickelnden Bloggergemeinde.
»Ich könnte mir auch mit einer Gabel ins Auge stechen, aber wo bleibt da der Spaß?« Ich ging zu Shaun und bedachte ihn mit einem dünnen Lächeln. Er musterte meinen Rock und hob den Daumen. Ich hatte bestanden. Das Modebewusstsein meines Bruders ist abgesehen von seiner Vorliebe für Cargo Pants weiterentwickelt, als meines es jemals sein wird.
»Ich habe bei Bronson’s angerufen. Sie haben uns einen Terrassenplatz reserviert«, sagte Mom mit seligem Lächeln. »Es ist ein wunderschöner Abend. Wahrscheinlich können wir die ganze Stadt sehen.«
Shaun warf mir einen Blick zu und murmelte: »Wir haben Mom das Restaurant aussuchen lassen.«
Ich grinste schief. »Hab ich bemerkt.«
Bronson’s ist das letzte Restaurant Berkeleys, in dem man draußen sitzen kann. Genau genommen ist es das letzte Restaurant in der gesamten Bay Area, in dem man draußen sitzen kann und das an einem Hang liegt und von Bäumen umgeben ist. So wie dort muss es etwa gewesen sein, wenn die Leute damals essen gegangen sind, bevor die ständige Bedrohung durch die Infizierten die meisten Menschen aus der freien Natur vertrieben hat. Das Restaurant gilt als Gefahrenzone der Stufe 6. Ohne eine allgemeine Feldlizenz kommt man nicht mal rein, und bevor man wieder gehen darf, muss man sich einem Bluttest unterziehen. Nicht, dass einem dort echte Gefahr drohen würde: Rundherum gibt es einen Elektrozaun, der hoch genug ist, damit das Rotwild in der Gegend nicht darüber hinwegsetzen kann, und sobald sich etwas Größeres als ein Hase im Wald bewegt, gehen Flutlichter an. Die einzige ernsthafte Bedrohung rührt von der Möglichkeit her, dass bei einem außergewöhnlich großen Waschbär die Verwandlung einsetzt, er es über den Zaun schafft, solange er noch über genug Koordinationsfähigkeit zum Erklettern von Bäumen verfügt, und sich auf der anderen Seite fallen lässt. Bisher ist das noch nie passiert.
Trotzdem lässt Mom nicht von der Hoffnung ab, dabei zu sein, falls es irgendwann doch dazu kommt, was praktisch unvermeidlich ist. Sie war eine der ersten echten Irwins, und alte Gewohnheiten lassen sich nur schwer ablegen, wenn überhaupt. Sie schlang sich ihre Handtasche über die Schulter und bedachte mich mit einem missbilligenden Blick. »Könntest du wenigstens so tun, als würdest du dir die Haare kämmen?«, fragte sie. »Du siehst aus, als hättest du ein Igelnest auf dem Kopf.«
»Auf genau den Look habe ich es angelegt«, antwortete ich. Mom ist mit glattem, fügsamem aschblonden Haar gesegnet, das langsam in Würde ergraut ist, als Shaun und ich zehn geworden sind. Dad hat praktisch gar keine Haare mehr, aber früher waren sie von einem blassen irischen Rotton. Ich hingegen habe dichtes, dunkelbraunes Haar, das in zwei Versionen erhältlich ist: So lang, dass es verfilzt, und so
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