Feenfuchs und Feuerkuss
die Zähne ausbeißen. Ich befürchte, er ist
immun gegen deinen Charme.
„Lass mich nur machen…“, murmelte
Jeska, kramte in der Tasche nach ihrem Lipgloss und schaute Luisa interessiert
an. „Hat dein Engländer jetzt endlich mal geantwortet?“
Luisa checkte zum wiederholten
Male ihre Nachrichten. Aber immer noch keine Antwort von Sam. Sie schüttelte
den Kopf.
Langsam breitete sich Unruhe in
der Abreitehalle aus, die Stechteilnehmer lockerten ihre Pferde und
absolvierten noch einzelne Sprünge.
Plötzlich trat Herr Lichthang
neben die Mädchen. „Guten Tag die Damen“, grüßte er charmant, nickte Molly noch
einmal extra zu und sagte zu ihr: „Hallo Mathilde. Zuhause sind alle gesund?“
Er winkte währenddessen seinen Sohn zu sich.
Molly nickte. „Ja. Alles in
bester Ordnung bei uns.“
„Gut, dann grüß deine Eltern von
mir. Gefällt euch denn das Springen?“
Lusia antwortete: „Wir sind schon
total gespannt auf das Stechen. Hoffentlich gelingt Jonathan noch so ein Ritt
wie in der Qualifikationsrunde.“
Herr Lichthang runzelte die Stirn
und nickte nur gedankenverloren.
Jonathan erreichte die kleine
Gruppe, legte das linke Bein über die Sattelpausche und zog nochmal den Sattelgurt
nach. „Ich mach noch einen Sprung, bevor ich rein muss. In der letzten Distanz
reite ich besser sieben Galoppsprünge, oder was meinst du, Vater?“
Dieser streichelte Alcantarro
zwischen den Augen und sah seinen Sohn eindringlich an. „Du wirst nur mit acht
Galoppsprüngen fehlerfrei durch die Distanz kommen. Wenn du ihn zu sehr
vorwärts reitest, wird Alcantarros Galoppade nur flach und er macht unnötige
Fehler.“
Jonathan schien damit nicht
einverstanden zu sein. „Aber wenn ich ihn zu sehr zurück nehme, kannst du dir
eine vernünftige Platzierung aus dem Kopf schlagen.“
Herr Lichthang trat dichter zu
Jonathan, damit die umstehenden Menschen nichts von ihrem Disput mitbekamen, aber
Luisa und ihre Freundinnen spitzten die Ohren. „Du wirst jetzt ganz ruhig durch
diesen Stechparcours reiten. Hauptsache, der Hengst fasst wieder Vertrauen zu
dir.“
Jonathan atmete tief durch und
ritt kommentarlos davon. Herr Lichthang wandte sich zu den Mädchen um und
zuckte entschuldigend mit den Schultern. „Als ich in seinem Alter war, ging auf
Turnieren auch oft der Ehrgeiz mit mir durch.“
Luisa blickte ihn erstaunt an,
dass konnte sie sich irgendwie nicht richtig vorstellen, wenn sie den zurückhaltenden
Herrn vor sich betrachtete.
Der letzte Teilnehmer vor
Jonathan war durch und nun musste er an den Start.
Luisa, Molly und Jess wünschten
ihm viel Glück und suchten sich einen Platz, an dem sie den Stechparcours gut
überblicken konnten.
Da galoppierte Jonathan auch
schon in die Bahn und riss wieder alle Zuschauer in seinen Bann.
Der Ansager gab noch schnell das
letzte Ergebnis durch und kündigte dann Jonathan als letzten Teilnehmer des
Stechens an. Zackig grüßte dieser erneut die Richter und steuerte in einem
frischen Arbeitstempo den ersten Sprung an.
Luisa hielt die Luft an, als das
Paar schwungvoll abhob. Jonathan schien sich nicht an die Anweisungen seines
Vaters zu halten, denn er erhöhte das Tempo noch und ritt den nächsten Oxer
extra schief an, um Zeit zu sparen.
Luisa blickte zum Eingangstor. Dort
stand Herr Lichthang und sah nicht gerade begeistert aus. Rasant wendete
Jonathan sein Pferd nach dem Oxer und steuerte die Mauer an. In einem mächtigen
Satz überwand der Hengst die roten Ziegelsteine. Ein Raunen ging durch die
Menge. Immer noch keine Fehler und die Zeit war sensationell. Das Publikum war begeistert.
Jetzt kam die letzte Distanz. In
diesem hohen Tempo schien es unmöglich den richtigen Absprung zu erwischen,
doch Alcantarro flog nur so über den ersten Steilsprung. Luisa zählte sie Galoppsprünge
mit: „Eins, zwei, drei...“ Doch plötzlich riss Alcantarro den Kopf hoch, eine offensichtliche
Unstimmigkeit zwischen Pferd und Reiter. Der Hengst zog heftig zum nächsten
Sprung. Jonathan versuchte ihn zurückzuhalten, um passend an den Absprung zu
kommen, doch es war zu spät. Viel zu früh hob der Dunkelbraune ab, versuchte
sich immer mehr zu strecken, als auch er merkte, dass es nicht reichen würde. Mitten
über dem breiten Oxer endete die Flugphase und er krachte in die Stangen.
Völlig aus dem Gleichgewicht gebracht, überschlug sich Alcantarro mit Jonathan
auf seinem Rücken. Holz krachte, die Stangen flogen in alle Richtungen und mit
einem dumpfen Geräusch kamen
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