Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Feenland

Feenland

Titel: Feenland Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Paul J. McAuley
Vom Netzwerk:
über
irgendeinen gottverlassenen Berg quält, einem unbekannten Ziel
entgegen. Erleuchtet von einem Spot, der sich an brünierten
Stahlwänden bricht, unterlegt vom Dröhnen der Motoren und
der rumpelnden Fahrt, wirkt das Ganze skizzenhaft und vermutlich
gerade dadurch packend realistisch. Um die Spannung zu erhöhen
und seine Furcht zu verbergen, beläßt Todd den Bericht in
seiner Rohfassung.
    »Nicht schlecht«, sagt Spike. Er versucht sich in den
Fahrzeug-Computer einzuklinken, und schließlich findet das
Parasitenkabel der Drohne eine Schnittstelle zum
Inertial-Navigationssystem und von dort den Anschluß zu einem
der Navstar-Satelliten. Zehn Sekunden später ist der Bericht im
Web, ein verschlüsselter Schnellschuß, der von Knoten zu
Knoten saust, bis zum Download im Redaktions-Computer.
    Danach schaltet Spike den Spot aus, und sie sitzen im
lärmenden, schwankenden Dunkel. Spike steckt sich eine Zigarette
an. Der beißende Rauch überfordert die Klimaanlage, und
als Todd sich beschwert, meint Spike, er solle auch eine probieren.
»Das wird dich beruhigen. Und es ist wichtig, daß du bei
diesen überzüchteten, schießwütigen Typen die
Ruhe bewahrst.«
    »Ich hoffe, wir können mit den Leuten verhandeln, die
hier die Befehle erteilen.«
    »Wenn es die überhaupt gibt.«
    »Jemand will etwas von uns, Spike! Davon können wir
ausgehen.«
    »Die sollen bloß die Pfoten von meiner Ausrüstung
lassen! Das ist alles, was ich verlange.«
    Spike zieht an seiner Zigarette. Das glimmende Ende beleuchtet
kurz seine schnapsrote Nase, und in jedem seiner Spanielaugen funkelt
ein winziger Stern. In das schwarze Dröhnen und Schaukeln hinein
erläutert er seine Theorie, daß er unverwundbar ist,
solange er hinter einer Kamera steht.
    »Der alte Isherwood wußte, wovon er sprach. Du wirst zu
einem Geister-Beobachter. Du stehst außerhalb der Szene. Du
darfst nur nicht die Konzentration verlieren. Das ist wie bei der
Zen-Kontemplation.«
    »Gib mir doch eine von deinen Zigaretten!«
    »Bitte sehr!« Spike zündet zwei Fluppen auf einmal
an und reicht Todd eine davon. »Das mit dem Krebs sollte man
nicht so eng sehen. Wenn du in einer angespannten Situation steckst,
mußt du dich irgendwie lockern und damit abfinden.«
    Aber es ist schwer, diesen Rat umzusetzen, auf kaltem Stahl, in
der lärmenden Finsternis. Als der gepanzerte Mannschaftswagen
endlich hält und die Motoren abgestellt sind, setzt sich das
Dröhnen in Todds Schädel fort, als sei er zu einem Teil der
Maschine geworden, zur Idee einer Maschine, die bis in alle Ewigkeit
weiterläuft.
    Die Luke wird mit einem hydraulischen Geräusch geöffnet,
und drei der hünenhaften Kindsoldaten scheuchen Todd und Spike
ins Freie. Spike empfängt sie mit einem Schwall von Flüchen
und droht, den Erstbesten umzulegen, der sich an seiner Drohne
vergreift. Der gepanzerte Mannschaftswagen kauert wie eine aus lauter
Winkeln konstruierte Kröte unter einer Reihe von Bogenlampen.
Seine mattschwarze Oberfläche schluckt das Licht und reflektiert
nichts. Die Luft kommt in heftigen Böen aus der Nacht und
fährt durch knorrige Baumkronen. Ein Tosen dringt auf sie ein,
ein endloses Auf und Ab, und langsam dämmert Todd, daß sie
am Meer sind.
    Die knorrigen Kronen gehören zu Olivenbäumen. Der
Mannschaftswagen parkt auf einer Straße, die auf der einen
Seite von Olivenbaumhainen begrenzt wird und auf der anderen
senkrecht zum Meer hin abfällt. Es stehen noch mehr Wagen am
Straßenrand, und ihre Scheinwerfer verbreiten gleißende
Helle. Ein Halbmond hängt schräg am Himmel. Die
hochgewachsenen Soldaten führen Spike und den mit einem Schuh
humpelnden Todd vom Mannschaftswagen weg. Sie passieren einen Jeep
mit dem UN-Symbol auf der Motorhaube, und dann sieht Todd Soldaten
mit hellblauen Feldmützen und ruft ihnen zu:
    »Amerikaner! Ich bin Amerikaner!«
    Einer der UN-Soldaten, ein Offizier, dreht sich um. Seine Haut
schimmert im Licht der Bogenlampen wie Mahagoni.
    »Ich bin amerikanischer Reporter! Man hat mich
entführt!« Todd windet sich, als ein Soldat ihn mit roher
Gewalt wegzerrt. »Amerikanischer Reporter, verdammt noch mal!
CNN. ABC. CBS.«
    »Soviel ich weiß, handelt es sich hier um eine innere
Angelegenheit«, sagt der Offizier.
    Ein gerechter Zorn steigt in Todd hoch. Die UN ist hier, um die
Leute zu schützen, und er braucht Schutz. »Ich bin
Reporter! CNN! Sorgen Sie dafür, daß die mich
freilassen!«
    Aber der UN-Offizier schüttelt den Kopf und geht weg. Todd
schickt

Weitere Kostenlose Bücher