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Feenfuchs und Feuerkuss

Feenfuchs und Feuerkuss

Titel: Feenfuchs und Feuerkuss Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lariane Westermann
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Feuerprobe

    Es war früher Abend geworden.
Luisa saß auf der Holzbank vor den Stallungen des Gestüts und versuchte, nicht
die ganze Zeit unruhig hin und her zu rutschen.
    Wo
bleibt Jess denn nur?
    Da Jonathan die nächste Zeit
ausfallen würde, hatte Luisa seinen Vater gefragt, ob Jeska ersatzweise Ophelia
reiten könnte. Friedrich Lichthang war nach dem Sturz seines Sohnes so
durcheinander gewesen, dass er wahrscheinlich zu allem ja gesagt hätte. Luisa
hatte sich darüber gefreut, aber gleichzeitig machte sie sich deshalb Sorgen um
den Gestütsbesitzer und nahm sich vor, später noch einmal mit ihm zu reden.
    Sie blickte zum hundertsten Mal
auf ihre Uhr, deren Sekundenzeiger sich im Schneckentempo bewegte. So oft sie die
Zeit prüfte, so oft stahlen sich ihre Gedanken auch wieder zu Sam. Es war
wirklich zum Wahnsinnigwerden. Endlich hatte sie mal einen Jungen getroffen,
den sie wirklich toll fand, und der nahm gleich Reißaus.
    Endlich erblickte Luisa Jeska, die
eilig über den Hof auf sie zukam. Reithose und Daunenweste in schwarz, die
Dressurstiefel frisch geputzt und hellgrauer Kaschmirpulli: Jeska sah wieder
wie aus dem Ei gepellt aus.
    Luisa sprang auf und lief ihrer
Freundin entgegen. „Wo bleibst du denn? Ich hab dir so viel zu erzählen.“
    Jeska umarmte Luisa zu Begrüßung
und wisperte vergnügt in ihr Ohr: „Das will ich auch hoffen.“
    Ophelia wieherte, als Luisa die
Stallgasse entlang kam.
    „Jetzt rück endlich raus mit der
Sprache. Was ist an der Ruine passiert?“ Jeska musterte Luisa ungeduldig, die
ihr Pferd aus der Box führte und auf der Stallgasse anband.
      Luisa blickte sich nach allen Seiten um, nicht
dass gleich Jonathan um die Ecke gehumpelt kam. Als niemand in Sicht war, lächelte
sie ihre Freundin schüchtern an. „Wir haben uns geküsst.“
    Jeska quietschte so begeistert
auf, dass Ophelia erschrocken einen Satz zur Seite machte.
    Luisa versuchte kichernd ihr
Pferd zu beruhigen. „Jetzt mach mal nicht die Pferde scheu, Jess.“
    „Lenk nicht ab. Was hat er gesagt?
Wer hat den ersten Schritt gemacht? Und vor allem, wie küsst er?“ Jeska geriet
ganz außer Atem bei ihrem konfusen Fragenkatalog.
    Luisa tat so, als müsse sie
angestrengt überlegen.
    Jeska trat auf sie zu, umfasste
ihre Schultern und schüttelte sie lachend. „Spann mich nicht so auf die Folter.
Erzähl schon oder muss ich Gewalt anwenden?“
    Luisa merkte, wie ihr das Blut in
die Wangen schoss. Auch wenn sie Jess und Molly sonst wirklich alles erzählte,
fand sie jetzt nicht die richtigen Worte, um das Gefühlschaos, welches in ihrem
Inneren tobte, zu schildern.
    Jeska hörte auf zu kichern und
schaute sie ungewöhnlich ernst an. „Dich hat es so richtig erwischt, oder?“
    Luisa konnte nur nicken.
    „Und seid ihr jetzt zusammen?“ Jeska
begann Ophelia zu putzen.
    „Ich weiß es nicht. Er hat einen
Anruf von seinem Vater bekommen und musste weg. Wir haben nicht darüber
gesprochen. Meinst du, ich soll ihn anrufen?“
    „Willst du etwa verzweifelt
wirken?“ Jeska zog fragend eine Augenbraue hoch.
    „Nein. Aber woher soll ich jetzt
wissen, wie es mit uns weiter geht?“ Luisa nahm eine Bürste und entwirrte
Ophelias Mähne.
    „Er wird sich schon noch melden.
Schließlich ist er derjenige, der plötzlich verschwunden ist.“ Jeska schaute
sich um. „Wo zum Henker ist hier die Sattelkammer?“ Sie tat ganz unbeholfen und
fügte dann mit verstellter Stimme hinzu: „Und warum gibt es hier keinen
Stallburschen, der die Drecksarbeit für mich erledigt?“
    Luisa musste lachen. Jeska konnte
die verwöhnte Göre wirklich sehr überzeugend spielen. „Hinter der Tür ist die
Sattelkammer. Ophelias Sattel hängt ganz rechts oben.“
    Jeska kam mit dem Lederzeug
beladen wieder heraus und mit vereinten Kräften war das Pferd schnell
gesattelt.
    Während Jeska Ophelia auf den
Springplatz führte, entdeckte Luisa den grünen Geländewagen von Friedrich Lichthang,
der gerade vor dem Haupthaus hielt.
    Unsicher, ob sie Jonathans Vater
jetzt ansprechen sollte, beobachtete sie, wie dieser seinem Sohn aus dem Auto
half. Die beiden Jagdhunde kamen aus dem Haus geschossen und begrüßten Friedrich
und Jonathan. Kasimir, der alte Golden Retriever, folgte den jüngeren Hunden
mit einigem Abstand und bellte vor lauter Freude. Lächelnd betrachtete Luisa
die mehr oder weniger stürmische Begrüßung zwischen Kasimir und Jonathan.
    Mit seinen Krücken konnte
Jonathan kaum die wenigen Stufen zur Eingangstür erklimmen, da die

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