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Feenkind

Feenkind

Titel: Feenkind Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: E Zeißler
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Besorgt griff sie nach seiner Hand. "Du kommst doch wieder, oder?" fragte sie. In ihrer Stimme mischten sich sowohl die Sorge um Chris' Wohlergehen als auch um sich selbst, da sie sonst ganz allein in einem fremden Land, dessen Sprache sie nicht sprach, zurückbleiben würde.
"Natürlich komme ich wieder", beruhigte Chris sie überrascht.
"Ja, natürlich." Sie versuchte ein Lächeln, doch das merkwürdige Gefühl blieb. "Pass auf dich auf."
"Mache ich immer", grinste Chris sie an. "Komm, wir besorgen dir jetzt deinen Schlüssel."

Obwohl sie vorgehabt hatte, in der großen Halle auf Chris zu warten, blieb er so lange weg, dass Dhalia es irgendwann nicht mehr aushielt und müde in das gemietete Zimmer hinauf ging. Als sie die Tür hinter sich geschlossen hatte, zögerte sie kurz. Dann drehte sie entschlossen den Schlüssel im Schloss und legte zur Sicherheit auch noch den großen Balken vor die Tür - es würde schon einen Grund geben, warum er da war. Derart beruhigt, setzte sie sich auf das einzige Bett. Da sie ohnehin nicht wusste, wann Chris zurückkommen würde, verspürte sie kein schlechtes Gewissen, das Bett für sich zu beanspruchen. Sie zog ihre Schuhe aus und kroch unter die Decke.
Durch einen Spalt in den Fensterläden fiel das helle Mondlicht auf ihr Gesicht. Sie rückte ein wenig zur Seite, um ihre Augen aus dem silbernen Lichtkegel zu nehmen, stand jedoch nicht auf, um den Spalt zuzumachen. In völliger Dunkelheit hätte sie es nicht ausgehalten. Auch so schon hatte eine merkwürdige Aufregung von ihr Besitz ergriffen - halb Angst, halb Erwartung, obwohl sie nicht wusste, weshalb. Selbstironisch runzelte sie die Stirn. Hatte sie sich etwa schon so sehr an Chris gewöhnt, dass sie sich ohne ihn einsam und hilflos vorkam? Sie war es nicht gewohnt, die Kontrolle jemand anderem zu übergeben und untätig darauf zu warten, dass jemand anderer alles für sie arrangierte. Doch heute Abend wäre sie Chris keine Hilfe gewesen. Sie konnte die Leute ja nicht einmal verstehen.
Dhalia atmete tief durch und drehte sich auf die Seite, die Decke eng um die Schultern geschlungen. Als sie ihren Kopf zum Fenster wandte, konnte sie klar und hell den freundlichen Halbkreis des Mondes erkennen. Einen Augenblick lang ließ sie sich von seiner sanften Kraft durchströmen, dann lächelte sie. Chris würde schon nichts passieren, und es war doch ganz schön, nicht immer alles im Alleingang lösen zu müssen. Irgendwie war es doch ganz nett, mal in einem warmen Bett zu liegen, während jemand anders in der dunklen Kälte der Nacht unterwegs war. Mit einem dankbaren Gedanken an Chris im Herzen und einem Lächeln auf den Lippen schlief Dhalia schließlich ein.
Doch ihre positive Stimmung hielt nicht lange vor, immer wieder wachte sie auf und musste feststellen, dass Chris noch nicht zurück war. Einmal war sie sogar aufgeschreckt, weil sie meinte, ein Geräusch gehört zu haben, und lief eilig zur Tür, in der Hoffnung, er wäre endlich zurück. Doch als sie die Tür hastig entriegelte, war da nur ein Hund, den unten wohl etwas aufgeschreckt hatte und der sich nun ein ruhigeres Plätzchen suchte.
Enttäuscht schloss Dhalia die Tür und kroch zurück ins Bett, doch an Schlaf war nicht mehr zu denken. Ihr Herz klopfte wie verrückt und beim kleinsten Geräusch schreckte sie hoch, während sie unruhig beobachtete, wie die Sterne langsam verschwanden und sich die Morgendämmerung näherte.
Schließlich hielt sie es nicht mehr aus. Sie stand auf und wusch ihr Gesicht mehrmals mit kaltem Wasser aus einer kleinen Schüssel, um ihre Müdigkeit zu vertreiben. Sie würde den Sonnenaufgang abwarten und sich dann auf die Suche nach Chris machen. Soviel zu den Annehmlichkeiten, sich auf jemanden zu verlassen. Ich hätte darauf bestehen müssen, ihn zu begleiten, dachte sie ärgerlich. Auch wenn ich die Sprache nicht spreche, so wüsste ich jetzt zumindest, wo er steckt, und hätte ihn vor Schwierigkeiten bewahren können. Mechanisch kämmte sie sich mit den Händen durch die kurzen Haare und suchte dann ihre Waffen zusammen - Bogen und Dolch. Ein Schwert wäre an einer Frau in einer halbwegs zivilisierten Stadt viel zu auffällig. Ein Blick zum Fenster verriet ihr, dass es noch immer viel zu früh war, ihre Vorbereitungen hatten keine fünf Minuten gedauert. Sie zwang sich, sich wieder aufs Bett zu setzen und einmal durchzuatmen. Im nächsten Augenblick sprang sie wie von einer Feder getrieben hoch. Es hatte geklopft.
Mit rasendem Herzen und

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