Feenkind
Erschöpfung zitternden Muskeln streckte und sich Tannennadeln und trockene Blätter von der Kleidung klopfte, schwor Chris sich, nie wieder Feenstaub anzurühren.
Zumindest war er Eliza und ihren Schlägertypen entkommen. Jetzt durfte er ihnen bloß nicht noch einmal unter die Augen kommen. Aber alles in allem hätte das Abenteuer auch viel schlimmer ausgehen können - er war mal wieder mit einem Schrecken und einem blauen Auge davongekommen. Jetzt musste er das Beste aus seinem Vorsprung machen und das Mädchen finden. Wer wusste schon, wie lange sein Glück ihm noch dermaßen hold bleiben würde.
Nach einem zweiten Blick in den Himmel wandte Chris sich entschlossen nach links und marschierte tapfer in die Richtung los, in der er die Straße nach Annubia vermutete.
* * *
Dhalia war mit ihrem Fortschritt ziemlich zufrieden. Am Abend hatte sie endlich die Landstraße nach Annubia erreicht. Dort kam sie auch viel besser voran, da sie im Wald oft hatte absteigen und Bruno am Zügel führen müssen.
Während ihres eintönigen Rittes, musste sie immer wieder an Christopher denken. Selbst in Gedanken weigerte sie sich, die vertrauliche Form seines Namens zu benutzen, die er ihr so unverschämt angeboten hatte. Sie war sich überhaupt nicht sicher, was sie von ihm zu halten hatte. Er schien kein wirklich schlechter Kerl zu sein - ein Gauner, ein Schurke, sicherlich, aber nicht wirklich bösartig. Dennoch durfte sie keine Risiken eingehen.
Und jemandem wie ihm zu vertrauen, wäre weitaus mehr als ein bloßes Risiko, es wäre eine regelrechte Dummheit. Es war richtig von ihr gewesen, ihn zurück zu lassen. Er würde schon für sich selbst sorgen können. Sie brauchte keinen Gedanken mehr an ihn zu verschwenden. Es war äußerst unwahrscheinlich, dass sie sich jemals wieder über den Weg liefen.
Als es immer dunkler wurde, begann Dhalia, nach einem geeigneten Rastplatz Ausschau zu halten. Da sie nicht wusste, wie weit der nächste annehmbare Gasthof entfernt war, würde sie wohl wieder im Wald übernachten müssen, obwohl sie sich mittlerweile sehr nach einem Bad und einem sauberen Bett sehnte. Die Kraft, mit der die Feenhöhle sie angefüllt hatte, ging nun zur Neige und die Anstrengungen der letzten Tage forderten endlich ihren Tribut.
Die junge Frau gähnte herzhaft und riss sich verspätet die Hand vor den Mund, was sie zu einem melancholischen Lächeln verleitete. Ihre Erziehung als Prinzessin - wie lange war das nun schon her? Es schien, in einem anderen Leben gewesen zu sein. Sie spürte, wie sich bleierne Müdigkeit auf ihre Augenlider senkte. Sie hatte in der letzten Nacht kaum geschlafen, weil sie sich in Christophers Anwesenheit trotz ihrer Vorsichtsmaßnahmen nicht richtig hatte entspannen können. Zu allem Überfluss verspürte sie auch noch den ganzen Tag einen unangenehmen, ziehenden Schmerz zwischen den Schulterblättern. Wahrscheinlich hatte sie falsch gelegen. Ein Grund mehr, sich auf ein schönes, entspannendes Bad zu freuen. Sie seufzte tief. Das würde wahrscheinlich noch warten müssen, bis sie Annubia erreichte.
Sie straffte ihre Schultern, um die schmerzhafte Spannung in ihrem Rücken ein wenig zu lindern, und blickte sich beinahe automatisch um, bevor sie Bruno von der Straße weg in den Wald hinein lenkte. Sie fühlte sich sicherer, wenn sie niemand dabei beobachtete. Wenn keiner wusste, wo sie ihr Lager aufschlug, konnte auch niemand sie im Schlaf überfallen.
In den letzten Stunden hatte Dhalia allerdings kaum Menschen gesehen, so dass es eher Gewohnheit als echte Vorsicht war, die sie sich umschauen ließ. Daher war sie umso überraschter, als sie eine Staubwolke entdeckte, die schnell näher kam. Flüchtig fragte sie sich, was den Reiter in so große Eile versetzt haben konnte, und beschloss, ihn vorbeireiten zu lassen und sich dann einen Schlafplatz zu suchen.
Sie ließ Bruno langsam weitergehen. Der fremde Reiter hatte sie bestimmt bereits bemerkt. Daher hatte es keinen Sinn, sich vor ihm zu verstecken. Sie würde sich nur selbst verdächtig machen und ihn womöglich dazu veranlassen, trotz seiner Eile nach ihr zu suchen. Sie hörte, wie er immer näher kam und schloss ihre Hand wie beiläufig um den Griff ihres Schwertes, das in seiner schlichten Scheide an Brunos Hals hing. Jeden Augenblick musste der Reiter sie erreichen. Sie lenkte das Pferd näher an den Straßenrand, damit der Fremde sie ohne Schwierigkeiten überholen konnte.
Dhalia zwang sich, unbeteiligt geradeaus zu blicken, um
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