Feenfuchs und Feuerkuss
strahlte Sportlichkeit und
Jugend aus und sein Gang war kraftvoll und elegant zugleich.
„Schön dich zu sehen“, sagte er,
ergriff ihre Hand und verwandelte ihr Innerstes in einen Wirbel aus glühender
Lava.
Kann
man von innen verbrennen? ,
fragte sie sich verzweifelt, während sie sich das Gefühl von seiner Hand in
ihrer ganz genau einprägte. Seine Finger waren lang und hielten ihre Hand fest
umschlungen. Er hatte warme, gefühlvolle Hände.
Luisa musste an etwas anderes als
an Sam denken, sonst würde sie auf der Stelle verrückt werden. Sie ging durch
das Gartentor und deutete auf die Fahrräder.
„Ich hoffe, das Rad von meiner
Mutter ist groß genug für dich.“
Sam nahm Evas Fahrrad und nickte.
„Wird schon gehen. Wohin fahren wir denn?“
„Ist eine Überraschung“, sagte
Luisa und spürte wieder dieses vermaledeite Lächeln auf ihren Lippen, das sie
und ihre Gefühle sicher verriet.
Sie wusste nicht warum, aber
neben Sam im Sattel zu sitzen und gemächlich in die Pedale zu treten, war ein
Moment der Freiheit und Zusammengehörigkeit zugleich. Die synchronen
Bewegungen, der Wind, der ihnen beiden ins Gesicht wehte, das ruhig fließende
Wasser der Ruhr und die sanften Sonnenstrahlen, die sie in warmes Licht
tauchten, ließen sie und Sam regelrecht verschmelzen und das war das Beste, was
sie sich gerade vorstellen konnte.
Der recht lange Weg zur Ruine kam
Luisa wie ein Katzensprung vor. Sie hatte das Gefühl gerade erst losgefahren zu
sein, als der Ostturm der alten Burg sichtbar wurde.
„Hier können wir halten“, sagte
Luisa und steuerte eine junge Birke an, an der sie ihre Fahrradschlösser
befestigen konnten.
„Schön hier“, bemerkte Sam und
sah sich um.
Luisa hatte ihn in ein großes,
hügeliges Parkgebiet mit Stadtgarten und Birkenwald gebracht, das Ansgar Frost
immer Falbental nannte. Ein schmaler
Bach plätscherte in der Nähe und es duftete nach blühenden Wildwiesenkräutern.
„Komm mit“, sagte sie zu Sam, der
von der Idylle beeindruckt war.
Es kostete sie Überwindung, aber
dann ergriff sie seine Hand und führte ihn auf einen Pfad, den sie schon unzählige
Male mit ihrem Vater gegangen war.
Sie begannen den Anstieg zur Burgruine
und Luisa fing an die Legende des Falbentals zu erzählen, die Ansgar ihr
Tausende von Malen erzählt hatte: „Vor vielen hundert Jahren lebten zwei
Königsfamilien im Falbental. Die eine Familie, die des Königs Kron, hatte einen
mutigen, ehrenhaften Sohn. Die andere Familie, die des Königs Waldur, eine
schöne, liebe Tochter.“
Luisa warf Sam einen Blick zu. Er
schaute hoch zur Burgruine. „Ist das die Burg von einem der Könige?“, fragte
er.
Sie nickte, zog ihn durch eine
schmale Öffnung zwischen dichten Sträuchern. Sie hätte den Weg auch blind
gefunden, sie kannte jeden Schritt, den sie machen musste, ohne nachzudenken
und auch die Worte, die sonst ihr Vater während des Aufstiegs sprach, kamen wie
von selbst über ihre Lippen: „Eines Tages beschlossen Kron und Waldur, dass
ihre Kinder heiraten sollten. Der Prinz und die Prinzessin, die sich im
Falbental häufig getroffen hatten, freuten sich, denn sie waren in einander
verliebt.“
Obwohl sein Gesichtsausdruck sie
interessiert hätte, traute Luisa sich jetzt nicht zu Sam zu schauen, wo es um
ein verliebtes Paar ging. Sie war sich plötzlich seiner Nähe, seines Körpers
und des Kontaktes ihrer Hände so sehr bewusst, dass ihr ganz schwindelig wurde.
Luisa erzählte schnell weiter, um
sich abzulenken und nicht auf der Stelle einen Herzinfarkt zu erleiden: „Doch
ehe das Prinzenpaar verheiratet war, gerieten Kron und Waldur in einen
schrecklichen Streit über die Mitgift der Prinzessin. Denn Kron verlangte, dass
Waldur eines der märchenumwobenen Wildpferde aus dem Falbental einfing und ihm
zum Geschenk machte.“
Luisa musste nach Luft schnappen,
zu erzählen und dabei den steilen Anstieg zu meistern, war nicht gerade
einfach.
Sam half ihr auf einen Felsvorsprung
hinauf und sie fuhr fort: „Waldur war erzürnt über den Wunsch Krons, denn die
Falben waren heilige Tieres des Waldes und in der Nacht vor der Heirat brach
Krieg zwischen den beiden Familien aus. Am Morgen lagen viele der Ritter der beiden
Könige sterbend im Tal. Der Prinz versuchte seinen Vater zur Einsicht zu
bringen und von der Mitgiftforderung abzusehen, doch die Prinzessin wusste,
dass eine Einigung nicht mehr möglich war und sie traf eine Entscheidung. Sie
kleidete sich in die Tracht ihrer Kammerzofen
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