Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Feenkind

Feenkind

Titel: Feenkind Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: E Zeißler
Vom Netzwerk:
Urteilsvermögen trübte.
Dies war der erste normale Satz, den Dhalia seit ihrem Streit gesagt hatte. Das Mädchen war ja so empfindlich. Über solche Kavaliersdelikte verlor man in ihrem Gewerbe gewöhnlich nicht mal ein Wort, solange nichts gestohlen wurde. Sie musste noch viel lernen, wenn sie als Schatzjägerin Erfolg haben wollte. "Ich denke, wir sollten uns erst ein wenig umsehen. Die Straße wird bestimmt überwacht", erwiderte er.
Dhalia schnappte erschrocken nach Luft - das Mädchen hatte sich noch immer nicht daran gewöhnt, eine Gejagte zu sein. Doch er ignorierte das. "Sie haben bestimmt nicht genug Helfer, um die komplette Straße zu beobachten. Es werden also entweder Patrouillen oder Magie eingesetzt. Wenn wir Pech haben, sogar beides. Kommt darauf an, wie wichtig wir für sie sind", murmelte er nachdenklich. "Andererseits sind wir hier sehr weit von der Hauptstadt entfernt, ihre Möglichkeiten sind also ziemlich beschränkt." Er verstummte und dachte kurz nach. "Nein, ich kann keine sinnvolle Einschätzung unserer Situation abgeben, nicht, ohne mich selbst umzusehen. Am besten, ich schleiche mich zur Straße und verschaffe mir einen Überblick. Dann komme ich zurück und wir besprechen die Lage."
"Ich komme mit", erwiderte Dhalia bestimmt. Sie würde nicht herumsitzen und auf Christophers Ehrlichkeit vertrauen.
Er sah die Entschlossenheit in ihrem Blick und nickte stumm. Er hätte sie schon fesseln müssen, um sie davon abzuhalten, ihm zu folgen. Und abgesehen davon, dass er sie nicht noch stärker gegen sich aufbringen wollte, würde es ihm vermutlich gar nicht gelingen.
"Also gut, wir können die Pferde noch ein Stück mitnehmen und sie dann außer Hörweite der Landstraße zurücklassen."

Sie gingen hinter einem Busch einige Schritte von der Straße entfernt in Deckung. Obwohl der Weg schon von weitem verlassen schien, hatte Christopher darauf bestanden. Neugierig streckte Dhalia den Kopf aus ihrem Versteck, um die Gegend nach Gefahren abzusuchen.
Einen Augenblick später stieß sie einen leisen Ausruf des Abscheus aus. "Was ist denn das?" flüsterte sie zu Christopher und zog ihn hoch, damit er ebenfalls einen Blick auf die merkwürdige Kreatur werfen konnte, die gerade in Sichtweite kam. Nachdem ihr erster Schock vorüber war, betrachtete Dhalia interessiert das Geschöpf, das hinter einer Wegbiegung aufgetaucht und nun vollständig zu sehen war.
Es hatte die Stirn eines Widders mit den dazu gehörenden rund nach hinten gebogenen Hörnern. Das Gesicht zeigte jedoch viel mehr wache Intelligenz, als man bei einem Schaf normalerweise vermuten würde. Es wirkte irgendwie fast menschlich. Der Rest des Körpers hätte von einer Raubkatze stammen können, obwohl ihm die Geschmeidigkeit, die diesen Tieren so eigen war, eindeutig fehlte. Dazu war das Geschöpf viel zu kompakt gebaut. Es bewegte sich auf allen Vieren fort. Die über seinen Rücken geschnallte Armbrust deutete jedoch darauf hin, dass es die Vorderpfoten nicht nur zum Laufen verwenden konnte.
In ihre faszinierte Betrachtung des grotesken Geschöpfs vertieft, bemerkte Dhalia nicht, wie bleich Christopher geworden war. Als sie den Mund zu einem Kommentar öffnete, schlossen sich seine Finger grob um ihren Mund und ihre Nase.
Unwillkürlich stieß Dhalia dabei ein leises Geräusch aus, das durch Christophers Hände gedämpft wurde.
Augenblicklich blieb das Geschöpf auf der Straße stehen, neigte den Kopf in ihre Richtung und schien zu lauschen.
"Nicht bewegen", formten Christophers Lippen lautlos.
Dhalia, die ihre Hand erhoben hatte, um die seine von ihrem Gesicht zu nehmen, erstarrte. Ihre Lungen brannten schon, als wäre sie zu lange unter Wasser gewesen. Sie versuchte, ihm mit den Augen Zeichen zu geben, doch er achtete nicht auf sie.
Er stand halb aufgerichtet wie erstarrt da und schien selbst den Atem angehalten zu haben.
Schließlich richtete das Wesen seinen Kopf wieder nach vorn und setzte langsam seinen Weg fort. Christopher wartete noch einige Sekunden, dann atmete er erleichtert aus.
Als er Dhalia ansah, bemerkte er endlich, dass sie zu ersticken drohte, und gab zumindest ihre Nase frei.
Dankbar ließ sie Luft in ihre brennende Lunge strömen.
Bevor er sie ganz los ließ, legte er sich noch den Finger auf die Lippen, um sie zum Schweigen zu ermahnen.
Als ob sie es nicht auch schon so verstanden hatte, nachdem er sie beinahe erstickt hätte. Sie schoss ihm einen verärgerten Blick zu, schwieg jedoch gehorsam.
Christopher begann,

Weitere Kostenlose Bücher