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Feenkind

Feenkind

Titel: Feenkind Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: E Zeißler
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Obwohl ihr vor Kälte die Zähne klapperten, hatte es keinen Sinn, sich umzuziehen. Vorher musste das Boot noch in Ordnung gebracht werden.
Sie kniete sich neben Chris, der noch immer selig schlief, hin - wenn sie ihn nicht immer wecken würde, würde er wohl überhaupt irgendwann aufwachen? - und rüttelte ihn entschieden an der Schulter.
Es dauerte eine Weile, bis er die Augen öffnete. Und als er es endlich tat, starrte er sie desorientiert an. "Was ist denn mit dir passiert?" fragte er schließlich besorgt, als er ihre bläulich angelaufenen Lippen bemerkte. "Ich spüre ja durch das Hemd, wie kalt deine Hände sind."
"Oh, nichts, was dir nicht auch gleich passieren wird", erwiderte sie mit einem Achselzucken.
"Du bist ja ganz nass", stellte Chris etwas verspätet fest.
"Das Boot ist umgekippt", informierte ihn Dhalia. "Wir sollten es sofort bergen, bevor es irgendeinen Schaden nimmt."
"Wo ist denn Tukrol?" fragte Chris, dem endlich auffiel, dass etwas nicht stimmte.
"Weg."
"Was heißt weg? Wohin?"
"Das weiß ich nicht. Anscheinend hatte er nicht genug Vertrauen in meine Fähigkeiten als Sorcera, den Zorn seines Gottes von ihm abzuwenden. Daher hat er es vorgezogen, uns zu verlassen."
"Hat er das Boot beschädigt?" fragte Chris verständnislos.
"Nein, Bruno hat es umgekippt, als er aufgewacht war. Aber können wir das bitte besprechen, wenn ich nicht mehr in diesen nassen Klamotten stecke?"
"Klar. 'Tschuldigung." Chris sprang sofort auf. "Also, erst das Boot, dann trockene Sachen und dann reden, richtig?"
"Genau."
Es war nicht einfach, doch mit vereinten Kräften gelang es ihnen, das Boot wieder umzudrehen. Glücklicherweise hatte Tukrol es am Vorabend völlig ausgeräumt, so dass ihnen nun keine Ausrüstung verloren gegangen war. Allerdings waren beide von Kopf bis Fuß durchnässt und zitterten vor Kälte und Anstrengung am ganzen Körper.
"Puh, ich glaube, ich kann keinen Muskel mehr bewegen", stöhnte Dhalia und ließ sich auf den Boden fallen, nachdem sie sich nochmals überzeugt hatten, dass das Boot gut verankert war.
"Nur noch ein bisschen", sprach Chris ihr aufmunternd zu, obwohl er selbst völlig erschöpft war. "Du musst nur noch deine nassen Sachen ausziehen. Dann kannst du dich ausruhen." Er warf ihr ihr Kleiderbündel zu. "Ich gehe nach dort drüben." Er deutete auf einen großen Busch, der in einiger Entfernung zu sehen war. Wenn du fertig bist, ruf mich einfach."
Dhalia nickte und er wandte ihr, mit dem eigenen Bündel unter dem Arm, den Rücken zu. Sobald er außer Sichtweite war, knöpfte sie eilig ihr Hemd auf und begann vorsichtig, die Bandage um ihren Oberkörper abzunehmen.
Als Chris zurückkehrte, war sie schon damit beschäftigt, das Feuer wieder anzufachen. Ihre Kleidung hatte sie bereits rundherum zum Trocknen ausgebreitet. Sobald das Feuer fröhlich prasselte, hängte Dhalia einen Kessel mit Wasser und einigen Trockenkräutern aus ihrem Vorrat darüber. Dann wickelte sie sich in ihre Decke und setzte sich ganz nah an die wärmenden Flammen heran. Chris, der sich, nachdem er seine Sachen ebenfalls zum Trocknen aufgehängt hatte, zu ihr setzte, schnüffelte misstrauisch an dem aus dem Kessel aufsteigenden Aroma.
"Keine Angst", lachte Dhalia. "Ich habe die Kräuter selbst gepflückt. Da ist garantiert kein Schlafkraut drin."
"Das hätte ich dem kleinen Kerl niemals zugetraut", sagte Chris beinahe bewundernd. "Er schien ziemlichen Respekt vor dir zu haben."
"Ich hätte ihn nicht zwingen dürfen, diesen Weg zu nehmen", sagte Dhalia plötzlich. "Es ist alles meine Schuld."
"Das ist nicht wahr", winkte Chris ab. "Ich war auch gegen die Verzögerung. Wir hätten womöglich unseren gesamten Vorsprung eingebüßt."
"Aber jetzt kommen wir vielleicht gar nicht mehr an."
"Wieso denn das? Wir haben das Boot und wir haben eine Karte. Was soll da schon schief gehen? Wäre nicht das erste Mal, dass wir allein unterwegs sind, oder?" Er zwinkerte ihr aufmunternd zu. "Es ist bloß ärgerlich, dass wir ihn im Voraus für die gesamte Strecke bezahlt haben", setzte er bedauernd hinzu. "Aber andererseits haben wir jetzt das Boot. Wenn wir es verkaufen, kriegen wir unsere Ausgaben wahrscheinlich wieder rein."
Lächelnd boxte Dhalia ihn in die Seite. "Du bist einfach unglaublich", informierte sie ihn.
"Ja, ich weiß." Chris grinste zurück.
"Chris, es tut mir leid", sagte sie plötzlich wieder ernst.
"Was denn?"
"Was ich gestern gesagt habe. Ich glaube nicht, dass dir alles außer Profit egal ist."
"Ich weiß",

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