Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Feenkind

Feenkind

Titel: Feenkind Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: E Zeißler
Vom Netzwerk:
Stein traf das Tier endlich an einer empfindlicheren Stelle. Mit einem wütenden Grunzen wandte es sich seiner tollkühnen Angreiferin zu, der jetzt erst aufzufallen schien, dass all ihre Waffen im Boot geblieben waren. Sie drehte sich um und rannte los. Noch bevor sie drei Schritte machen konnte, hatte das Biest sie mit einer Geschwindigkeit, die sie ihm niemals zugetraut hätte, eingeholt. Dhalia spürte, wie die Erde direkt hinter ihr unter den Schritten des Tieres erbebte, doch sie wagte es nicht, sich umzublicken.
Plötzlich traf sie etwas hart von der Seite und riss sie von den Beinen. Während sie zu Boden stürzte, sah sie, wie sich die tödlichen Kiefer des Krokodils mit einem lauten Klacken um Nichts schlossen.
"Lauf", raunte Chris ihr ins Ohr und stieß sie zur Seite weg, während er sich selbst aufrappelte. Die kleinen kalten Augen des Krokodils fixierten ihn und er spürte in sich die merkwürdige Gewissheit ausbreiten, dass er diesen Ort nicht mehr verlassen würde. Die lange Schnauze des Wesens schoss vor, doch Chris wich geschickt zur Seite aus. Erst als ihn etwas Schweres mitten in der Brust traf, ihm alle Luft aus den Lungen quetschte und ihn mehrere Fuß durch die Luft schleuderte, bis er schmerzhaft auf dem harten Boden aufprallte, erinnerte er sich, dass ein Krokodil an Land vorzugsweise mit seinem Schwanz angriff. Chris hatte noch keine Gelegenheit, sich aufzurappeln, als das Biest auch schon wieder bei ihm war. Er sah, wie sich die gnadenlosen Kiefer öffneten, um ihn zu packen und irgendwohin in die Speisekammer des Tieres tief unter Wasser zu zerren, doch er hatte keine Kraft mehr, sich zu wehren. Fast spürte er schon, wie sich die scharfen Zähne in sein Fleisch bohrten, Knochen zerbrachen und lebenswichtige Gefäße durchtrennt wurden. Schicksalsergeben schloss Chris die Augen. Er wollte dabei zumindest nicht zusehen.
"Neeiiin!" hörte er plötzlich Dhalias schrille Stimme und etwas blitzte hell durch seine geschlossenen Augenlider. Er öffnete die Augen genau noch rechtzeitig, um zu sehen, wie sie drei oder vier knisternde Energiekugeln eine nach der anderen auf das Biest abschoss, dessen Kiefer sich schon beinahe um seine Körpermitte gelegt hatten. Hastig kroch Chris einige Schritte zurück, damit er nicht zufällig zwischen die gewaltigen Kiefer geriet, wenn sie sich im Todeskampf schlossen.
Bleich und zitternd stand Dhalia da und betrachtete das Ungeheuer, das nun langsam zur Seite kippte. "Ist ... ist es tot?" fragte sie panisch.
"Ich glaube nicht", gab Chris ebenso zitternd zurück und kroch noch ein wenig weiter weg. "Doch im Augenblick ist es außer Gefecht."
"Bist du verletzt?" Ohne das Krokodil aus den Augen zu lassen, lief sie schnell zu Chris herüber und half ihm aufzustehen.
Dabei verzog er schmerzhaft das Gesicht. "Ich glaube, ein paar Rippen sind angeknackst, vielleicht auch gebrochen", diagnostizierte er, während er sich vorsichtig betastete.
"Lass uns von hier verschwinden", sagte Dhalia schnell.
Chris blickte abschätzend auf das reglose Monster zu ihren Füßen. "Noch ein paar Energiekugeln müssten ihm eigentlich den Rest geben. Hast du noch Ladung in deiner Schleuder?"
"Nein", geistesabwesend schüttelte Dhalia den Kopf, während sie Chris zu ihrem Boot zerrte. Sie hatte keine Ahnung, wovon er sprach, doch das konnte warten, bis sie in Sicherheit waren.
Erst als sie sicher im Boot saßen, erinnerte sich Chris daran, in Dhalias Hand gar keine Schleuder gesehen zu haben. Nun, vielleicht hatte er sich auch geirrt.
Er griff nach den Rudern, doch verzog schon im nächsten Augenblick vor Schmerz das Gesicht.
"Ist schon gut", sagte Dhalia mitfühlend. "Ich mache das. Versuche, dich nicht zu bewegen. Ich schaue mir deine Rippen später an." Sie schnappte sich die Ruder und begann, sie mit gleichmäßigen Bewegungen von der gefährlichen Insel fort zu bringen.
Gern hätte Chris sie danach gefragt, was auf der Insel passiert war. Er hatte gar nicht gewusst, dass sie eine Schleuder besessen hatte. Andererseits wurde er, je länger er darüber nachdachte, zunehmend sicherer, dass es ihre leere Hand gewesen war, aus der die Energiekugeln gekommen waren. Doch Dhalia ruderte mit einem derart verbissenen Gesichtsausdruck, dass er es nicht wagte, sie zu stören. Er konnte sich nicht vorstellen, woher sie die Kraft dazu nahm, aber sie ruderte ohne Unterbrechung, bis der Mond hoch am Himmel stand. So tief saß die Angst in ihr, dass sie erst zu sich zu kommen schien, als Chris ihr

Weitere Kostenlose Bücher