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Feenkind

Feenkind

Titel: Feenkind Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: E Zeißler
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ausstreckte, zog sie sie schnell außerhalb seiner Reichweite. "Guten Morgen", grüßte sie ihn betont neutral.
Nach einem kurzen Moment der Orientierung schien Chris zumindest so viel von seinem nächtlichen Abenteuer einzufallen, dass er leicht zerknirscht den Blick abwandte. Doch seine Hand blieb fordernd nach dem Kaffee ausgestreckt.
Einen Moment starrte Dhalia ihn nur finster an, dann reichte sie ihm schließlich die Tasse. "Ist das der Grund, wieso ich nicht mitkommen sollte? Damit du dich wie ein Seemann volllaufen lassen konntest?" konnte sie sich ihre Verärgerung nicht verkneifen.
Chris machte ein betretenes Gesicht. "Natürlich nicht", erklärte er dann mit einem hungrigen Blick auf das Brot, das noch eingewickelt in ihrem Schoß lag.
Dhalia reichte es ihm resigniert. "Also, was ist passiert?" fragte sie dann.
"Als erstes habe ich für uns eine Passage klar gemacht. Wir sollten uns bald auf den Weg machen, ich habe dem Mann versprochen, dass wir im Laufe des Morgens zu ihm kommen werden. Und dann habe ich mich daran gemacht, genügend Geld aufzutreiben. Mit dem Pferd bin ich mit einem Händler schnell einig geworden. Doch wie erwartet hat das Geld nicht ausgereicht. Also bin ich in die Sternengasse, in der Hoffnung, dort meinen alten Bekannten zu treffen. Er hat es mittlerweile zu erheblichem Wohlstand gebracht. Anscheinend ist der Handel mit Schund und wässrigen Zaubertränken einträglicher als die Jagd nach echter Magie. Doch das tut jetzt nichts zur Sache", erinnerte er sich. "Auf jeden Fall war er nicht grundsätzlich dem Kauf meiner Amulette abgeneigt, also stiegen wir in die Preisverhandlungen ein. Ich habe natürlich alle Register gezogen - gemeinsame Erfolge, alte Freunde. Doch der sentimentale Faktor funktioniert nur dann wirklich gut, wenn der Alkohol in Strömen fließt. Und so floss der Alkohol, um uns bei unserem gegenseitigen Bestreben, soviel wie möglich aus dem anderen herauszuholen, zu unterstützen."
"Und deinem zufriedenen Gesichtsausdruck entnehme ich, dass du gewonnen hast", bemerkte Dhalia trocken.
Chris lächelte bescheiden. "Was soll ich sagen ... Jedenfalls haben wir genug für Überfahrt und Verpflegung. Und wenn wir es geschickt anstellen, ist auch noch ein neues Pferd für mich drin, sollten wir eines benötigen."
"Ich bin beeindruckt", sagte Dhalia anerkennend. "Trotzdem war es falsch von dir, mich nicht vorzuwarnen. Ich habe mir Sorgen gemacht."
"Tut mir leid", murmelte Chris. "Ich habe nicht gedacht, dass es so lange dauern würde." Er sah sie an, als würde ihm noch etwas auf der Seele liegen, er aber nicht wusste, wie er es ansprechen sollte.
"Steh jetzt lieber auf. Wir sollten los", sagte Dhalia schließlich und erhob sich.
"Warte", hielt er sie zögernd zurück. Als er weiter sprach, fixierte er ungefähr ihre Leibesmitte, als traute er sich nicht, ihr in die Augen zu schauen. "Als ich gestern ankam, war ich ziemlich betrunken." Er machte eine Pause, doch sie widersprach nicht, sondern wartete nur ab. "Ich will nur sicher gehen, dass ich mich nicht irgendwie ... ungebührlich verhalten habe", brachte er den Satz schnell zu Ende.
"Hast du nicht", antwortete Dhalia schlicht und verließ den Raum, damit er sich umziehen konnte.
"Gut", sagte Chris ihr erleichtert hinterher. Er hatte nur bruchstückhafte Erinnerungen an den Morgen, die mit merkwürdigen Träumen, die alle von Dhalia gehandelt hatten, durchsetzt waren. Erleichtert und enttäuscht zugleich nahm er zur Kenntnis, dass er alles tatsächlich nur geträumt hatte.

Der Bootsmann, den Chris ihr als Tukrol vorstellte, erwartete sie am vereinbarten Anlegeplatz. Er war ein einheimischer Bewohner der Seen - klein, stämmig, flink und braungebrannt von der täglichen Arbeit auf dem Wasser. Er sprach sogar ein wenig die offizielle Reichssprache, wie Dhalia erkannte, als er ihr das komplizierte Geflecht aus Riemen und Seilen im Bug seines kleinen Schiffes zu erklären versuchte. Das Boot war etwa dreizehn Fuß lang und an seiner dicksten Stelle ungefähr fünf Fuß breit und lag sehr flach auf dem Wasser. Dhalia fand, dass es kaum mehr als ein Floß und wenig vertrauenerweckend war, doch weder Chris noch ihr Führer schienen sich daran zu stören, und so beschloss sie, dem Urteil der Männer zu vertrauen. Als sie jedoch erkannte, dass die ganzen Riemen und Seile dazu dienen sollten, Bruno während der Überfahrt bewegungslos zu fesseln, schüttelte sie entschieden den Kopf. Auch der Hengst, der die Absicht der beiden

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