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Feenkind

Feenkind

Titel: Feenkind Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: E Zeißler
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könnte sich gegen sie wenden oder sie zumindest im Stich lassen. Und auch wenn sie diese Angst in der grünen Tiefe ihrer Augen verbarg, spürte er deutlich die Mauer, die Dhalia zwischen ihnen errichtetet hatte. Er spürte sie, aber er verstand sie nicht. Denn auch ihr schien es durchaus schwer zu fallen, ihre Unnahbarkeit zu wahren, ihn auf Abstand zu halten und ihre Bürde - was auch immer das sein mochte - allein zu tragen. Er machte sich Sorgen um sie. Es war offensichtlich, dass sie etwas belastete. Und dazu kam noch die Sorge um ihre Gesundheit. Sie beschwerte sich nie und verlangsamte niemals ihr Tempo, doch sie war blass und angespannt und er war sich sicher, dass ihr Rücken sie quälte. Selbst jetzt, als er sie beim Reiten beobachtete, versuchte sie, ihr Gewicht im Sattel so zu verlagern, dass es ihren Rücken nicht belastete. Bogen und Köcher, die früher immer griffbereit hinter ihren Schultern gehangen hatten, waren schon seit einigen Tagen an ihren Sattel verbannt. Besorgt runzelte Chris die Stirn. Er hätte ihr gern geholfen. Doch sie gab ja nicht einmal zu, dass ihr etwas fehlte. Immer wenn er sie darauf angesprochen hatte, hatte sie lachend abgewinkt. Er hatte noch nie eine so stolze und starke Frau getroffen und er hoffte bloß, dass sie sich in ihrer Stärke nicht selber schadete.
Vielleicht konnte Lenuta ihr helfen, sie hatte eine Menge Ahnung von vielen Dingen. Und vielleicht würde es Dhalia leichter fallen, gegenüber einer anderen äußerst willensstarken Frau offen zu sein. Es war auf jeden Fall einen Versuch wert, fand Chris.
"Hey, Chris, wo bleibt Ihr denn?" rief Dhalias fröhliche Stimme zu ihm herüber. Die Sonne schien ihr wirklich gut zu tun, ihr praktisch neue Kraft zu geben. Und ihr strahlendes Lächeln zeigte ihm, dass das Bild, das seine Sorge in so düsteren Farben gemalt hatte, gar nicht so trist war. Zumindest im Augenblick nicht, schränkte er ein. Er ließ sich jedoch von ihrer guten Laune anstecken und trieb sein Pferd voran, bis er sie erreichte.
Keck sah sie ihn von der Seite an und ihre grünen Augen blitzten herausfordernd unter dem dunklen Haarschopf. "Wer zuletzt an dem Baum dort vorne ist, besorgt das Abendessen!" Noch bevor er antworten konnte, jagte sie schon davon. Chris folgte ihr lachend. Es war schön, wenn sie sich ab und zu noch wie ein Kind benahm.

"Da vorne wäre ein geeigneter Lagerplatz", schlug Dhalia einige Stunden später vor. Aber Chris schüttelte nur lächelnd den Kopf.
"Wieso nicht? Die Sonne geht bald unter. Wir sollten das letzte Tageslicht ausnutzen."
"Nur ein wenig weiter", beruhigte er sie.
"Ihr habt mir noch immer nicht verraten, wohin wir überhaupt reiten." Sie versuchte es mit einem schmollenden Ton in ihrer Stimme.
"Das werdet Ihr schon sehen." Chris blieb hartnäckig. Schon vor einer Weile hatte er sie von dem Pfad, dem sie gefolgt waren, herunter geführt und nun suchten sie sich ihren Weg durch ein sumpfiges Gebiet, das hin und wieder mit kleinen Hainen durchsetzt war.
"Ihr habt doch gesagt, dass es wegen der Moorgruben gefährlich wäre, die Pfade zu verlassen", hatte Dhalia eingewandt, als er die Führung übernommen hatte. Doch er hatte lediglich "Vertraut mir" gesagt und ihr geheimnisvoll zugezwinkert. Und seitdem folgte sie ihm, ohne recht zu wissen, weshalb.
Als sie auch dieses Mal keine Antwort auf ihre Frage bekam, warf sie ihm einen skeptischen, wenn auch neugierigen Blick zu. "Wie Ihr wollt. Doch
    ich
werde dieses Mal nicht im Dunkeln nach Feuerholz suchen. Meine Hände sind noch vom letzten Mal ganz zerkratzt."
Es amüsierte Chris, zu sehen, wie sie vor Neugier beinahe verging. Er war froh, sich für den kleinen Umweg entschieden zu haben. Die Überraschung würde den Zeitverlust mehr als wettmachen.
Aufmerksam blickte er sich um. Sie mussten ganz in der Nähe sein. "Alles absteigen! Wir sind da!" rief er Dhalia fröhlich zu.
Sofort blieb sie stehen und schaute neugierig nach allen Seiten. Sie standen vor einem Hain. "Ich sehe nichts Besonderes", sagte sie schließlich enttäuscht. Sie wusste zwar nicht, was sie erwartet hatte, aber etwas mehr als ein paar Bäume hätten es schon sein können.
Chris war bereits aus dem Sattel gesprungen und schlang die Zügel seines Pferdes um einen Ast. "Steigt ab. Wir gehen zu Fuß weiter."
"Aber die Pferde ..."
"Wir holen sie später nach." Er streckte die Hand aus, um ihr beim Absteigen behilflich zu sein.
Einen Augenblick musterte sie ihn verwirrt - seit wann benötigte sie Hilfe, um

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