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Feenkind

Feenkind

Titel: Feenkind Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: E Zeißler
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ihre Schoßhündchen flechten und in begeistertes Kreischen ausbrechen, weil das ja
    sooo süüüß
ist!" Bei dem Gedanken, dass dies sein Bild von ihr war, spürte sie Tränen der Wut in sich aufsteigen, die sie tapfer unterdrückte. Sie würde ihm nicht Recht geben, in dem sie über seine Beleidigung weinte. "Wenn ich ein Mann wäre, würde ich Euch jetzt zum Kampf fordern", warf sie ihm hitzig entgegen.
"Wozu denn?" fragte er leise und ging vorsichtig einen Schritt auf sie zu. "Wir wissen ohnehin beide, wie ein Kampf zwischen uns ausgehen würde." Er versuchte ein versöhnliches Lächeln. "Ich bin Manns genug, um zuzugeben, wenn ich absolut keine Chance habe." Er kam ihr noch einen kleinen Schritt näher, bis sie nur noch eine Armlänge entfernt war. Langsam streckte er seine Hand nach ihr aus und berührte sie sanft an der Schulter. "Es tut mir leid." Er versuchte ihren Blick mit seinen Augen einzufangen. "Wirklich, sehr leid. Ich wollte Euch nicht beleidigen."
Sie atmete hörbar aus und er konnte förmlich sehen, wie ein Teil der Anspannung ihren Körper verließ.
"Sagt Ihr mir jetzt, was so besonders an diesem Buch ist?" Auch er war enttäuscht, dass sie ihm noch immer nicht vertraute, sonst hätte sie ihm das Buch bestimmt schon gezeigt. Selbst jetzt noch schien sie darüber nachzudenken, ob sie es ihm sagen konnte.
Er vertraute ihr und hatte ihr alles gesagt, was er wusste. Daher traf ihn ihr Misstrauen umso härter. Doch er wollte ihre, anscheinend auch so schon sehr wacklige, Partnerschaft nicht zusätzlich dadurch gefährden, dass er seinen Gefühlen Luft machte.
Endlich schien Dhalia einzusehen, dass ihr keine andere Wahl blieb, als ihm die Wahrheit über das Buch zu erzählen. "Wir brauchen dieses Buch, weil es uns den Weg zeigt", erklärte sie.
"Den Weg wohin?"
"Den Weg von dem See und dem Wasserfall zum Vulkan."
"Und wie soll das gehen?" fragte Christopher neugierig. "Ihr sagtet doch, Ihr könntet es nicht lesen."
"Kann ich auch nicht", antwortete sie mit einem überlegenen Lächeln. "Aber ich habe etwas, das mir dabei hilft." Sie bückte sich und kramte die Lupe aus ihrem Rucksack hervor und hielt sie Christopher stolz vor die Nase.
"Eine Lupe? Wie soll uns das weiterhelfen?"
Dhalia strahlte wie ein Kind, das einem anderen sein neues Lieblingsspielzeug vorführte. "Sagt bloß, Ihr kennt das nicht?" Als sie seinen verständnislosen Blick sah, klärte sie ihn auf. "Haltet die Lupe an das Buch, dann werdet Ihr schon sehen, was sie kann."
Gehorsam, jedoch skeptisch, hielt er die Lupe über das Buch und hielt begeistert den Atem an. "Das gibt's doch nicht."
"Doch, das gibt's", widersprach Dhalia ihm zufrieden. "Hier, nehmt das Buch, setzt Euch hin und schaut Euch alles in Ruhe an", sagte sie großzügig. Sie reichte ihm das Buch und setzte sich neben ihn hin, um die Geschichte auch noch einmal sehen zu können.
"Oh, mein Gott", stieß Christopher plötzlich atemlos hervor. Dhalia blickte schnell in sein Gesicht, er sah tief erschüttert aus. Er beugte sich so tief über die Lupe, dass sie beinahe sein Auge berührte. "Fehlt Euch was?" Besorgt legte Dhalia eine Hand auf seine Schulter, doch er schien sie gar nicht wahrzunehmen.
"Er ist es. Er ist es tatsächlich", flüsterte der junge Mann schließlich leise. In seiner Stimme schwang eine solche Palette von Emotionen - Fassungslosigkeit, Freude, Schmerz - dass Dhalia es nicht länger aushielt.
"Wen seht Ihr?"
Er blickte sie an, als hätte er ihre Anwesenheit vollkommen vergessen. "Del, es ist Del", stammelte er erschüttert. Seine Augen schimmerten feucht im flackernden Licht des Lagefeuers.
"Welcher ist es?" fragte sie sanft. "Der, der weggeht, oder derjenige, der bleibt?"
Christopher lächelte leicht. "Er bleibt."
Sie berührte ganz sanft seine Wange, damit er sie ansah. "Dann ist er derjenige, der an die Menschen geglaubt hatte", erklärte sie leise, aber ernst. "Er hat sich für uns, für Euch, entschieden."
Er lächelte sie dankbar an. "Darf ich das Buch noch eine Weile haben?" fragte er dann.
"Aber natürlich." Dhalia erhob sich. "Ich gehe jetzt schlafen."
"Ja, tut das", murmelte er abwesend. Er war schon wieder in das Bild vertieft.
Trotz ihrer Müdigkeit bemühte Dhalia sich, nicht einzuschlafen. Sie hatte vielleicht nicht besonders gut Wache gehalten, doch auf Christopher war zurzeit überhaupt kein Verlass.
Sie legte sich auf die Seite und beobachtete ihn, wie er die Geister seiner Vergangenheit beschwor. Das unerwartete Wiedersehen, wenn man es

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