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Feenkind

Feenkind

Titel: Feenkind Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: E Zeißler
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zumindest aufrecht stehen und nicht wie ein Köter an einen Baum gebunden sein.
Der Wächter hielt kurz inne und schien über Christophers Bemerkung nachzudenken. So, wie er dabei aussah, musste ihm diese ungewohnte Anstrengung richtig wehtun. Dann hellte sich Gheorghes Gesicht wieder auf.
"Nein, sie sagte, du sollst bei ihrer Rückkehr noch gehen können, und bis dahin haben wir noch genug Zeit." Er ließ seine Knöchel gefährlich knacken. "Steh auf!" fuhr er den Gefangenen anschließend an.
"Geht nicht", erwiderte dieser betont gleichgültig.
Im nächsten Augenblick packte Gheorghe ihn am Kragen und versuchte, ihn auf die Beine zu ziehen. Doch Chris war zu fest an den Baum gefesselt. Die Rinde schürfte ihm die Haut an den Händen und an den Unterarmen schmerzhaft auf, doch er verzog keine Miene. "Ich hab's dir doch gesagt", sagte er mit einem leichten Schulterzucken.
Gheorghe knurrte wütend und boxte Chris in den Magen, bevor dieser seine Knie schützend vor die empfindliche Stelle ziehen konnte. Das schien Gheorghes Lieblingsschlag zu sein. Zumindest war er nicht besonders einfallsreich. Doch andererseits war es Chris nur zu deutlich bewusst, dass er auch von diesen - langweiligen - Schlägen nicht allzu viele würde einstecken können. Magensäure stieg ihm brennend in den Mund und er hustete und keuchte, um wieder zu Atem zu kommen. Am liebsten hätte er sich zusammengekauert, um den Schmerz und die Übelkeit in seinem Inneren zu lindern. Doch die Fesseln hielten ihn in der halb aufrechten Position fest, in die Gheorghe ihn gezerrt hatte.
Enttäuscht sah Gheorghe ihn an. Die blöden Fesseln hatten ihn um das Vergnügen gebracht, sein Opfer vor sich im Staub winden zu sehen. Nach kurzem Zögern zog er seinen Dolch aus der Scheide und schnitt Christophers Fesseln durch. Der Gefangene würde ihm ohnehin nicht entkommen können.
"Steh auf!" fuhr der Wächter ihn an, während Chris automatisch seine Handgelenke rieb, um die Blutzirkulation wieder herzustellen. Mit einem Blick auf Gheorghes Gesicht rappelte er sich langsam auf. Er war sich gar nicht sicher, ob die Befreiung von den Fesseln eine Verbesserung seiner Lage bedeutete. Noch bevor Chris sich vollständig aufgerichtet hatte, traf Gheorghes Faust ihn am Kinn.
Chris hatte das Gefühl, als würde sein Kopf wegfliegen, und schmeckte Blut auf seiner Lippe. Elizas Befehl hin oder her, wenn er den Kampf tatsächlich überleben wollte, musste er ihn möglichst schnell beenden.
Gheorghe wartete, bis Chris wieder einigermaßen auf seinen wackligen Beinen stand. "Das war für den Energieball, den du letztes Frühjahr auf mich abgefeuert hast", sagte der Wächter schadenfroh.
"Dann sind wir jetzt wohl quitt", keuchte Chris. Ohne den nächsten Schlag abzuwarten, stürzte er sich mit dem Kopf voran auf seinen Gegner. Durch den Aufprall gelang es ihm zwar, den großen Mann umzureißen, ansonsten schien Gheorghe aber keinen Schaden genommen zu haben. Er lachte und schubste Chris, der auf ihn gefallen war, von sich fort.
"War das etwa schon alles? Kein Wunder, dass ein Mädchen dich besiegen konnte", höhnte der Wächter. "Ich zeige dir jetzt mal, wie richtige Männer zuschlagen."
Hastig versuchte Chris, aus seiner Reichweite zu kommen. Am Rande der kleinen Lichtung lagen noch immer seine Sachen verstreut. Darunter musste irgendwo auch seine Schleuder sein. Er hoffte bloß, dass die Ladung darin noch ausreichen würde. Er hatte sie schon sehr lange nicht mehr benutzt. Chris machte einen Hechtsprung und schnappte die kelchförmige Vorrichtung, die er neben den Amuletten erspäht hatte. Hektisch drückte er auf einen Knopf und sah erleichtert, wie sich im Inneren des Kelchs eine kleine, knisternde Kugel aufzubauen begann. Gheorghe, der Christophers Absicht erkannte, knurrte wütend und lief auf ihn zu. Besorgt warf Chris einen Blick auf die noch immer recht kleine Kugel. Doch mehr schien einfach nicht drin zu sein. Er betete, dass es genügen würde. Er zielte kurz und ließ dann die Kugel los, nur wenige Augenblicke bevor der Wächter ihn erreichte. Dieser sah den knisternden Energieball auf sich zu rasen, konnte ihm aber nicht mehr ausweichen.
Chris konnte Gheorghes Wut darüber, dass er ihm bereits zum zweiten Mal auf genau die gleiche Art entkam, fast körperlich spüren. Einen Augenblick später sank Gheorghes massige Gestalt reglos zu Boden.
Chris war einen erleichterten Blick auf den Wächter. Der war erst einmal außer Gefecht. Allerdings würde die Betäubung nicht

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