FEED - Viruszone
Marburg-Amberlee sich innerhalb einer Woche nach ihrer Begegnung zusammengetan haben, um das auf dem Luftweg übertragbare Filovirus zu bilden, das wir als Kellis-Amberlee kennen. Kellis-Amberlee eilte mittels der Virulenz, die man dem ursprünglichen Kellis-Heilmittel einprogrammiert hatte, von Mensch zu Mensch um die Welt.
Es gibt keinen dokumentierten ersten Fall einer Virenvermehrung. Dafür hat sie sich an zu vielen Orten gleichzeitig ereignet. Man kann den Ablauf überhaupt nur so genau rekonstruieren, weil die Filme in einer Beziehung falschlagen: Es waren nicht alle von Anfang an infiziert. Leute, die starben, bevor sie eine Ladung Kellis-Amberlee abkriegten, blieben tot. Diejenigen, die nach einer Infektion starben, blieben nicht tot. Warum die Krankheit ihren Wirt buchstäblich zu neuem Leben erweckt, weiß keiner. Den brauchbarsten Theorien zufolge handelt es sich dabei um eine verstärkte Form des normalen Verhaltens von Filoviren, bei der der Vermehrungsdrang ins unnatürliche Extrem gesteigert ist, sodass das Virus sich ins Nervensystem des Wirts einklinkt und ihn weitertreibt, bis er in seine Einzelteile zerfällt. Zombies sind reine Virenbeutel, die nach etwas zum Infizieren suchen, »angetrieben« von Kellis-Amberlee. Vielleicht ist es so. Wer weiß? So oder so sind die Zombies hier, und alles hat sich verändert.
Das schließt die ganze politische Landschaft mit ein, da eine Menge alter Themen in neuem Licht erscheinen, seit die lebenden Toten unter uns sind. Die Todesstrafe, Tierquälerei, Abtreibung … die Liste lässt sich fortsetzen. In dieser Welt ist es schwer, Politiker zu sein, insbesondere angesichts der Xenophobie und des Verfolgungswahns, die in den meisten unserer wohlhabenderen Gemeinden grassieren. Senator Ryman hatte einen langen, harten Kampf ums Weiße Haus vor sich, vorausgesetzt, dass er überhaupt so weit kam. Und wir würden ihn auf jedem Schritt des Weges begleiten.
Ich saß mit der Sonne zugewandtem Gesicht da, ohne das Pochen in meinem Schädel zu beachten, und wartete darauf, dass Buffy den Startschuss gab und wir loslegen konnten.
Buch 2
Tanz mit den Toten
Man sagt die Wahrheit, so wie sie sich einem darstellt,
und man überlässt es den Leuten, ob sie einem glauben.
Das ist verantwortungsvolle Berichterstattung.
Das ist Fair Play. Haben deine Eltern dir denn gar nichts beigebracht?
GEORGIA MASON
Darwin hat recht gehabt. Der Tod spielt nicht fair.
STACY MASON
Um meinen Eindruck von Senator Peter Ryman zu erläutern, muss ich zuerst darauf hinweisen, dass ich von Natur aus misstrauisch bin: dass etwas, das einem zu gut vorkommt, um wahr zu sein, es nach meiner Erfahrung auch nicht ist. Deshalb gebe ich das folgende Statement mit dem natürlichen Zynismus ab, der mein Markenzeichen ist:
Peter Ryman, Wisconsins politischer Goldjunge, ist zu gut, um wahr zu sein.
Sein ganzes Leben lang war er Mitglied der Republikaner und das in einer Zeit, in der die halbe Partei die Vorstellung übernommen hat, die lebenden Toten seien eine Strafe Gottes und wir armen Sünder müssten »büßen«, bevor wir ins Himmelreich eingehen können. Er hätte also allen Grund zur Verbitterung, und doch zeigt er keinerlei Anzeichen davon. Er ist freundlich, verbindlich, intelligent und wirkt derart aufrichtig, dass er auch eine Reporterin wie mich überzeugt, sogar um drei Uhr morgens, wenn sein Konvoi zum dritten Mal mitten in Kentucky liegen geblieben ist und der allgemeine Tonfall schärfer ist als ein steifer Wind vom Pazifik. Anstatt Verdammnis zu predigen, rät er zu Toleranz. Anstatt nach einem »Krieg gegen die Untoten« zu schreien, empfiehlt er, unsere Verteidigungsmaßnahmen zu verstärken und die Lebensqualität in den noch bewohnten Zonen zu verbessern.
Kurz gesagt ist er ein Politiker, der begreift, dass die Toten die Toten sind und die Lebenden die Lebenden und dass wir uns mit gleicher Sorgfalt um beide kümmern müssen.
Meine Damen und Herren, falls dieser Mann keine gewaltige Leiche im Keller hat, bin ich nach reiflicher Überlegung davon überzeugt, dass er einen hervorragenden Präsidenten der Vereinigten Staaten von Amerika abgeben würde und dass er vielleicht sogar den sozialen, ökonomischen und politischen Schaden wiedergutmachen könnte, den die Ereignisse der letzten dreißig Jahre angerichtet haben. Natürlich kann das nur bedeuten, dass er nicht gewinnen wird.
Aber man darf ja wohl noch träumen.
Aus Unschöne Bilder , dem Blog von Georgia Mason,
5.
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