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Feenkind

Feenkind

Titel: Feenkind Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: E Zeißler
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als bloße Leitung für Dennas Gedanken zu dienen. Insbesondere zu einem so niederen Geschöpf wie einem Viszerer. Außerdem könnten Dennas Gedanken dabei viel tiefer in die ihren dringen, als sie es für ratsam hielt. Aber sie hatte einen direkten Befehl erhalten und musste ihn nun befolgen. Ohne zu zögern trat Eliza neben das größte Wesen der Herde und legte ihm ohne Umschweife ihre flache Hand auf die Stirn, genau zwischen die gekrümmten Hörner.
Überrascht und erschrocken riss das Geschöpf seine Augen weit auf, als sich Dennas forschender Geist in seine primitiven Gedanken bohrte, doch es war noch hilfloser als Eliza, die wenigstens einen Teil ihrer Kontrolle behielt.
Schweigend sahen sich die beiden Frauen alles an, was sich seit Christophers Gefangennahme ereignet hatte.
Dann ließ Denna den Viszerer abrupt frei. Vor Überraschung taumelte das arme Wesen einige Schritte zurück. Es hätte Glück, keinen dauerhaften Schaden davon zu tragen, schoss es Eliza unwillig durch den Kopf.
"Sein Geisteszustand ist das letzte, worüber ich mir an deiner Stelle Gedanken machen würde", wies Dennas Stimme sie scharf zurecht.
"Du kannst die Barriere wieder deaktivieren", stelle Eliza ruhig fest. Sie würde sich von Denna nicht provozieren lassen.
Die Chefin schnaufte wegwerfend. "Die ist schon vor einigen Stunden zusammengebrochen. Ist auch gut so, wie es aussieht, hat sie uns ohnehin nichts Gutes eingebracht. Das Mädchen scheint also tatsächlich etwas zu besitzen, womit sie durch die Barrieren gehen kann."
"Das würde auch Marterim erklären", setzte Eliza nachdenklich hinzu.
Darauf wollte Denna scheinbar nicht eingehen. "Du musst auf der Stelle aufbrechen."
"Ich weiß", sagte Eliza selbstgefällig. Sie saß nicht mehr allein in dem Boot. Auch ihrer Lehrmeisterin fingen die Felle an, davon zu schwimmen. Dennas Barriere hatte die Flüchtlinge in Sicherheit gebracht, anstatt sie wie geplant zu behindern. "Was ist mit den Viszerern?"
"Ich werde sie vielleicht folgen lassen. Doch ihr Nutzen liegt eher in der freien Natur, als in den dichter besiedelten Gegenden, die nun kommen werden."
"Und wohin soll ich gehen?"
"Wenn ich das nur wüsste", sagte Denna nachdenklich. Sie hatte einiges von der überheblichen Arroganz eingebüßt, die sie in der letzten Zeit Eliza gegenüber an den Tag gelegt hatte.
"Auf jeden Fall müssen sie über den Fluss. Vielleicht kann ich ja dort etwas in Erfahrung bringen."
"Tu das und melde dich, sobald du etwas hast", stimmte Denna ihr zu.
Die Kugel erlosch. Elizas Stimmung hatte sich jedoch schlagartig verbessert.
Ihre Chefin hatte einen Fehler gemacht, die Viszerer hatten versagt und sie selbst hatte eine Spur. Zufrieden klopfte sie auf den kleinen Beutel mit Feenstaub, der nun sicher an ihrem Gürtel hing. In einer halben Stunde würde sie am Fluss sein. Und dann würden Chris und das Mädchen sie nicht mehr lange an der Nase herumführen können.

Der Fährmann hatte sie schon aus einiger Entfernung bemerkt und fuhr mit der Fähre bereits vom anderen Ufer zurück, als Eliza und ihre beiden Wächter am Fluss ankamen.
Während sie auf seine Ankunft wartete, schlang Eliza ihren Umhang enger um sich, um die zunehmende Kühle des Abends fernzuhalten. Ungeduldig starrte sie auf die kleine Boot. Ihr kam es vor, als würde sich das Schiff gar nicht fortbewegen, so quälend langsam kam es auf sie zu. Kaum hatte es die Anlegestelle erreicht, als Eliza schon ihr Pferd mit einem Sprung darauf setzen ließ.
Das Gefährt schwankte bedrohlich, doch Eliza kümmerte das nicht. Ungeduldig winkte sie Traian und Gheorghe, ihr zu folgen. Mit dem Fährmann konnte sie sich auch auf dem Fluss unterhalten.
Sobald alle an Bord waren, stieß er seine Fähre gehorsam vom Steg ab. Ihn schien das Verhalten seiner Passagiere nicht weiter zu verwundern. Vermutlich war er noch ganz andere Sachen gewöhnt.
Seelenruhig und schweigsam ging er seiner Arbeit nach.
Als Eliza jedoch einige Goldmünzen in ihrer Handfläche aufblitzen ließ, bekam sie seine ungeteilte Aufmerksamkeit.
"Wir suchen einen Mann und eine junge Frau, die zusammen reisen."
Der Fährmann schob ein großes Stück Kautabak in seine Backentasche. "Do gibt's viele." Er zuckte mit den Achseln.
Scheinbar nachdenklich ließ Eliza die Goldmünzen in ihrer Hand klimpern. "Sie müssten heute früh hier vorüber gekommen sein. Sie waren in Eile."
"Ich erinner mich an die zwee. En Mann unn en Mädel mit struppische blonde Hoor. Hab se heut Morn über de Fluss

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