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FEED - Viruszone

FEED - Viruszone

Titel: FEED - Viruszone Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mira Grant
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dass sie sich in ihrer Gemeinde sicher fühlten, und die dabei den Eindruck erweckten, dass sie hochgehen würden wie eine Bombe, wenn man sich von hinten an sie heranschleichen und laut »buh« rufen würde. Die meisten, nicht alle. Es gab eine kleine Dame von mindestens siebzig Jahren, die in der Mitte der ersten Reihe saß. Sie hielt ihre Handtasche ordentlich auf dem Schoß und hatte die Lippen zu einer schmalen Linie zusammengepresst, während sie Senator Ryman bei seinem Auftritt beobachtete. Sie machte überhaupt keinen nervösen Eindruck. Falls irgendwelche Zombies versuchen sollten, genau diese politische Veranstaltung zu überfallen, würde sie ihnen wahrscheinlich eine ordentliche Tracht Prügel verabreichen und sie zum Warten vor die Tür schicken, bis sie an der Reihe waren.
    Der Senator kam langsam zum Ende. Es gibt nur so und so viele Arten, seine politischen Grundsätze vorzutragen, selbst, wenn man sehr viel Übung darin hat. Ich rückte meine Sonnenbrille zurecht und lehnte mich auf meinem Stuhl zurück, während ich darauf wartete, dass der eigentliche Spaß begann: Die Fragerunde. Die meisten Fragen, die den Leuten einfallen, haben etwas mit den Infizierten zu tun, wie zum Beispiel: »Was werden Sie wegen der Zombies unternehmen, das die anderen noch nicht ausprobiert haben?« Die Antworten sind manchmal echt unterhaltsam, und ehrlich gesagt gilt das Gleiche für die Fragen.
    Die meisten Fragen werden vom heimischen Publikum per E-Mail geschickt und von der wohlerzogenen, etwas ausdruckslosen Stimme der digitalen persönlichen Sekretärin des Senators gestellt, die darauf programmiert ist, wie eine gebildete Frau zu klingen, deren Alter und ethnische Zugehörigkeit sich nicht bestimmen lässt. Senator Ryman nannte sie »Beth« – bislang hat noch keiner eine Erklärung dafür aus ihm herausgebracht, aber ich werde nicht aufgeben.
    Die besten Fragen sind die der Live-Zuhörer. Die meisten sind vor Angst halb wahnsinnig, weil sie schon länger als eine halbe Stunde aus dem Haus sind, und nichts löst die Zunge so gut wie Angst. Wenn es nach mir ginge, dann würden alle Fragen von Leuten gestellt werden, die soeben einen Trip durch eine erstklassige Geisterbahn hinter sich haben.
    »Und jetzt würde ich gerne ein paar Fragen von unseren Zuschauern beantworten – sowohl von denen, die diese Veranstaltung auf den elektronischen Wegen mitverfolgen, die meine schlauen Techniker eingerichtet haben« – Senator Ryman brachte mit einem kleinen Lachen zum Ausdruck, dass er nicht das Geringste von Nebensächlichkeiten wie der Funktionsweise einer Videoübertragung verstand – »als auch von den braven Bürgern Eaklys in Oklahoma, die so freundlich waren, uns heute Abend hier willkommen zu heißen.«
    »Komm schon, Lady, lass mich nicht hängen«, murmelte ich. Und tatsächlich riss die Dame in der ersten Reihe mit einer zackigen, fast militärischen Bewegung die Hand in die Höhe, noch bevor der Senator richtig ausgeredet hatte. Ich lehnte mich grinsend auf meinem Stuhl zurück. »Volltreffer.«
    »Hä?« Buffy blickte von ihrer Uhr auf.
    »Die da lebt noch«, sagte ich und zeigte auf die alte Dame.
    »Oh.« Mit einem Mal interessierte Buffy sich nicht mehr nur für ihren Datenstrom und beugte sich vor. Sie erkennt Quotenpotenzial, wenn sie es vor der Nase hat.
    »Ja. Die Dame in der ersten Reihe.« Der Senator zeigte auf die Frau, deren verkniffenes Gesicht sofort auf der Hälfte der Bildschirme im Saal erschien. Buffy drückte zwei Knöpfe an ihrem Telefon, um ihre Kameras heranzoomen zu lassen. Die Techniker des Senators sind gut, das gibt sogar Buffy zu. Sie verstehen was von Kameraeinstellungen, vom Schneiden und davon, wann man eine Großaufnahme machen muss. Dank ihres Leiters Chuck Wong gehören diese Leute wahrscheinlich zu den besten auf ihrem Gebiet. Aber Buffy ist besser.
    Die fragliche Dame senkte den Arm und fixierte den Senator mit einem strengen Blick. »Wie stehen Sie zum Thema Entrückung?« Ihr Tonfall klang so kurz angebunden und karg, wie ich erwartet hatte. Die Mikrofone gaben die rauen Kanten und den tadelnden Unterton in ihrer Stimme perfekt wieder.
    Senator Ryman blinzelte verwirrt. Zum ersten Mal sah ich ihn völlig überrumpelt von einer Frage. Allerdings erholte er sich erstaunlich schnell von dem Schreck und sagte: »Entschuldigung, wie meinten Sie?«
    »Zur Entrückung. Wenn die Gläubigen ins Himmelreich erhoben werden, während die Ungläubigen, Sünder und Heiden

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