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Feenkind

Feenkind

Titel: Feenkind Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: E Zeißler
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Männer zu erkennen schien, wieherte unwillig und machte ein paar Schritte zurück.
Als Chris Dhalias trotzigen Blick sah, seufzte er und wappnete sich innerlich für eine längere Diskussion. Noch bevor sie ihren Mund aufmachen konnte, nahm er sie unsanft am Ellenbogen und zog sie etwas zur Seite, damit der Führer nicht gleich alles von ihrem Gespräch mitbekam. Doch der überprüfte seelenruhig sein Boot, ohne sich um die Meinungsverschiedenheiten seiner Passagiere zu kümmern.
"Das kann doch nicht dein Ernst sein", protestierte Dhalia schließlich empört. "Das kannst du Bruno unmöglich antun!"
"Es war deine Idee, dass er mitkommen soll, nicht meine!" zischte Chris.
"Ja, aber doch nicht so ..."
"Ja? Dann sieh dir mal diese Nussschale da genauer an. Kannst du dir vorstellen, was ein unruhiges Pferd damit anstellen kann?"
Dhalia beobachtete skeptisch, wie das kleine Gefährt unter den Bewegungen des Bootsführers heftig hin und her schwankte, und nickte schließlich unwillig.
"Gut." Chris ließ sie wieder los und schaute ihr forschend ins Gesicht. "Sollen wir Bruno nicht doch lieber hier lassen?" schlug er sanft vor.
"Ich kann nicht." Dhalia schüttelte heftig ihren Kopf, damit er nicht merkte, wie ihr allein bei dem Gedanken daran Tränen in die Augen traten. "Können wir vielleicht ein größeres Boot ..."
Chris schüttelte seinen Kopf, noch bevor sie den Satz zu Ende gesprochen hatte. "Es gibt hier kaum größere Boote. Und selbst wenn, könnten wir es nicht bezahlen."
Dhalia schaute sich die kleinen Schiffchen an, die um sie herum an- und ablegten, und nickte. Sie konnte tatsächlich nur wenige Boote entdecken, die auch nur die Größe von dem hatten, das Chris für sie aufgetrieben hatte. "Können wir Bruno denn nicht irgendwie anders ruhig halten?" fragte sie mit wenig Hoffnung in der Stimme.
"Ich wüsste nicht, wie", murmelte Chris. "Es ist ja nicht für lange", versuchte er sie dann zu überzeugen. Plötzlich fiel ihm etwas ein, doch sofort verdunkelte sich wieder sein Gesicht. "Schade, dass ich keinen Feenstaub mehr habe", sagte er bedauernd.
"Was ist das? Vielleicht können wir ja welchen kaufen?"
Chris lächelte nachsichtig angesichts ihres Eifers und ihrer Naivität. "Feenstaub ist eine sehr seltene, äußerst magische Substanz. Ihr Besitz ist für Menschen strengstens verboten und", er machte eine lange Pause und sah sie scharf an, "was noch schlimmer ist, es ist so gut wie unbezahlbar."
Dhalia schnaufte amüsiert. Chris' Wertesystem faszinierte sie immer wieder aufs Neue. Für ihn bestand das Problem nicht darin, dass der Besitz illegal oder gefährlich war, sondern nur darin, dass sie nicht genügend Geld hatten, die Substanz zu bezahlen. "Was macht dieser Feenstaub denn?" fragte sie dennoch weiter.
"Die Dunkelfeen können ihn, glaube ich, für viele Dinge verwenden, doch eine seiner Grundeigenschaften ist, Lebewesen bis zur Morgendämmerung in einen tiefen Schlaf zu versetzen."
"Und wie sieht er aus?"
"Schwarz und funkelnd wie fein gemahlene Edelsteine", erwiderte Chris achselzuckend. "Aber frag mich jetzt bloß nicht, woraus er tatsächlich besteht. Ich habe bisher nur zweimal selbst welchen in den Händen gehalten", und an beide Erlebnisse dachte er überhaupt nicht gern zurück. Überrascht merkte er, dass Dhalia plötzlich in ihrem Rucksack kramte und schließlich einen kleinen Lederbeutel hervorholte. Chris brannte schon lange darauf, zu erfahren, was sie darin verbarg, doch seiner Entscheidung treu hatte er nicht mehr in ihren Sachen herumschnüffeln wollen.
"Ist das etwa Feenstaub?" fragte sie, während sie den kleinen Beutel öffnete und ihm dicht vors Gesicht hielt.
Vor Überraschung blieb Chris der Mund offen stehen. Zögernd nahm er den Beutel in die Hand und spürte ehrfürchtig seine Schwere. Er erinnerte sich, in Dhalias Sachen zumindest einen weiteren solchen Beutel gesehen zu haben. Wenn er nun auch Feenstaub enthielt...
Da war er endlich - der Reichtum, von dem Chris immer geträumt hatte. Greifbar nahe, er brauchte gar nicht mehr zu irgendeinem See zu gehen, brauchte sich nie mehr der Gefahr und der Verfolgung durch die Dunkelfeen auszusetzen. Wenn er Dhalia nur dazu bringen konnte, würden diese zwei Beutel, die sie die ganze Zeit mit sich herumgetragen hatte, ohne dass er es auch nur ahnte, ihnen beiden ein sehr angenehmes Leben ermöglichen. Allein der Gedanke, dass sie diesen Schatz dafür verschwenden wollte, ihr
    Pferd
während einer Überfahrt ruhig zu halten, war

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