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Feenkind

Feenkind

Titel: Feenkind Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: E Zeißler
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schien bestätigt worden zu sein, denn auf einmal rammte er seinen Stab mit aller Kraft nach vorne in den Flussboden. Der Stab bog sich bedrohlich, doch er schaffte es, das Boot fast zum Stehen zu bringen.
"Fang an zu rudern", schrie er alarmiert Dhalia zu, als sich der Baum plötzlich auf sie zu bewegte. Er selbst stieß den Stab, so fest er konnte, in den Boden und drückte, so dass das Boot sich rückwärts in Bewegung setzte.
"Wohin?" fragte Dhalia, die augenblicklich die Ruder ergriffen hatte. Angesichts der Anspannung in Chris' Stimme hatte sie beschlossen, erst zu tun, was er sagte, und sich danach nach den Gründen zu erkundigen.
"Die Insel da!" Er wies mit dem Kopf auf eine kleine Insel, die sie vor wenigen Minuten passiert hatten.
"Was ist denn los?" stieß sie keuchend hervor. Das Rudern war doch anstrengender, als sie gedacht hätte.
"Ein Krokodil", antwortete Chris mit einem Blick auf den Baumstamm, der die Entfernung zwischen ihnen bereits deutlich verringert hatte.
"Unmöglich", sagte Dhalia ungläubig. "Dafür ist es viel zu groß."
"Dann ist es eben ein sehr hungriger Baum", stieß Chris zwischen den Zähnen hervor. Auch sein Atem ging jetzt stoßweise.
Dhalia, die den Baumstamm genauer in Augenschein genommen hatte, vervielfachte ihre Anstrengungen, auch wenn ihre Schultermuskeln dabei zu reißen drohten.
"Ich habe noch Feenstaub", fiel ihr plötzlich ein, doch ohne Chris' Erlaubnis wagte sie es nicht, die Ruder loszulassen, um danach zu suchen.
"Zu gefährlich", Chris schüttelte entschieden den Kopf. "Ich möchte lieber nicht so nah an das Viech heran. Außerdem haben wir Gegenwind", fügte er hinzu und warf wieder einen nervösen Blick auf das riesige Reptil, das immer näher kam.
Dhalia folgte seinem Blick. "Sind wir auf der Insel denn in Sicherheit?" fragte sie besorgt und hoffnungsvoll zugleich. Nur noch wenige Rudelschläge trennten sie von ihrem Zufluchtsort, doch auch das Biest war ihnen dicht auf den Fersen.
"Möglich", sagte Chris ausweichend. Immerhin schätzte er ihre Überlebenschancen an Land etwas höher ein als im Wasser. "Sobald das Boot auf Grund stößt, springst du raus und rennst zu dem großen Baum da, verstanden?" kommandierte er.
Dhalia nickte. Im nächsten Augenblick ging ein Ruck durch das Boot und sie beide sprangen, wie von einer Feder getrieben, heraus. Sie hatten kaum einige Schritte zurückgelegt, als das Tier mit für seine Größe erstaunlicher Behändigkeit ebenfalls ans Ufer kroch. Dhalia blickte sich nur für einen Augenblick um, doch das genügte, damit sich der grausige Anblick für immer bei ihr einbrannte. Es war gut dreißig Fuß lang und so dick wie ein alter Baumstamm. Ein Mann allein hätte das Biest nicht umfassen können. Der schuppige Körper war mit einem dicken, schon verknöcherten Panzer bedeckt, der die Spuren vieler alter Kämpfe trug. Dhalia hätte nicht einmal eine Schätzung wagen können, wie alt das Monster war, das sie als seine nächste Mahlzeit betrachtete. Trotz des Alters hatten aber die Zähne nichts von ihrer Schärfe eingebüßt, manche von ihnen waren fast so lang wie Dhalias Unterarm. In dem Augenblick, als sie den Kopf umwandte, bemerkte sie auch, dass das Biest nicht sofort ihre Verfolgung aufnahm, sondern kurz, scheinbar unschlüssig, verharrte.
"Bruno!" schrie Dhalia plötzlich panisch auf, als ihr auffiel, dass der Hengst noch immer schlafend und wehrlos dalag. "Es wird Bruno fressen!" schrie sie Chris zu.
Lieber ihn als uns, dachte Chris, der genau darauf spekuliert hatte. Vielleicht war das Biest dann satt genug und ließ sie beide in Ruhe. Er erreichte den Baum und schwang sich auf den untersten Ast. Hoffentlich war der Baumstamm stark genug, um dem Ansturm des wütenden Monsters stand zu halten.
Aus der relativen Sicherheit, in der er sich befand, blickte Chris zurück zum Strand. Ein Teil seines Plans war aufgegangen. Ein wenig durch Brunos Reglosigkeit verunsichert, aber dennoch eindeutig erst einmal auf ihn konzentriert, kam das Krokodil langsam auf das kleine Boot zu. So weit, so gut. Doch der zweite Teil des Plans sah vor, dass Dhalia das seelenruhig geschehen ließ. Aber da hat er leider nicht weit genug gedacht.
Dhalia sammelte hastig einige Steine vom Boden auf. "Hier bin ich, du widerwärtiges Monster!" schrie sie und warf einen Stein nach dem gigantischen Reptil. Es hörte sich an, als wäre Fels auf Fels geprallt, ohne dass das Biest es auch nur gemerkt hätte. Doch Dhalia gab nicht auf. Der dritte oder vierte

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