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Feenkind

Feenkind

Titel: Feenkind Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: E Zeißler
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hatten.
Und über all das zog sich in gerader Linie eine gewaltige steinerne Brücke, die das gesamte Gebiet durchquerte wie ein gigantisches Aquädukt.
Lachend schlug Dhalia Bruno die Fersen in die Flanken und wollte schon in vollem Galopp auf die breite Brücke preschen, doch Chris packte sie fest am Oberarm und hielt sie kopfschüttelnd zurück.
"Komm, lass uns die Aussicht von da oben ansehen!" forderte sie ihn gutgelaunt auf.
Angesichts ihrer Begeisterung musste auch Chris lächeln. "Gut, genieß deine Aussicht", willigte er ein, "doch wir werden diesen Weg nicht nehmen."
"Wieso?" Dhalia klang enttäuscht. "Ich sehe gar keinen anderen Weg", fügte sie dann etwas verständnislos hinzu.
Chris machte eine ausholende Armbewegung in Richtung der Seen. "Wir werden uns ein Boot nehmen", erklärte er.
"Aber über die Brücke ist es doch viel schneller", beharrte Dhalia.
"Das schon. Doch dort oben säßen wir in der Falle. Es gibt keine Möglichkeit sich zu verstecken, keine Gelegenheit abzubiegen, außer den seltenen Abstiegen zu den größeren Inseln.
Abschätzend ließ Dhalia ihren Blick über das Netz aus Wasser, Stegen, Booten und Land schweifen. "Kannst du denn den Weg durch die Seen finden?" erkundigte sie sich anschließend skeptisch.
"Nein, wir werden uns einen Führer nehmen."
"Und wie sollen wir den bezahlen? Ich habe kein Geld mehr übrig."
Chris zuckte mit den Achseln. "Uns wird schon etwas einfallen", meinte er leichthin. "Jetzt sag bloß, du bist bisher noch nie blank gewesen." Er lachte auf, als er ihren hilflosen Gesichtsausdruck bemerkte. Sie hatten schon so viel gemeinsam erlebt, dass er manchmal vergaß, dass sie offensichtlich aus ganz unterschiedlichen gesellschaftlichen Schichten stammten. "Komm", er lenkte sein Pferd in Richtung einer kleinen Strandpromenade, an der die Buden verschiedener Händler und Bootsleute standen. "Lass uns erst nach einem geeigneten Mann suchen und seinen Preis erfahren. Dann erst machen wir uns Gedanken darüber, wie wir ihn bezahlen sollen."
Während sie sich ihren Weg über die Wiese vorsichtig zwischen Büschen und Maulwurfshügeln bahnten, fuhr Chris fort, einen Plan zu entwickeln. "Wenn wir Glück haben", wandte er sich zu Dhalia um, "werden wir für unsere Pferde so viel Geld bekommen, dass wir die Überfahrt bezahlen können und uns vielleicht noch etwas übrig bleibt."
Stocksteif richtete sich die junge Frau in ihrem Sattel auf und zog mit aller Kraft an Brunos Zügeln. Als es Chris endlich auffiel und er sich nach ihr umdrehte, funkelte sie ihn entschlossen an. "Ich werde Bruno nicht verkaufen", sagte sie fest.
Chris stockte. Damit hatte er nicht gerechnet. "Wir werden dir ein neues Pferd besorgen", beruhigte er sie.
"Nein." Um ihren Worten mehr Nachdruck zu verleihen, schüttelte Dhalia wild den Kopf.
"Und wie sollen wir ihn mitnehmen?" fragte Chris hilflos.
"Uns wird schon etwas einfallen", beharrte sie.
Chris musterte sie verstimmt. Er hätte nie gedacht, dass sie so unvernünftig sein würde, überflüssige Probleme zu erschaffen. Doch sie gab nicht nach.
"Verstehst du denn nicht, dass wir ihn nicht mitnehmen
    können
", versuchte er an ihre Vernunft zu appellieren. Doch der trotzige Zug um ihren Mund verriet ihm, dass er sich weitere Worte sparen konnte. "Also gut", seufzte er schließlich resigniert. "Ich werde sehen, was ich tun kann, aber wenn der Bootsmann sich weigert, das Pferd auf sein Boot zu lassen, oder wenn uns das Geld nicht reicht, bleibt es hier. Ist das klar?"
"Ja", sagte Dhalia, die sich jetzt nicht mit ihm streiten wollte. Vielleicht würde es ja gar kein Problem sein, Bruno mitzunehmen. Und wenn doch, konnten sie auch dann noch darüber reden. Es stand für sie allerdings fest, dass sie ihren treuen Freund nicht verlassen würde.
"Gut, du wartest hier", entschied Chris schließlich. Er ließ Dhalia etwas abseits mit den Pferden stehen und ging selbst auf die am Ufer versammelten lokalen Händler zu.
Dhalia sah ihm, ihren Kopf an Brunos Hals gelehnt, zu, wie er mit den Männern verhandelte. Immer wieder wies Chris in ihre Richtung und gestikulierte wild mit den Armen. Anscheinend beschrieb er die Qualität seines Pferdes und die Marotte der Frau, die sich von ihrem eigenen Tier nicht trennen wollte. Sie zuckte mit den Schultern und vergrub ihr Gesicht leicht beleidigt in Brunos glattem glänzendem Fell. Sollte er doch reden und sie so viel er wollte als verrückt hinstellen. Was kümmerte es sie, solange sie nur Bruno nicht hergeben

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