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Feenkind

Feenkind

Titel: Feenkind Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: E Zeißler
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es möglich sein würde, die Versiegelung länger als einige Tage aufrecht zu erhalten. Allein die Tatsache, dass Denna eine solche Maßnahme in Betracht zog, verriet der Dunkelfee die Besorgnis, die das unbekannte Mädchen ihrer Lehrmeisterin einflößte. Sie runzelte unwillig die Stirn. Sie hasste es, nicht zu wissen, was eigentlich vor sich ging.
Eliza richtete sich auf und rief nach ihren beiden Wächtern. Sie musste das Mädchen unbedingt vor den Viszerern erreichen. Nur so konnte sie sich rehabilitieren. Und bevor sie die Kleine der Obrigkeit übergab, würde sie aus ihr ein paar gute Antworten auf ihre dringenden Fragen quetschen.

    * * *

"Seid Ihr sicher, dass Ihr wisst, wohin wir gehen?" erkundigte sich Christopher äußerst skeptisch.
"Aber klar doch", beruhigte ihn Dhalia gutgelaunt. "Nach Südosten."
"Das sehe ich auch", brummte er. Seit mehreren Tagen kämpften sie sich durch den Wald. Da sie alle Wege mieden, kamen sie nur mühsam voran und mussten oft weite Bögen um unwegsames Gelände machen. Manchmal verlor selbst er die Orientierung, wenn der Wald zu dicht wurde, doch Dhalia hielt unbeirrbar wie eine Kompassnadel immer auf Südosten zu. Er war müde, zerkratzt und schmutzig. Mit innerer Genugtuung stellte er fest, dass der lange Marsch auch an ihren Kräften zu zehren begann, auch wenn sie die Strapazen der Reise deutlich leichter ertrug. Nur sein männlicher Stolz bewahrte ihn davor, sie um eine Verschnaufpause zu bitten. Noch nie hatte er sich von einem Mädchen derart herausgefordert gefühlt.
Schließlich blieb sie stehen und wischte sich einige Schweißtropfen vom Gesicht. In diesem Jahr räumte der Sommer dem Herbst nur äußerst widerstrebend das Feld und die Tage waren für die Jahreszeit noch erstaunlich warm.
"Wie weit ist es denn noch bis zur Grenze?" fragte er schließlich.
Sie dachte kurz nach. "Es dürfte nicht mehr weit sein. Genau weiß ich es aber nicht. Ich bin noch nie zuvor in dieser Gegend gewesen. Möglich, dass wir sie bereits überschritten haben. Am besten wäre es, wenn wir die Landstraße finden und uns daran orientieren. Wenn wir bereits weit genug von der Grenze entfernt sind, können wir den Wald verlassen. Wenn nicht, schlagen wir uns weiter durch."
"Ihr wisst nicht zufällig, wo genau diese Straße liegt, oder?" erkundigte er sich.
"Nördlich von hier. Wir müssten parallel zu ihr gegangen sein", sagte sie zögernd.
Aufmerksam schaute Christopher sich um. Dann warf er Dhalia die Zügel seines Pferdes zu. "Hier, haltet das mal."
"Was habt Ihr vor?"
Statt einer Antwort lächelte er nur und ging zielstrebig auf einen hohen Baum zu. Geschickt sprang er hoch und umfasste einen der tief hängenden, ungefähr armdicken Äste. Mühsam keuchend zog er sich daran hoch, bis er seine Beine darum schlingen und sich in eine sitzende Position auf dem Ast ziehen konnte. Dann setzte er seinen Aufstieg fort.
Dhalia, die seine Absicht erkannt hatte, verzog mehrere Male besorgt das Gesicht, als sich die Äste unter Christophers Gewicht bedrohlich nach unten bogen, doch sie traute sich nicht, ihm anzubieten, an seiner Stelle den Baum hinauf zu klettern. Irgendwie hatte sie das Gefühl, dass er ihr unbedingt etwas beweisen wollte. Offensichtlich behagte es ihm ganz und gar nicht, der Führung einer Frau zu folgen. Männliche Egos waren ja so empfindlich.
Kurze Zeit später ließ Christopher sich bereits wieder von dem untersten Ast baumeln und sprang neben ihr zu Boden. "Ihr habt Recht. Dort entlang." Zufrieden grinsend wies er in eine Richtung.
"Habt Ihr die Straße gesehen?" fragte Dhalia neugierig.
"Nicht direkt. Der Wald endet dort hinten, ungefähr eine halbe Tagesreise von hier. Außerdem kreisen dort viele Krähen, die vermutlich die kleinen Tiere fressen, die von den vorbeifahrenden Kutschen getötet werden."
"Gut, dann lasst uns gehen. Wir können knapp außerhalb der Sichtweite der Straße bleiben. Der Wald dürfte dort auch nicht so dicht sein. Mit etwas Glück können wir sogar wieder reiten."
"Das denke ich auch", sagte Christopher leicht gereizt. Wieso musste sie ihm ständig alles erklären, als hätte er ohne sie keine Ahnung, was zu tun sei. Er wusste noch nicht genau, wie, aber eines Tages würde er ihr ihre Besserwisserei schon noch austreiben.

An diesem Abend übernahm Dhalia die erste Wache. Sie waren zu nah an die Landstraße heran gekommen, um weiterhin auf den Schutz des Waldes vertrauen zu können.
Sie konnte es kaum erwarten, bis ihr Begleiter aufgehört hatte,

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