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FEED - Viruszone

FEED - Viruszone

Titel: FEED - Viruszone Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mira Grant
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gehört, dass Dr. Kellis sein Heilmittel an den Meistbietenden verkaufen wollte und es niemals für den Mann von der Straße freigeben würde. Diese Vorstellung musste jedem lächerlich erscheinen, der wusste, dass das Heilmittel ein modifiziertes Rhinovirus war, das genauso virulent war wie die normale Erkältung und sich ebenso weit und schnell verbreiten würde. Wenn es erst einmal aus dem Labor heraus war, würde es den Rest der Menschheit ebenso schnell »infizieren«, und kein Geld der Welt konnte es davon abhalten.
    Das sind Tatsachen, aber diesem Kerl waren die Tatsachen egal. Ihm ging es um die Schlagzeile und darum, als Erster von einer gewaltigen und frei erfundenen Ungerechtigkeit zu berichten, die sich das herzlose medizinische Establishment zuschulden kommen lassen hatte. Wenn ihr mich fragt, besteht die eigentliche Ungerechtigkeit darin, dass man Dr. Alexander Kellis für die Beinahe-Auslöschung der Menschheit verantwortlich macht und nicht Robert Stalnaker, den investigativen Journalisten der New York Times . Wenn man schon jemandem die Schuld am Geschehenen geben will, dann bitte dem Richtigen. Ich habe seine Artikel gelesen. Sie sind ziemlich aufrüttelnd. In ihnen verurteilt er Dr. Kellis und die Ärzteschaft scharf und erklärt, dass die Menschheit ein Anrecht auf das heilende Virus hätte.
    Manche Leute sind in ihrem Glauben an seine Worte etwas zu weit gegangen. Sie sind in Kellis’ Labor eingebrochen, haben das Virus gestohlen und es – ob ihr es glaubt oder nicht – mit einem Agrarflugzeug verteilt. Beladen mit Ballons voller Virenkulturen flogen sie so hoch, wie es mit dem Mistding ging, und schossen das Zeug in die Atmosphäre. Es war ein wunderschöner Akt des Bioterrorismus, durchgeführt mit den besten Absichten. Diese Leute haben aufgrund falscher Schlüsse gehandelt, die sie aus einer unvollständigen Wahrheit gezogen hatten, und haben uns damit alle in die Scheiße geritten.
    Der Fairness halber muss man sagen, dass sie uns vielleicht nicht so übel in die Scheiße geritten hätten, wenn in Denver, Colorado, nicht gerade ein Forscherteam an einem gentechnisch erzeugten Filovirus namens »Marburg EX19«, besser bekannt als »Marburg-Amberlee«, gearbeitet hätten. Das Virus wurde nach der ersten im Alter von zwölfeinhalb erfolgreich infizierten Person benannt, Amanda Amberlee. Sie hatte mit Leukämie im Sterben gelegen, und man hatte nicht damit gerechnet, dass sie ihren dreizehnten Geburtstag noch erleben würde. In dem Jahr, in dem Dr. Kellis sein Heilmittel entdeckte, war Amanda achtzehn, machte gerade ihren Highschoolabschluss und erfreute sich bester Gesundheit. Die Leute in Denver hatten ein Killervirus genommen, hier und da ein paar Programmierbefehle geändert und damit Krebs geheilt.
    Marburg-Amberlee war ein Wunder, genau wie Kellis’ Heilmittel, und zusammen sollten sie die Geschichte der Menschheit verändern. Und das haben sie auch getan. Niemand kriegt heutzutage noch Krebs oder Erkältungen. Das einzige Problem sind die lebenden Toten.
    Als das Kellis-Virus freigesetzt wurde, gab es weltweit neunundsiebzig Personen mit Marburg Amberlee. Das Virus verließ den Körper nicht wieder, sobald es einmal drin war. Es tötete Krebszellen und wurde dann inaktiv und wartete. All diese Leute waren stille, nicht ansteckende Seuchenherde, die ihr Leben lebten, ohne zu ahnen, was kommen würde. Amanda Amberlee war keine von ihnen. Sie war zwei Monate zuvor bei einem Autounfall nach ihrem Abschlussball ums Leben gekommen. Außerdem war sie die einzige Marburg-Amberlee-Testperson, die nicht wiederauferstand, was einen ersten Hinweis darauf gab, dass es die Wechselwirkung beider Viren war und nicht Marburg-Amberlee allein, das die scheinbar Toten dazu veranlasste, sich zu erheben.
    Das Kellis-Virus überflutete den Erdball innerhalb weniger Tage. Diejenigen, die für seine Freisetzung verantwortlich waren, wurden vielleicht nicht als Helden gefeiert, aber doch zumindest als verantwortungsbewusste Bürger, die einen langen Papierkrieg abgekürzt hatten, um das Leben ihrer Mitmenschen zu verbessern. Niemand weiß, wann die ersten Marburg-Amberlee-Testpersonen in Kontakt mit dem Heilmittel gekommen sind oder wie viel Zeit zwischen ihrer Infizierung und der Mutation verstrich. Wie lange hat es gedauert, bis das ehemals friedliche Filovirus das neu eingetroffene Rhinovirus übernommen und angefangen hat, es zu verändern? Die besten Schätzungen besagen, dass das Kellis-Virus und

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