Feenkind
vorüber sein. Sie verfluchte den Tag, an dem sie den Auftrag übernommen hatte. Sie hatte Zweifel gehabt, ob der Einsatz sie weiterbringen würde, doch mit so einem Schlamassel hatte sie nicht gerechnet. In ihre düsteren Gedanken vertieft, beschleunigte die Dunkelfee den Schritt ihres Pferdes.
"Stimmt etwas nicht, Herrin?" unterbrach plötzlich Traians nervöse Stimme die Stille der Nacht.
Verärgert wandte sie sich um. Erst da fiel ihr auf, dass ihre Sphäre nicht mehr in dem gewohnten bläulich schimmernden Licht erstrahlte, sondern eine bedrohliche blutrote Färbung angenommen hatte. Kein Wunder, dass die Männer besorgt waren. Sie sollte sich nicht derart von ihren Gefühlen beherrschen lassen.
Statt der beabsichtigten schroffen Antwort schloss sie daher nur kurz die Augen und brachte die Lichtsphäre mit einer kleinen mentalen Anstrengung in Ordnung.
Traian öffnete den Mund, um noch etwas zu sagen, aber mit einer schnellen Handbewegung brachte sie ihn zum Schweigen. Aufmerksam richtete Eliza sich im Sattel auf. Die Lichtsphäre schien plötzlich vor Anspannung zu knistern, doch das kümmerte sie nicht weiter, denn ihre Feensinne hatten eine fremde Präsenz gespürt. Nein, nicht eine, korrigierte sie sich, drei. Drei Präsenzen, die sie nicht genau einzuordnen wusste - weder Mensch noch Tier.
Viszerer, fiel es ihr plötzlich ein. Sie hatte mit ihnen noch nie persönlich zu tun gehabt, doch das mussten sie sein, dachte sie erleichtert und ihre Anspannung wich. "Steigt ab", befahl sie ihren Wächtern. "Ihr könnt euch einige Minuten ausruhen. Die Viszerer werden bald hier sein."
Sie wusste nicht, ob die Wesen sie bereits entdeckt hatten, daher nahm sie eine Prise trockener Erde und sprach eine kurze Beschwörungsformel darüber. Dann warf sie sie wieder auf den Waldboden zurück. Eine kaum merkliche Erschütterung ging von der Erde zu ihren Füßen aus, die sich in kleinen kreisförmigen Wellen ausbreitete. Das würde genügen, um den Wesen den Weg zu ihr zu weisen.
Eliza hatte bereits vor einiger Zeit damit angefangen, die Magie der vier Elemente zu erforschen. Natürlich widersprach das der offiziellen Lehre, doch die junge Fee konnte einfach nicht verstehen, wie etwas, das sich so natürlich und einfach anfühlte, falsch sein konnte. Daher hatte sie beschlossen, sich auf ihre Intuition zu verlassen, und hatte bereits erste Fortschritte in der Kontrolle der Elemente gemacht.
Der Erfolg ließ diesmal nicht auf sich warten. Sie spürte, wie die drei Präsenzen immer näher kamen und sich vorsichtig um sie herum positionierten.
"Kommt ruhig näher", sagte sie laut mit dem üblichen Hochmut in ihrer Stimme. Welche Schwierigkeiten sie auch immer haben mochte, niedere Geschöpfe brauchten nichts davon zu erfahren. Sie war noch immer eine Dunkelfee.
Gehorsam trat einer der Viszerer vor.
"Ich meinte alle drei", sagte Eliza kalt und richtete sich zu ihrer vollen Größe auf, ihre Flügel, das Symbol ihrer Stellung und ihrer Macht, bedrohlich hinter ihrem Rücken ausgebreitet. "Oder wollt ihr mich etwa herausfordern?"
Das Wesen vor ihr machte ein klackerndes Geräusch und seine beiden Gefährten kamen hinter den Büschen hervor.
"Gut. Und jetzt berichte!"
Der Anführer blickte Eliza einen Augenblick lang an.
Er weiß es, fuhr es ihr wütend durch den Kopf. Er weiß, dass sie nur gerufen wurden, weil ich versagt habe.
Stumm blickte sie zurück, doch ihre Augen blitzten gefährlich und ihre Flügel flatterten drohend auf.
Der Viszerer schien die Botschaft verstanden zu haben. "Wirr chaben in."
"Ihn? Und das Mädchen, was ist mit dem Mädchen? Sie war doch bei ihm, oder?"
"Frrau weg, überr die Grrennze."
"Wann?" Gespannt beugte Eliza sich vor.
"Gesterrn, nach Mittag."
Nachdenklich richtet Eliza sich wieder auf. Die Viszerer hatten also auch versagt. Es war nicht länger allein ihre Schuld. Sie selbst hatte das Mädchen noch nie gesehen, sie aber hatten sie entkommen lassen, auch wenn Eliza keine Ahnung hatte, wie das möglich war.
"Bleib hier", sagte sie dem Viszerer, der sich zurückziehen wollte, als sie nach ihrem Sephrion griff.
"Was gibt's Neues?" dröhnten ihr Dennas Gedanken ungeduldig entgegen, sobald sie die Verbindung hergestellt hatte.
"Wie es aussieht, haben die Viszerer Chris geschnappt, die Kleine ist ihnen jedoch entwischt", sagte Eliza mit einem Hauch von Schadenfreude.
"Wie ist das möglich?" murmelte Denna fassungslos.
"Sie sagen, sie wäre über die Grenze geflohen." Eliza machte eine kurze Pause, bevor
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