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FEED - Viruszone

FEED - Viruszone

Titel: FEED - Viruszone Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mira Grant
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lange. Shaun ist die allgemeine Anerkennung von Masons Gesetz nicht so wichtig wie mir, aber trotzdem verfolgt er die Diskussion. Während das Unverständnis in seiner Miene dem Begreifen wich, sagte er: »Er hat Angst, dass jemand sie auf der Ranch ins Visier nimmt, wenn wir zu viel Rummel machen.«
    »Genau.« Ich massierte mir die andere Schläfenseite. »Die Kinder sind zusammen mit ihren Großeltern dort draußen, und irgendwie ist es ihm wohl wichtig, dass seine Familie am Leben bleibt. Ein kleines Risiko ist unvermeidlich, aber er würde sie gerne so weit aus dem Rampenlicht heraushalten wie möglich.«
    »Ich kann das Material entsprechend schneiden«, sagte Buffy.
    »In meinem Beitrag würde sie überhaupt nicht auftauchen«, erklärte Shaun.
    »Und ich behandele sie nur am Rand. Wir sind uns also einig?«
    »Schätze schon«, sagte Shaun.
    »Wunderbar. Buffy, lass mich wissen, wenn wir wieder live auf allen Frequenzen senden können. Ich geh ein paar Minuten vor die Tür.« Ich setzte meine Sonnenbrille auf und stand auf. »Nur ein bisschen frische Luft schnappen.«
    »Ich mach mich an die Arbeit.« Shaun erhob sich im gleichen Moment wie ich und verließ den Wagen ein paar Schritte vor mir. Er hielt nicht inne oder drehte sich um, als ich rauskam, sondern ging einfach weiter. Shaun kennt mich besser als irgendjemand sonst auf der Welt. Manchmal glaube ich, dass er mich besser kennt als ich selbst. Er weiß, dass ich ein paar Minuten für mich brauche, bevor ich mit der Arbeit anfange. Es ist egal, wo. Hauptsache, ich bin allein.
    Das Licht des Nachmittags war schwächer geworden, aber noch nicht ganz erloschen, und es tat jetzt nicht mehr so weh, mein Motorrad anzusehen. Ich ging zu ihm hinüber, lehnte mich dagegen, streckte die Beine von mir und wandte das Gesicht mit geschlossenen Augen dem ersterbenden Licht zu. Willkommen in unserer Welt, Kinder. Die Dinge waren in Bewegung geraten, und wir konnten nur noch dafür sorgen, dass der Strom der Wahrheit nicht versiegte und dass er dorthin floss, wo er gebraucht wurde.
    Als ich sechzehn war und meinem Vater gesagt habe, dass ich eine Newsie werden will – was zu dem Zeitpunkt keine Überraschung mehr war, es war nur das erste Mal, dass ich es ihm ins Gesicht sagte – , ließ er ein paar Kontakte spielen, um mich in einen Universitätskurs über die Geschichte des Journalismus zu kriegen. Edward R. Murrow, Walter Cronkite, Hunter S. Thompson, Cameron Crowe … Ich habe die Großen so kennengelernt, wie man es sollte, durch ihre Worte und Taten, als ich noch jung genug war, um mich bedingungs- und vorbehaltslos zu verlieben. Ich wollte niemals Lois Lane sein, obwohl ich mich zu Halloween mal als sie verkleidet habe. Ich wollte Edward R. Murrow sein und gegen die Korruption in der Regierung ankämpfen. Ich wollte Hunter S. Thompson sein und der Welt die Haut von den Knochen reißen. Ich wollte die Wahrheit, und ich wollte verdammt sein, wenn ich mich mit weniger zufriedengab.
    Shaun ist genauso, obwohl er seine Prioritäten anders setzt. Er ist dazu bereit, einer guten Story den Vorrang vor den Fakten zu geben, solange ihr moralischer Kern erhalten bleibt. Darum ist er so gut in dem, was er tut, und darum kontrolliere ich jeden Bericht, den er schreibt, vor der Veröffentlichung.
    In meinen Uniseminaren habe ich gelernt, dass die Welt heute in keiner Weise so ist, wie die Menschen es vor dreißig Jahren erwartet haben. Die Zombies sind hier, und sie werden so schnell nicht wieder verschwinden, aber sie sind nicht die Story . Für einen langen, heißen Sommer Anfang des neuen Jahrhunderts waren sie es, aber jetzt gehören sie einfach zum Lauf der Dinge. Sie haben ihren Beitrag geleistet: Sie haben alles verändert. Absolut alles.
    Die Welt hat gejubelt, als Dr. Alexander Kellis seine Entdeckung eines Heilmittels gegen die weitverbreiteten Erkältungsinfektionen bekannt gegeben hat. Dank Dr. Kellis hatte ich noch nie eine Erkältung. Nach allem, was ich gehört habe, war diese Krankheit ziemlich nervig. Es gefiel den Leuten ganz und gar nicht, ihr halbes Leben schniefend und niesend zu verbringen und von völlig Fremden angehustet zu werden. Dr. Kellis und sein Team haben die nötigen Versuche in einem Tempo durchgepeitscht, das im Rückblick kriminell erscheint, aber da ich nicht dabei war, kann ich mir kaum ein Urteil erlauben.
    Das eigentlich Lustige daran ist, dass man die ganze Sache letztlich der Presse anlasten kann. Ein Reporter hatte gerüchteweise

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