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Feenland

Feenland

Titel: Feenland Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Paul J. McAuley
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seine eigenen
Zwecke nutzen will. Deshalb hat er dem Kinder-Kreuzzug seinen Schutz
angeboten. Aber ich bin nicht so sicher, daß er dies tun
sollte. Ich glaube nicht, daß er das Recht dazu hat.«
    Mistress Powell nickt. »Wir haben wirklich sehr viel
gemeinsam«, sagt sie.
    »Eigentlich nicht«, widerspricht Alex. »Sie
glauben, daß dies die wortwörtliche Wahrheit ist. Ich
glaube, daß es eine Metapher ist, mit der meine Schwarze Dame
gespielt hat. Nun ist ihr die Herrschaft entglitten, und sie
muß die Dienste dieses Technokraten in Anspruch
nehmen.«
    »Und werden Sie ganz allein den Kampf gegen den
Kinder-Kreuzzug aufnehmen? Ich wäre Ihnen so gern dabei
behilflich, denn die Existenz des Kreuzzugs wird als Vorwand benutzt,
als Rechtfertigung für die Verfolgung und Vernichtung aller
Feen.«
    »Ich möchte den Kreuzzug entschärfen, sonst nichts.
Es geht nicht um die menschliche Komponente. Wichtig ist, was die
Veränderung in den Leuten hervorgerufen hat. Und ich bin nicht
allein – ich habe Hilfe von außen. Deshalb sind wir hier.
Aber es könnte sein, daß ich auch Ihre Unterstützung
benötige.«
    »Mir kam es eben so vor, als hätte ich etwas
gesehen«, sagt Mrs. Powell. »Es hält sich hinter
diesen Säulen versteckt und beobachtet uns.«
    Alex starrt angestrengt in die angegebene Richtung, aber das
flimmernde Sonnenlicht zwischen den dichtbelaubten Eichenästen
blendet ihn. Er gesteht achselzuckend, daß Mistress Powell wohl
die schärferen Augen hat.
    »Ich habe mir vor fünf Jahren auf dem grauen Markt neue
Hornhäute besorgt«, erklärt Mistress Powell. »Bei
dem Preis, den ich bezahlte, dürfte ich eigentlich keine
Hirngespinste sehen.«
    Sie starrt mit zusammengekniffenen Augen in das grelle
Sonnenlicht, auf die halbzerfallenen Säulen, die sich zwischen
den unkrautüberwucherten Mauerresten erheben. Dann wendet sie
sich wieder Alex zu und meint: »Wenn sie die Feenkönigin
sein will, Mister Sharkey, was sind dann Sie?«
    »Sie nannte mich einmal ihren Merlin. Wir waren damals viel
jünger, aber vielleicht steckt ein Körnchen Wahrheit darin.
Nun, wenn ich Merlin bin, dann ist sie Nimue. Ich habe ihr meine
Geheimnisse verraten, und sie ließ mich eingesperrt in der
Leere meines Gehirns zurück. Vielleicht bin ich hier, damit sie
mich befreit, aber ich komme nicht als reiner Bittsteller. Ich
besitze sowohl Talente als auch Verbündete. Ich habe die volle
Absicht, die Geschichte heil zu überstehen – aber es wird
gefährlich.«
    »Sie versuchen mir klarzumachen, daß ich jetzt noch
gehen kann. Das ist gut gemeint, aber ich finde es so aufregend, hier
zu sein, Mister Sharkey. Ich werde mein Möglichstes tun.
Vielleicht sollte ich zunächst diesen Ort sondieren. Er pulsiert
geradezu vor Energie.«
    Alex holt seinen Computer hervor, und während das Gerät
seine Ferrit-Antenne ausfährt, ißt er eine Tafel
Schokolade und raucht noch eine Zigarette. Dann schickt er Max eine
Minimal-Botschaft, in der er bestätigt, daß alles nach
Plan läuft. Er überprüft, wo sich der Kinder-Kreuzzug
im Moment befindet, und stellt fest, daß er genau da ist, wo er
sein soll, nördlich von Korovado, keine zwei Tagesmärsche
von der Grenze entfernt. Es gibt nur einen Weg, den die Leute jetzt
einschlagen können, durch das Vjose-Tal auf die verlassene Stadt
Leskoviku zu und dann über die wilden Grammos-Berge. Katrina
wird sauer sein: Ray hat die Wahrheit gesagt.
    Mistress Powell läßt sich Zeit damit, ihre
Wünschelruten zu verteilen – Drahtstücke, die am
oberen Ende gekrümmt und mit einem Faden versehen sind, von dem
ein tropfenförmiger Kristall pendelt – und ein
Laser-Diffraktometer zu justieren, das die Ausschläge der
Kristalle messen soll. Alex döst im warmen Sonnenlicht des
Spätnachmittags und träumt von Milena, wie sie früher
war, obwohl er sie durch das zerstörte Magic Kingdom verfolgt,
während blauhäutige Feen mit roten Augen nach seinen Fersen
schnappen. Es ist ein alberner, trivialer Traum, aber der Druck und
die klaustrophobische Enge, die er auslöst, haben durchaus etwas
Reales. Die Zeit wird knapp.

 
6    Neue Probleme
     
     
    Todd Hart erwacht mit Kopfschmerzen und trockenem Mund, in einem
stickigen Dunkel, das von Motorenlärm vibriert. Aus dem
gequälten Rumpeln und der Schräglage des geriffelten
Stahlbodens schließt Todd, daß er in einer Art Fahrzeug
liegt, das eine lange Steigung erklimmt. Die Berge – aber
welche? Es gibt so viele Berge in und um Albanien. Herrgott, wenn

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