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Feenkind

Feenkind

Titel: Feenkind Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: E Zeißler
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gesagt. Doch Dhalia schüttelte nur verständnislos den Kopf und sah ihn fragend, wenn auch sichtlich erschüttert an.
"Ich werde Euch die Einzelheiten des offiziellen Verhörs ersparen, an das meiste kann ich mich ohnehin nicht erinnern", flüsterte Chris heiser. "Es stimmt schon, was Eliza sagte, die wenigsten Menschen überleben ein Verhör der Dunkelfeen und noch weniger bleiben danach bei klarem Verstand."
"Euch ist es gelungen", antwortete sie sanft.
Chris schnaufte bitter auf und schaute in den Himmel hinauf. Erst, als er seine Stimme wieder unter Kontrolle hatte, sprach er weiter. "Sie haben mich mehr tot als lebendig in die Gosse geworfen, wahrscheinlich wollten sie sich nicht die Hände schmutzig machen und dachten, dass sich das Problem von selbst erledigt. Und da fand mich dann Lenuta. Wir kannten uns flüchtig. Ich habe mal einige Karten in ihrem Laden in der Stadt gekauft. Ich weiß nicht, was sie veranlasst hat, mich in dem formlosen Klumpen, der am Boden lag, zu erkennen, und noch weniger kann ich mir vorstellen, wieso sie mich mitgenommen hatte. Aber sie hatte es getan. Nach ein paar Tagen nahm sie mich mit zu ihrem Haus an den Seen, wo sie mich schließlich gesund pflegte. Ich weiß nicht, wie ihr das gelungen war. Es hatte mehrere Monate gedauert, bis ich wieder auf den Beinen war." Er blickte zu Dhalia mit einer Spur seines sonstigen Humors in den Augen. "Wie Ihr seht, bin ich wirklich unverbesserlich. Nur ein knappes Jahr später habe ich Eliza schon wieder am Hals."
"Doch dieses Mal nur meinetwegen. Es tut mir leid, Chris, das alles habe ich nicht gewusst." Sie sah ihn so eindringlich an, dass er es nicht aushielt und schließlich seinen Kopf abwandte.
"Macht Euch nichts draus, Mädel", sagte er etwas schroffer als beabsichtigt. "Früher oder später wäre es ohnehin dazu gekommen." Bevor sie etwas erwidern konnte, setzte er rasch hinzu: "Es ist schon spät und wir haben morgen wieder einen langen Weg vor uns. Wir sollten jetzt lieber schlafen."
Dhalia nickte.
Doch in dieser Nacht fanden beide nicht viel Schlaf. Während Dhalia der Ernst ihrer Lage zum ersten Mal in vollem Ausmaße bewusst wurde und sie um ihre Zukunft bangte, versuchte Chris, die Dämonen seiner Vergangenheit zu bezwingen.

    * * *

Ein kleines Lächeln umspielte Chris' Lippen, während er beobachtete, wie Dhalia ihr Gesicht genießerisch den späten Sonnenstrahlen entgegen streckte. Ihre Augen waren geschlossen und sie lächelte wohlig, während sie nach der Kühle des kleinen Waldes, den sie gerade passiert hatten, die Wärme genoss.
Sie hatten bereits vor Tagen die große Landstraße verlassen und folgten nun dem Geflecht kleinerer Wege, manchmal kaum mehr als ein Trampelpfad, manchmal breit genug für einen Karren, das sich von Dorf zu Dorf durch die Gegend zog.
Einige Male hatte Chris es geschafft, den Weg durch den Wald abzukürzen. Denn der Wald, dem sie nun begegneten, hatte nichts von dem Schrecken, aber auch nichts von der magischen Schönheit des Dornop. Es war ein junger Wald. Von Menschen gepflanzt, dort, wo vor Urzeiten die Alten Feen im Schutz gewaltiger Baumkronen ihre Reigen getanzt hatten. Chris seufzte und sah sich um. Davon war hier nichts mehr zu spüren.
Anscheinend hatte Dhalia erst einmal genügend Sonne getankt, denn sie drehte sich zu ihm und wies fragend auf den Weg. "Der Pfad macht hier wieder eine Kurve. Sollten wir nicht lieber querfeldein nach Norden ziehen? Ich bin sicher, in ein paar Meilen würden wir wieder auf einen Weg stoßen."
Doch Chris schüttelte entschieden den Kopf. "Wir sind den Seen zu nahe gekommen. Der Boden ist feucht und das Gebiet ist von Sümpfen und Moorgruben durchzogen, die schon vielen eiligen Reisenden das Leben gekostet haben."
"Oh." Die junge Frau zuckte kurz mit den Schultern und setzte Bruno wieder in Gang.
Chris folgte ihr mit einigem Abstand. Er wurde einfach nicht schlau aus ihr. Und das ließ ihm keine Ruhe. Eigentlich ging sie ja ganz normal mit ihm um. Sie sprachen, sie scherzten, sie erzählten einander kleine Dinge aus ihrer Vergangenheit. Er sprach auch von seinen Träumen. Sie jedoch nie.
Sie hatten schon viel gemeinsam erlebt und waren sich zwangsläufig näher gekommen. Ja, er konnte sie beide ruhigen Gewissens als Freunde bezeichnen. Und er spürte, dass Dhalia es genauso sah. Er hatte keinen Zweifel daran, dass sie ihn ebenfalls mochte. Und doch war da dieser merkwürdige Blick, mit dem sie ihn manchmal gedankenverloren ansah, als hätte sie Angst, er

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